Julia Extra Band 0292
alleinerziehender Elternteil besser zu machen als mein Vater. Mein Kind soll in häuslicher Geborgenheit aufwachsen.“
„Du wirst eine gute Mutter sein“, versicherte ihr Eduard. Eine gute Ehefrau auch, hätte er gern gesagt, unterließ es jedoch. Keine Antwort zu verlangen brachte ihn fast um. Seine Erziehung machte es ihm leichter, sich trotzdem zu beherrschen. „Ein de Marigny bettelt nicht“, hatte ihn seine Mutter ermahnt, wenn er ihr als Junge etwas abzuschmeicheln versucht hatte.
„Ich hoffe es“, erwiderte Carissa leise. Sie trank ihren Kaffee aus. „Sollten wir nicht zurückfahren?“
„Es eilt nicht. Anton betreibt das Restaurant und die Suite auf eigene Verantwortung, aber das Grundstück gehört der Fürstenfamilie. Wir können so lange bleiben, wie wir möchten.“
Ihre Augen funkelten vor Verärgerung, und Eduard wünschte, er hätte den Mund gehalten.
„Wenn du mir das gestern Abend erzählt hättest, dann hätte ich darauf bestanden, mir ein Hotelzimmer zu nehmen.“
Ihr Eigensinn wird mich ins Grab bringen, dachte Eduard. Wieso war es ein Unterschied, ob sie gemeinsam auf seinem Landsitz oder in dieser Suite wohnten? „Du meine Güte, wozu denn?“
„Ich schulde dir schon so viel, dass ich lange Zeit brauchen werde, es zurückzuzahlen“, erklärte Carissa heftig.
Eduard fühlte sich, als würde er in ihrem herausfordernden Blick versinken. „Die einzigen Schulden zwischen uns sind die, die du dir einbildest“, tadelte er heiser.
„Und ich kann sie streichen, indem ich deine Frau werde“, flüsterte sie.
„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ich habe dir keinen Heiratsantrag gemacht, damit du irgendwelche Schulden zurückzahlst, ob nun echte oder eingebildete.“
„Warum dann?“
„Weil …“ Eduard zögerte. Hätte er wirklich beinahe gesagt: „Weil ich dich liebe!“? „… ich finde, dass wir gut zusammenpassen.“
Durch sie bekam er das Kind, das er sonst nicht haben könnte, hörte Carissa aus seinen Worten heraus. Nach außen hin würden sie eine glückliche Familie sein. Niemand würde ahnen, dass die Marchioness of Merrisand von ihrem Marquis nicht geliebt wurde. Aber sie würde es wissen.
„Manchmal genügt es nicht, gut zusammenzupassen. Wir sollten zurückfahren.“ Und dann würde sie packen. Dieses Intermezzo in Tricot hatte sie davon überzeugt, dass es wirklich Zeit wurde. Je länger sie mit Eduard zusammenblieb, desto schwerer würde es sein, sich von ihm zu trennen. Sie war schon nahe daran, ihn zu lieben. Deshalb musste sie jetzt gehen, solange es ihr noch möglich war.
Bei der Rückkehr nach Tiga Falls Lodge hatte Carissa das beunruhigende Gefühl, nach Hause zu kommen. Als Eduard ihr Auto auf die Lichtung lenkte, stand dort schon ein fremdes Fahrzeug.
„Erwartest du jemanden?“, fragte er.
„Vielleicht ist es ein Polizeibeamter mit Neuigkeiten über mein Geld.“
„Unwahrscheinlich. Das ist ein Leihwagennummernschild.“
Carissa hatte es nicht bemerkt. Den Mann auf dem Fahrersitz hatte sie auch nicht gesehen. Er stieg aus, während Eduard ihr aus dem Auto half, und ihr Herz begann zu hämmern. Groß und mit rötlich blondem Haar war Mark unverwechselbar.
Lächelnd breitete er die Arme aus. „Carissa, Schatz! Ich warte schon seit über einer Stunde. Allmählich fing ich an zu glauben, dass Jeffrey mich zum falschen Haus geschickt hat.“
Ihr entging nicht, dass Eduard über den Kosenamen die Stirn runzelte. Den ausgestreckten Armen wich Carissa rasch aus. „Jeff hätte dich überhaupt nicht herschicken sollen.“
Mark hatte den Anstand, beschämt auszusehen. „Eigentlich hat er mich nicht geschickt. Er hat mir nur deine Telefonnummer gegeben und mir erzählt, was du hier vorhast. Ich habe mir heimlich eine Postkarte angeschaut, die er von dir bekommen hat. Darauf stand die Adresse.“
Also hatte ihr Bruder Mark nicht verraten, wo sie war. Bedeutete das, dass er inzwischen ahnte, wie dieser Mann wirklich war? Die Karte hatte sie Jeff geschrieben, kurz nachdem sie auf den Landsitz gezogen war. Ihr Stolz hatte sie davon abgehalten, Jeff zu berichten, dass sie um die Hälfte ihres Geldes betrogen worden war. Darüber konnte Mark nicht Bescheid wissen.
Dass sie mit Eduard zusammenarbeitete, hatte sie Jeff hingegen erzählt. Und er hatte die Information an Mark weitergegeben.
„Ich glaube, wir kennen uns nicht“, sagte Eduard kühl.
Mark wollte ihm die Hand schütteln, was Eduard jedoch geflissentlich
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