Julia Extra Band 0294
Xandros?“
Die Miene des Chauffeurs blieb starr. „Mr. Pavlidis lässt sich entschuldigen, er hat im Hotel eine Konferenzschaltung und mich beauftragt, Sie zu ihm zu bringen.“
Rebecca atmete tief durch. Zu ihm zu bringen . Wie bequem! Wie ein Paket, das man weiterreicht!
Blitzschnell überlegte sie. Was tut eine Geliebte, wenn ihr Liebhaber sie von seinem Chauffeur abholen lässt, weil der Reiz des Neuen langsam verblasst? Sich einfach nur dankbar auf den Rücksitz des Wagens setzen?
Oder wäre es taktisch klüger, den Fahrer höflich zum Hotel zurückzuschicken, das Essen abzusagen und seinem Herrn ausrichten zu lassen, sie wolle ihn nicht von der Arbeit abhalten?
Doch sie war immer noch hoffnungslos in Xandros verliebt und fürchtete, er würde ihre Beziehung einfach beenden, wenn sie die Beleidigte spielte.
Und das würde sie nicht ertragen.
„Ich hole meinen Mantel“, sagte Rebecca.
Es herrschte starker Verkehr, und für April war das Wetter in London scheußlich. Eiskalter Wind peitschte Rebecca das Haar um den Kopf, als der Hotelportier ihr den Wagenschlag öffnete.
Hatte sie insgeheim gehofft, Xandros würde sie in der Eingangshalle erwarten, um sie nicht allein durch das luxuriöse Foyer gehen zu lassen, wo sie in ihrem einfachen Outfit neugierige Blicke auf sich ziehen würde? Würde jemand vom Hotelpersonal sie aufhalten und wissen wollen, was sie im Aufzug zur Penthaussuite suchte?
Doch niemand stellte Fragen. Im Liftspiegel nutzte Rebecca die Gelegenheit, sich das Haar zu bürsten, und bereitete sich auf die Begegnung mit Xandros vor.
Wie hatte sie gewirkt, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, ihr danach unermüdlich nachgejagt war? Warum sollte sie sich nicht auch jetzt als selbstbewusste, umworbene Frau geben, die sich selbst von einem weltberühmten Milliardär nicht beeindrucken ließ?
Das Problem war nur, dass die Vorzeichen sich geändert hatten. Für Xandros war eine Frau nicht mehr so interessant, nachdem er sie besessen hatte. Er schaffte es, aus seinen Geliebten willige Sklavinnen zu machen … sie irgendwann sogar zu verachten, weil sie ihn verzweifelt begehrten.
Rebecca atmete tief ein. Verachtete Xandros sie? Besaß sie keinen Stolz mehr?
Die Aufzugtüren glitten auf. Aus dem Salon konnte sie seine Stimme hören, leise, sanft, gefährlich, sexy. Er sprach Griechisch, ging jedoch unvermittelt ins Englische über, als sie eintrat.
Entspannt saß er an seinem mächtigen Schreibtisch mit Blick auf den Londoner Hydepark; er trug ein weißes Seidenhemd, das sich von seiner olivefarbenen Haut abhob. Sein dunkles Haar glänzte feucht, er musste gerade geduscht haben.
„Sag Nein“, hörte Rebecca ihn erwidern. „Sag ihnen …“ Er blickte von seinem Dokument auf und betrachtete sie ohne jede Eile, dann lächelte er.
„Sag ihnen, sie müssen warten“, fuhr er ruhig fort und legte einfach auf. „Rebecca“, bemerkte er leise. „Rebecca mou .“
Normalerweise ging ihr der Kosename durch und durch, heute nicht. „Hallo, Xandros“, erwiderte sie gelassen.
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und fuhr fort, sie zu betrachten. „Verzeih, dass ich dich nicht selbst abgeholt habe, aber etwas Geschäftliches kam dazwischen.“
Rebecca blickte auf sein dunkles Brusthaar, das der Ausschnitt des Hemdes freigab, und fühlte sich gegen jede Vernunft selbst jetzt wieder unwiderstehlich zu Xandros hingezogen. Doch diese Gleichgültigkeit durfte sie ihm nicht durchgehen lassen, sonst glaubte er, sich bei ihr alles erlauben zu können. Jedem anderen Mann hätte sie die Meinung gesagt. Aber würde sie Xandros lieben, wenn er wie andere Männer wäre?
„Du hättest anrufen können.“
Einen Moment schwieg er. „Sicher“, gab er zu, obwohl ihre Bemerkung ihn störte. Vorsicht, agapi mou. Sei vorsichtig .
„Und du bist immer noch nicht fertig.“
Er kniff die Augen zusammen. Wollte sie ihn kritisieren? Ihn? War ihr nicht klar, dass er sich von niemandem etwas sagen ließ? Das hatte noch keine Frau getan, und keine durfte es wagen. Spürte sie nicht, dass sie sich auf gefährlichem Terrain bewegte, wie so viele andere Frauen vor ihr, und dass er dafür nur eine Antwort hatte?
Er lehnte sich leicht zurück, schlug ein Bein übers andere und beobachtete, wie sie die Bewegung erwartungsvoll verfolgte. Sollte er sie jetzt nehmen? Warum sich erst die Mühe machen, im Restaurant zu essen und Small Talk zu pflegen, wenn er sich einfach nur in ihrem herrlichen Körper verlieren
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