Julia Extra Band 0292
Wir reisen in meinem Privatjet.“
Es gelang ihr kaum, ein ersticktes Lachen zu unterdrücken. Wie hatte sie seinen Privatjet nur vergessen können! „Dann eben nur Rückflugtickets.“
„Setz ein Datum fest, und ich sorge dafür, dass dir der Jet für den Rückflug zur Verfügung steht.“
Shannay stand auf und legte Geld für ihren Kaffee auf den Tisch – als Geste ihrer Unabhängigkeit. „Ich setze eine Zusammenfassung unseres Gesprächs auf und gebe dir eine Kopie, wenn wir uns nachher im Park treffen.“ Sie warf einen Blick auf die Uhr und stellte erstaunt fest, wie viel Zeit vergangen war.
Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab und kehrte in ihre Wohnung zurück.
Mit einem flauen Gefühl im Magen machte sie sich an die Ausarbeitung des Gesprächsprotokolls, denn sie hatte deutlich mehr Widerstand von Manolo erwartet. Warum war er so weitgehend auf ihre Bedingungen eingegangen?
Bestand sein Hauptanliegen vielleicht doch darin, dass Ramón, der Patriarch der Familiendynastie, seine Urenkelin kennenlernte?
Es war durchaus möglich, aber nicht wahrscheinlich. Daher war sie froh, dass sie gewisse Grenzen abgesteckt hatte, und sie nahm sich fest vor, Nickis Pass nicht aus der Hand zu geben.
Während der Fahrt vom Kindergarten zum Park war Nickis Aufregung deutlich spürbar. Unablässig fragte sie, ob sie auch pünktlich ankamen, ob sie genügend Brot für die Enten eingepackt hatten, ob Manolo denn wusste, wohin er kommen sollte.
Der Park war ein beliebtes Ausflugsziel. Vor allem die grasbewachsenen Ufer des Swan Rivers waren gut besucht.
Es war ein wunderschöner Tag im Frühsommer. Eine leichte Brise rauschte in den dicht belaubten Bäumen. Shannay fand ein hübsches Fleckchen und breitete eine große Decke auf dem Gras aus.
Einige gespannte Minuten später rief Nicki: „Ich glaube, er kommt! Ja, das ist er!“ Sie hob die Arme über den Kopf und winkte eifrig, um Manolos Aufmerksamkeit zu erregen.
Lächle, ermahnte sich Shannay, als er zu ihnen kam. Sie bemühte sich, ihren Ärger darüber zu verbergen, dass ihre Tochter so leicht seinem Zauber verfiel.
Das Picknick erwies sich als voller Erfolg – aus Nickis Perspektive. Anschließend schwärmte sie unablässig von den unzähligen tollen Momenten, die sich überwiegend um Manolo drehten.
Es bestand kein Zweifel mehr daran, dass eine ausgeprägte Anziehungskraft zwischen Vater und Kind bestand. Völlig ungekünstelt und unverhohlen zeigten sie einander ihre Zuneigung.
Shannay wusste nicht, was sie von der aufkeimenden Vertrautheit halten sollte, aber sie musste sich eingestehen, dass Manolo ein Naturtalent im Umgang mit Kindern war.
Sieh es einfach positiv, redete sie sich ein, als sie am Nachmittag zur Arbeit fuhr.
Das notarielle Dokument befand sich bereits in ihrem Besitz, dank einer Zustellung per Eilboten. Es handelte sich um eine fast wörtliche Abschrift des Protokolls, von dem sie Manolo wie versprochen eine Kopie ausgehändigt hatte.
Nach seiner Einschätzung war der Aufbruch nach Madrid bereits Ende der Woche möglich, sofern sich Shannay an die Abmachung hielt und unverzüglich die notarielle Verfügung gegenzeichnete, die Einwilligung in den Vaterschaftstest gab, den Reisepass mit Verweis auf Dringlichkeit beantragte und sich beurlauben ließ.
Zur Beschleunigung der geplanten Abreise hatte Manolo eine kompetente Kontaktperson beim Passamt ausfindig gemacht und eine peinlich genaue Liste mit Vorschlägen aufgestellt.
Anweisungen, korrigierte Shannay innerlich. Sie hegte keine Illusionen darüber, dass er auch in dieser Angelegenheit Reichtum und Einfluss wirkungsvoll geltend machte, um seine Ziele schnellstmöglich zu erreichen.
Zum Teil verstand sie seine Beweggründe, und sie hegte Mitleid mit dem kranken alten Mann, der sein einziges Urenkelkind sehen wollte.
Außerdem hatte sie sich hinreichend abgesichert, und drei Wochen waren schließlich keine Ewigkeit.
Warum also verspürte sie diese seltsame Unsicherheit?
Ihre Sorgen ließen sich auch während der Arbeit nicht abschütteln, obwohl sie sich nach Kräften bemühte, den Kunden die ganze Aufmerksamkeit zu schenken.
Wie gewöhnlich folgte auf eine Stoßzeit am frühen Abend eine ruhigere Phase, in der sich die Gelegenheit bot, um Beurlaubung zu bitten.
John Bennett, der Besitzer der Apotheke, Shannays Chef und guter Freund, sagte erstaunt: „Das kommt etwas plötzlich. Verrätst du mir den Grund?“
Sie erklärte ihm das Nötigste in kurzen Zügen und
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