Julia Extra Band 0294
erneut zu erliegen … diesen blauen Augen und dem seidigen honigblonden Haar, das sich in seinen Fingern so wunderbar angefühlt hatte?
„Bitte setz dich, Rebecca.“
„Danke.“ Ihre Knie fühlten sich weich an, erleichtert ließ sie sich in einen Ledersessel sinken.
„Möchtest du etwas trinken?“
Sie schüttelte den Kopf und kam sich vor, als würde sie sich um eine Stelle bewerben. Haltung bewahren!, ermahnte sie sich. Auf keinen Fall durfte sie vor Xandros die Fassung verlieren! „Nein, danke.“
Schweigend sah Xandros sie an und wartete, dass Rebecca ihm eröffnete, warum sie gekommen war. Doch sie hielt den Kopf gesenkt und betrachtete angestrengt ihre gefalteten Hände. Er ärgerte sich. Was wollte sie hier? „Nun? Was gibt es?“
Sie blickte auf und zwang sich, ihm ins Gesicht zu sehen. Wie konnte sie es ihm am besten beibringen? Die sorgfältig zurechtgelegten Worte erschienen ihr jetzt so unzureichend. Es gibt keine elegante Möglichkeit, es ihm zu sagen, also sprich es einfach aus .
„Ich bin schwanger, Xandros.“
Er rührte sich nicht, zeigte keine Regung – wie auch früher so oft.
Verunsichert versuchte Rebecca, in seinen Zügen zu lesen. „Hast du gehört, was ich gesagt habe, Xandros?“
„Ja.“ Er dachte an Notus, den mächtigen griechischen Südwind, der gewaltige Sommer- und Herbststürme mit sich brachte, doch so explosionsartig wie diese Eröffnung war in seinem ganzen Leben noch nie etwas über ihn hereingebrochen. Ein Kind von einer Frau, die ihm nichts bedeutete? Dennoch hatte er sich in der Gewalt. Er blickte ihr in die Augen und fragte sachlich: „Bist du dir sicher?“
Sie war überzeugt, das Richtige zu tun, und würde die Schuld an dieser Situation nicht auf sich nehmen. Natürlich hatte Xandros die Schwangerschaft nicht geplant, aber sie auch nicht.
„Ja, ich bin mir sicher. Ich habe einen Test gemacht, der Arzt hat bestätigt, dass sie …“ Als Xandros betroffen aufblickte, sah sie ihn fest an. „Es werden Zwillinge. Ich erwarte Zwillinge, Xandros. Mitte Januar.“
Zwillinge . Das Wort traf ihn wie ein Hammerschlag. Zorn und Schmerz übermannten ihn. Die Gefühle waren so stark, dass er kaum noch atmen konnte.
Zwillinge .
Gewaltige, unerwünschte Erinnerungen an seine Kindheit, die er begraben und vergessen hatte, brachen sich Bahn: an eine Mutter, die ihn verlassen hatte. Einen Vater, der nie da gewesen war. Einen Bruder, an den er für immer gebunden war, ob es ihm gefiel oder nicht. Einen Bruder, mit dem er gekämpft hatte. Zwei Männer, zwischen denen die Kluft im Lauf der Zeit immer tiefer geworden war.
Xandros runzelte die Stirn. Komisch, aber das rettete Rebecca. Die Natur sorgte dafür, dass er die Vaterschaft nicht anzweifelte. Und eigentlich hätte er es wohl auch sonst nicht getan. Ihre Leidenschaftlichkeit, ihre absolute Hingabe hatten ihn überzeugt, dass sie keinen anderen Liebhaber hatte – trotz seiner gelegentlichen Eifersuchtsausbrüche. Arrogant, wie er war, hatte er vorausgesetzt, dass es lange dauern würde, ehe sie sich von einem anderen Mann so berühren lassen würde wie von ihm.
Die Vorstellung störte ihn.
Zwillinge .
Starr sah er Rebecca an. „Bist du dir dessen ganz sicher?“, wiederholte er.
Dachte er, sie wollte ihn auf die Probe stellen? Aber verständlicherweise war er schockiert über ihre Eröffnung.
Rebecca nickte. „Heutzutage gibt es zuverlässige Methoden, es festzustellen. Inzwischen kann man sogar …“
Mit einer scharfen Handbewegung schnitt er ihr das Wort ab. „Genug!“ Die Einzelheiten interessierten ihn nicht, er wollte nachdenken.
Langsam ging Xandros zu einem der großen Fenster, um auf das nächtliche Lichtermeer seiner selbst gewählten Heimat zu blicken. Tagsüber zog er sich oft in ein kleineres, gedämpft erhelltes Büro zurück, weil die Pracht der Skyline von New York ihn von der Arbeit ablenkte. Doch nachdem Rebecca die Bombe hatte platzen lassen, empfand er den Anblick der City als seltsam beruhigend.
Was, zum Teufel, tat ein Mann in so einer Situation?
Erst nach einer Weile drehte er sich um. Rebecca hatte sich nicht gerührt, in dem mächtigen weichen Ledersessel wirkte sie verloren, fast zerbrechlich. Das herrliche blonde Haar trug sie zurückgebunden, sie wollte ihn also nicht beeindrucken. Erst jetzt bemerkte er, dass sie fröstelte, klimatisierte Räume schien sie nicht gewohnt zu sein.
„Sag doch etwas!“, drängte Rebecca, weil sie das Schweigen nicht mehr
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