Julia Extra Band 0292
wegen des engen Kontakts gesorgt, und in Wirklichkeit traf das Gegenteil zu. „Ist die Sache für Fürst Lorne dadurch nicht eher schwieriger geworden?“
Eduard lächelte. „Wahrscheinlich hat mein lieber Cousin die persönliche Gefangenschaft deshalb so schnell wieder aufgehoben.“
Nach dem, was Carissa aus den Medien über ihn erfahren hatte, wirkte der Herrscher von Carramer sehr anziehend auf Frauen. In Anbetracht der Gefühle, die Eduard in ihr auslöste, konnte sie das verstehen. Es mussten die Gene sein. Schließlich waren Lorne und Eduard Cousins ersten Grades.
Es ging das Gerücht, dass der Herrscher nach der Ankunft von Alison Carter in Carramer nur Augen für sie gehabt hätte. Ihre Ehe war eine der glücklichsten im Fürstentum und hatte Carramer zwei Thronerben beschert. Es musste wirklich nervenaufreibend sein, sich so stark zu jemandem hingezogen zu fühlen und gesetzlich verpflichtet zu sein, Abstand zu wahren …
Wenn Eduard sie zu seiner persönlichen Gefangenen machen würde …
Hör auf damit!, befahl sich Carissa. Er hatte die Strafe nur erwähnt, um sie dazu zu bringen, etwas auszuspannen.
„Carramer hat einige interessante alte Gesetze“, sagte Carissa. Zum Beispiel eines, das die Scheidung verbot. „Hat noch nie jemand versucht, eines zu ändern? Ich habe gehört, dass Fürst Lornes erste Ehe unglücklich war. Warum hat er nicht einfach das Gesetz geändert, damit er sich scheiden lassen konnte?“
„Er hat es vorgezogen, ein Vorbild zu sein und sich zu bemühen, die Probleme zu lösen.“
Wenn seine erste Frau nicht bei einem Autounfall umgekommen wäre, würden sie also noch immer eine unglückliche Ehe führen. Oder hätten sie ihre Probleme tatsächlich gelöst? „Stehst du auf demselben Standpunkt wie dein Cousin?“
„Als Mitglied der Herrscherfamilie trete ich für unsere Gesetze ein“, erwiderte Eduard.
Mehr würde sie nicht aus ihm herausbekommen. Carissa verstand jetzt, warum er mit Vorsicht an eine Beziehung heranging. Ob Leute in anderen Ländern überstürzt heiraten würden, wenn sie wüssten, dass sie sich für ihr ganzes Leben banden?
„Und wie lange soll dieser Urlaub auf Befehl dauern?“, fragte sie.
„Ein paar Tage müssten genügen. Dann hast du hoffentlich wieder etwas Farbe bekommen.“
„Was soll ich denn so lange machen?“
„Dich entspannen, die Füße hochlegen. Ein Buch lesen. Prinz Henry hat eine gut ausgestattete Bibliothek hinterlassen. Falls du die Klassiker magst.“
„Zufällig ja.“ Carissa hatte die Bibliothek schon erkundet. „Nach der Arbeit.“
„Du kannst rund um den Landsitz spazieren gehen.“
Sie stand auf und steuerte auf die Tür zu. „Ich bringe lieber die restlichen Beete im Kräutergarten in Ordnung.“
Blitzschnell packte er sie an der Hand und drehte Carissa herum.
Ihr war, als würde Eduards Berührung sie mitten ins Herz treffen. Während sie gegen die Empfindungen ankämpfte, stemmte sie die freie Hand gegen seine Brust, weil sie Abstand zwischen sie beide bringen musste. Er blickte lange hinunter auf die Hand, mit der Carissa ihn in Schach hielt.
Als er aufsah, erschütterte sie die tiefe Sehnsucht, die sie flüchtig in seinem Blick erkennen konnte.
Nein, das musste sie sich eingebildet haben. Eduard mochte sie ja körperlich begehren, doch er wollte sie nicht in seinem Leben haben. Er hatte es ihr deutlich genug zu verstehen gegeben, indem er sie an seinen viel höheren gesellschaftlichen Rang erinnert hatte. Daran würde sich nichts ändern.
Und was hieß das für sie?
Sie musste ihren eigenen Weg gehen. Ganz gleich, wie trostlos ihr die Zukunft erschien, eine Beziehung zu Eduard war keine Lösung. Je näher sie ihn an sich heranließ, desto wütender würde er wahrscheinlich sein, wenn er ihr Geheimnis herausfand.
Vergeblich versuchte sie, ihm die Hand zu entziehen.
„Ich will wissen, was dich quält, Cris.“
Sie konnte kaum noch atmen. Merkte er denn nicht, wie schwer er es ihr machte? „Wie kommst du darauf, dass mich etwas quält?“, fragte sie gespielt gelassen.
„Niemand sieht so blass und zerbrechlich aus, wenn nichts los ist.“ Plötzlich wurden seine Augen groß vor Schreck. „Bist du krank? Vor was bist du davongelaufen?“
Du liebe Güte. Eduard glaubte, dass sie unheilbar erkrankt war und sich nach Carramer zurückgezogen hatte, um hier ihre letzten Tage zu verbringen. Wenn er sie nicht so besorgt angeblickt hätte, dann hätte Carissa gelacht.
„Ich gebe dir mein Wort,
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