Julia Extra Band 0294
genau?“
Lily biss die Zähne zusammen und sprang kopfüber ins kalte Wasser. „Das hört sich jetzt schrecklich an. Wahrscheinlich kannst du nicht einmal etwas dafür.“ Ein letztes Mal atmete sie tief ein. „Frauen langweilen dich schnell. Und du kannst Blondinen nicht widerstehen. All das wusste ich, trotzdem habe ich mich in dich verliebt und geglaubt, ich könnte dich dazu bringen, mich so sehr zu mögen, dass du mir treu bist.“
Entsetzt stellte sie fest, dass sie die Katze aus dem Sack gelassen hatte, und verfiel in Schweigen. Paolo starrte sie an, als könne er seinen Ohren nicht trauen. Was sie ihm nicht verdenken konnte … schließlich mussten ihre Worte für ihn wie sentimentales Gewäsch klingen.
„Was?“
Sehr langsam ging er auf sie zu. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, würde sie vermuten, er befände sich plötzlich in einem tranceartigen Zustand. Aber italienische Machos fielen nicht in Trance.
„Ich … also, eigentlich war es ein Artikel aus einer Londoner Zeitung. Ein Foto von dir und einer sich an dich klammernden Blondine. Ihr kamt gerade aus einem Restaurant. Das war eine Woche vor unserer Hochzeit.“
Zu ihrer größten Bestürzung füllten ihre Augen sich nun doch mit Tränen.
„Sag das noch einmal, mi amore .“ Paolo ergriff ihre Hände.
„Eine Woche vor unserer Hochzeit“, wiederholte sie. Wahrscheinlich ging er das Datum im Kopf durch, um herauszufinden, welche Blondine sie meinte. Würde er doch nur nicht ihre Hände halten, denn die Zärtlichkeit dieser Berührung machte alles nur noch schlimmer.
„Nein.“ Er bemühte sich, Ruhe zu bewahren. „Was du davor gesagt hast. Dass du dich in mich verliebt hast.“
Lily errötete vor Verlegenheit. Natürlich musste er sich ausgerechnet auf ihre Schwachstelle stürzen! Auf die Blondine und sein Verhalten ging er praktischerweise nicht ein!
Aus dieser Situation konnte sie sich nicht mehr herauswinden. Nicht, wenn der Blick aus seinen goldenen Augen bis in ihre Seele zu reichen schien. Sie schluckte und biss in den sauren Apfel. „Ich bin die Erste, die zugibt, dass es dumm war, aber ich habe mich einfach in dich verliebt. Irgendwann war das Gefühl da. Doch ich wusste, wenn wir eine richtige Ehe führen, würde ich früher oder später verletzt werden. Und das könnte ich nicht ertragen.“
„Ich würde dir niemals wehtun, cara “, sagte er und zog Lily enger an sich. „Dazu liebe ich dich zu sehr!“
„Das brauchst du nicht zu sagen“, murmelte sie niedergeschlagen. Erst dann fiel ihr auf, dass es für ihn ja gar keinen Grund gab, dergleichen zu behaupten, wenn er es nicht auch so meinte. Es sei denn, er dachte schon an die Auswirkungen, die eine plötzliche Trennung auf den Gesundheitszustand seiner Mutter haben mochte? „Du verliebst dich nicht“, erinnerte sie ihn.
„Stimmt.“ Sanft streifte er mit den Lippen ihr Haar. „Bis ich dich getroffen habe.“ Jetzt biss er zärtlich in ihr Ohrläppchen. „Ich habe dich schon geliebt, lange bevor ich es wahrhaben wollte … in diesen Dingen fehlt mir die Erfahrung.“
Ihr Herz schien zu singen. Unterdessen bedeckte Paolo ihren Hals mit federleichten Küssen. Bald würde sie den Punkt erreicht haben, an dem sie ihm alles glaubte. Sie trat einen Schritt zurück, um sich der süßen Versuchung zu entziehen. „Das ist nicht wahr!“, sagte sie. „Du warst schon einmal verlobt. Du musst diese Frau doch geliebt haben! Und dann warst du verheiratet. Irgendetwas musst du auch für sie empfunden haben. Und was ist mit der Blondine, mit der du vor ein paar Wochen noch zusammen warst?“
„Ah.“ Er grinste bedauernd. „Erst müssen wir den ernsten Kram besprechen, bevor ich meine Frau küssen darf. Schade.“
Lily ließ zu, dass er sie zum Sofa führte.
„Seit wann liest du diese Schundblättchen?“, fragte er bedachtsam. „Erzähl es mir, Lily“, drängte er sanft, als sie nicht antwortete. „Jemand muss dir diesen Artikel gezeigt haben. War es Renata? Ich kenne sonst niemanden, der zu so einer Gemeinheit fähig wäre.“
Sie nickte immer noch schweigend.
„Wegen der Ereignisse um den Tod meiner ersten Frau hegt Renata einen Groll gegen mich. Sie war es, die mir Solange vorgestellt hat. Sie war ihre beste Freundin und immer wieder auch ihre Liebhaberin … allerdings habe ich das erst viel später erfahren. Ich bin sicher, Renata glaubte, durch Solange einen Teil des Familienvermögens in die Finger zu bekommen. Als ich die Ehe beendete, war auch
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