Julia Extra Band 0292
passiert?“
„Ich weiß es nicht. Aber ich hätte deine Briefe nicht einfach ignoriert, Cris.“
„Dad!“
Verwundert sah Eduard sie an. „Du meinst, dein Vater hat deine Briefe abgefangen?“
„So muss es gewesen sein.“ Sie hatte geglaubt, dass Eduard nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Trotz seiner Zurückweisung noch immer in ihn verliebt, war sie am Boden zerstört gewesen. Jetzt war ihr alles klar. Ihr Vater war wütend geworden, als er einmal zufällig gehört hatte, wie Jeff sie wegen ihrer Schwärmerei für den Marquis aufzog.
Ihr Vater war erst besänftigt gewesen, nachdem sie geschworen hatte, Eduard habe ihre romantischen Gefühle für ihn in keiner Weise gefördert. Dass ihr Vater die Briefe vernichtet hatte, war eine naheliegende Erklärung. Wahrscheinlich hatte er geglaubt, er tue es zu ihrem Besten.
Hatte er nicht zu ihr gesagt, sie solle zu träumen aufhören und sich zusammenreißen?
Das hatte sie gemacht. Sie hatte ihr Leben gemeistert und beruflich Erfolg gehabt. Bis ihr Vater gestorben und sie von Mark schwanger geworden war. Ist es mein Schicksal, mich in die falschen Männer zu verlieben?, fragte sich Carissa. Sie entzog Eduard die Hände und entfernte die Schutzbezüge von einigen Möbelstücken.
„Ich hätte deine Briefe nicht ignoriert“, wiederholte er. „Damals wusste ich nicht, wie ich mit dir umgehen sollte. Es bedeutet nicht, dass ich dich nicht gernhatte.“
Sie glaubte ihm, dass er vor all den Jahren aus Unerfahrenheit so abweisend auf sie reagiert hatte. Was nicht hieß, dass es jetzt anders zwischen ihnen sein konnte. Sie hielt es für unwahrscheinlich, dass Eduard sich noch zu ihr hingezogen fühlen würde, wenn er von ihrer Schwangerschaft erfuhr. Und noch einmal würde sie seine Zurückweisung nicht ertragen.
„Das ist lange her. Und ich bin nicht an gebrochenem Herzen gestorben“, sagte Carissa gespielt flapsig und wandte sich rasch dem mit Schnitzereien verzierten Schaukelstuhl zu, den sie aufgedeckt hatte. „Er würde unten im Wohnzimmer schön aussehen. Warum steht er auf dem Dachboden rum?“
„Viele dieser Möbelstücke stammen aus dem alten Kinderzimmer“, erklärte Eduard. „Es wurde nicht mehr gebraucht und in ein Spielzimmer umgewandelt.“
Carissa wusste, welchen Raum er meinte. Sie hatte den Billardtisch darin gesehen, als sie nach ihrer Ankunft das Haus erkundet hatte. „Trotzdem, der Schaukelstuhl ist wundervoll. Es ist eine Schande, ihn hier oben zu verstecken.“
„Zum Image eines Ökohotels passt er nicht gerade.“
„Aber mit einigen von diesen schönen alten Stücken schaffen wir eine anheimelnde Atmosphäre.“
„Stimmt.“ Eduard drückte begeistert ihre Schulter. „Besonders wenn wir die anderen Zimmer in den Stallungen mit ausgesuchten Gegenständen im südpazifischen Stil aus derselben Zeit einrichten. Ich bin sicher, Josquin wird uns ein paar aus der fürstlichen Sammlung als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen.“
Dass Eduard bereitwillig „uns“ sagte, machte ihr plötzlich bewusst, wie sehr sie sich hatte hinreißen lassen. Im Geiste hatte Carissa die Antiquitäten schon in ihren gemeinsamen Einrichtungsplan aufgenommen. Dabei hatte sie vergessen, dass sie ja gar nicht hier sein würde, um das Ergebnis zu sehen.
„Bestimmt wird alles perfekt.“ Vor Bedauern war ihr Ton kühler geworden.
„Nicht ganz perfekt“, widersprach Eduard. „Du hast noch immer nicht eingewilligt, das Hotel zu leiten. Wir sind ein gutes Team, Cris. Wir sollten so weitermachen.“
Sie flüchtete sich in Humor. „Und dir Zeit geben, meiner überdrüssig zu werden? Keinesfalls!“
„Ich bezweifle, dass das passieren würde.“
Und Carissa, dass sie jemals ihn satthaben würde. Deshalb musste sie weg. Sie hatte von dem Moment an wieder auf Eduard reagiert, als er sie für eine Einbrecherin gehalten und an sich gezogen hatte.
Sich zu sagen, dass es nur ein letztes Aufflackern ihrer Teenagerverliebtheit war, erklärte nicht ihr starkes Verlangen nach ihm. Es drohte sie zu verzehren, wann immer sie in Eduards Nähe war.
Wenn sie nicht an ihr Baby denken müsste … Würde sie was tun? Noch einmal so dumm sein, sich ihm an den Hals zu werfen?
Eduard deckte den Schaukelstuhl wieder zu. „Wollen wir zu Abend essen?“
Konnte das nagende Gefühl in ihr Hunger sein? Bei ihrem unberechenbaren Appetit würde es sie nicht wundern. Sie nickte. „Du bist mit Kochen dran.“
„Dann bin ich für Grillen. Steaks mit Folienkartoffeln und
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