Julia Extra Band 0294
und …“
„Mach dich nicht lächerlich, Rebecca“, unterbrach er sie ungeduldig. „Es ist schon spät, und ich schicke dir einen Wagen. Der Fahrer ruft dich an, sobald er vor deinem Hotel steht.“
Rebecca erkannte, dass es zwecklos war, mit Xandros zu streiten. Außerdem wäre es unter diesen Umständen dumm gewesen, sein Angebot zurückzuweisen. Es war sehr viel sicherer, sich nachts in einer fremden Stadt im Auto abholen zu lassen.
„Danke“, sagte sie und beendete das Gespräch.
Sie fühlte sich erschöpft und schwach, aber das mochte am Jetlag oder der Tatsache liegen, dass sie seit Flugbeginn nichts mehr gegessen hatte.
Essen!
Sie hatte Hunger und wollte vor Xandros schließlich nicht in Ohnmacht fallen. Wie ein Teenager plünderte sie kurzerhand die Minibar, aß einen Schokoriegel, etwas Knabberzeug und trank einen Saft, dabei fragte sie sich, wie viel man ihr für dieses Junkfood berechnen würde. Dann klingelte das Telefon, und sie kam sich vor, als müsste sie vor Gericht erscheinen.
Eine dunkle Limousine wartete vor dem Gebäude, und ein livrierter Chauffeur hielt Rebecca den Wagenschlag auf. Mit gemischten Gefühlen saß sie auf dem Lederrücksitz, während der schwere Wagen durch die Straßen glitt, die ihr aus zahllosen Fernsehfilmen seltsam vertraut vorkamen. Doch sie beachtete sie kaum, weil sie sich zurechtlegte, was sie Xandros sagen wollte.
Wie sollte sie einem Mann, der ihrer Vergangenheit angehörte, klarmachen, dass sie einen Teil seiner Zukunft in sich trug?
Der Wagen hielt vor einem gewaltigen Wolkenkratzer, dessen Spitze strahlend hell erleuchtet war. Eine junge Frau wartete am Eingang. Sie hatte üppige dunkle Locken und trug ein elegantes rotes Kleid. Neben ihr kam Rebecca sich unscheinbar und langweilig vor. Wer mochte die Abgesandte sein? Rebecca hasste sich selbst, weil es ihr nicht gleichgültig war.
„Hallo, ich bin Miriam.“ Mit einem Strahlelächeln öffnete die Brünette ihr die Wagentür. „Xandros hat mich gebeten, Sie zu ihm zu bringen. Er ist oben in seinem Büro.“
„Danke.“ Rebecca wurde noch nervöser, als sie in einem gläsernen Aufzug nach oben glitten. Xandros hatte sie nicht selbst abgeholt. Und wie mochte er dieser Miriam ihr plötzliches Auftauchen erklärt haben? War sie seine Freundin? Hatte er sie heruntergeschickt, damit sie, Rebecca, gleich begriff, woran sie war? Oder war diese Miriam eine Art Türhüterin und sollte bei der Unterhaltung möglicherweise dabei sein?
Rebecca rief sich zur Ordnung. Hier würde sie sich durchsetzen müssen. Bei dieser peinlichen Unterredung wollte sie niemanden dabeihaben. Falls Xandros die junge Frau einzuweihen beabsichtigte, konnte er es später tun, wenn seine ungebetene Besucherin fort war.
Miriam führte sie in ein elegantes, geräumiges Büro, das von einem mächtigen Schreibtisch beherrscht wurde. Große Architektenzeichnungen lagen darauf ausgebreitet, dazwischen stand ein Behälter mit Stiften. Ansonsten war der Raum völlig schmucklos, es hingen weder Bilder an den Wänden, noch gab es sonstige Dekorationsgegenstände.
Im ersten Moment konnte Rebecca Xandros nicht entdecken, dann spürte sie ihn hinter sich und drehte sich um. Er stand am anderen Ende des Raumes und beobachtete sie. Unwillkürlich erschauerte sie.
„Das wäre alles, Miriam“, sagte er.
Eigentlich klang das nicht so, als wäre sie seine Freundin. „Ist sie deine Sekretärin?“, fragte Rebecca hoffnungsvoll, nachdem die junge Frau die Tür hinter sich geschlossen hatte.
„Sie ist Architektin“, erwiderte Xandros vorsichtig und bemerkte, dass Rebecca leicht zusammenzuckte. Aber was hatte sie erwartet? Er hatte keine Ahnung, warum sie hier war, ob sie nicht ein raffiniertes Spiel mit ihm trieb. Immerhin hatte sie mit ihm Schluss gemacht, ehe er die Beziehung beenden konnte. Hoffte sie, ihn mit einem ausgeklügelten Schachzug wieder an sich zu binden? Wenn ja, hatte sie sich geirrt und sollte das gleich feststellen.
Sie war immer anhänglicher geworden, ständig bemüht gewesen, sich ihm unterzuordnen. Das hatte ihn genervt und reizbar gemacht, er hatte sich eingeengt gefühlt. Dennoch hatte sie eine starke erotische Macht über ihn besessen. Er war erleichtert gewesen, sich ihr entziehen zu können, obwohl er ihre leidenschaftlichen Umarmungen manchmal vermisst hatte. Hatte er den Vertrag mit der Fluggesellschaft nicht letztlich beendet, um nicht mehr mit Rebecca zusammenzutreffen oder in Versuchung zu geraten, ihren Reizen
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