Julia Extra Band 0294
vergewissern wollte, dass es tatsächlich keinen anderen Mann in ihrem Leben gab? Sie mochte auf ihren Zustand hingewiesen haben, aber es konnte ja sein, dass jemand ein Auge auf die schöne junge Frau geworfen hatte … besonders, wenn es im Hintergrund einen superreichen Exliebhaber gab, der ihre Rechnungen bezahlte.
Die SMS kam, als Xandros schon fast im Krankenhaus war.
„Gesunde Zwillinge …“
Danach brach der Text ab.
Xandros war aufgeregt. Waren es Jungen? Oder Mädchen? Oder Junge und Mädchen? Eiligst stieß er die Glastüren der Entbindungsstation auf. Mädchen, Junge, es war ihm egal. Krankenschwestern nahmen sich seiner an und zeigten ihm den Weg, dann stand er in der Säuglingsstation und wandte sich an die diensthabende Schwester.
„Ich möchte zu Rebecca Gibbs“, erklärte er.
„Und wer sind Sie bitte?“
Na wer schon? „Der Vater der Zwillinge, Alexandros Pavlidis“, erwiderte er ungeduldig. „Wo ist sie?“
„Kommen Sie bitte mit, Mr. Pavlidis, ich bringe Sie zu ihr.“
Benommen lag Rebecca im Bett, obwohl man sie nur leicht betäubt hatte. Zum Schluss war alles so schnell gegangen. Doch nachdem sie die Geburt gut überstanden hatte, befand sie sich nun in einem leichten Dämmerzustand. Und plötzlich nahm sie einen vertrauten Duft wahr. Sie musste träumen.
„Rebecca?“
Verwirrt öffnete sie die Augen, riss sie auf. Das konnte nicht wahr sein! Wie ein dunkler Racheengel stand ihr einstiger Geliebter vor ihr.
„Xandros?“
„Wo sind sie?“, fragte er nur.
Sein Ton schien der Säuglingsschwester zu missfallen, doch Rebecca schüttelte abwehrend den Kopf. Ihr war zum Weinen. „Dort drüben“, flüsterte sie.
Langsam drehte er sich um und ging zu den Bettchen, die Seite an Seite standen, in jedem ein dunkelhaariges Bündel in weißem Klinikbettzeug. Eine Gänsehaut überlief ihn, sein Mund fühlte sich trocken an, als er die Neugeborenen betrachtete.
„Was sind sie?“, fragte er rau.
Im ersten Moment verstand Rebecca nicht, was er meinte, doch dann begriff sie. Xandros wollte wissen: Jungen oder Mädchen? Sie antwortete nicht sofort, weil ihr bewusst wurde, wie wichtig dieser Augenblick war. Fast war sie ein wenig stolz auf das, was sie Xandros sagen konnte.
„Jungen“, sagte sie. „Es sind beides Jungen.“
„Eineiige Zwillinge?“
„Ja, Xandros.“
Aufgewühlt schloss er die Augen. Jeder griechische Mann wünschte sich einen Sohn, der seinen Namen und sein Erbe weitertrug. Aber Zwillinge? Wie er und Kyros? Auch bei ihnen hatte eine Zelle sich geteilt. Sie entstammten demselben Ei und waren doch so verschieden. Grundverschieden. Wer verstand schon das seltsame Band zwischen Zwillingen, das jetzt an eine neue Generation weitergegeben worden war?
Xandros war zutiefst erschüttert. Sein Herz hämmerte, er blickte auf die kleinen dunklen Köpfe und verspürte ein schmerzliches Ziehen in der Brust.
„Möchten Sie Ihre Söhne auf den Arm nehmen, Mr. Pavlidis?“ Die Säuglingsschwester strahlte, als hätte sie die Frage nicht schon Tausende Male gestellt.
Er hob den Kopf und blickte Rebecca so hilflos an, wie sie ihn noch nie erlebt hatte.
„Beide?“
Nun musste Rebecca lächeln. „Warum fängst du nicht mit einem an und siehst, wie du dich machst?“
Ihre heitere Art verwirrte ihn, er fühlte sich so unsicher wie ein Schlittschuhläufer, der zum ersten Mal auf dem Eis steht. Fast ehrfürchtig blickte er auf das winzige Bündel, das erstaunlich kräftige Sauggeräusche von sich gab. „Warum nicht?“, sagte er und streckte die Arme aus.
Mit geübten Griffen nahm die Säuglingsschwester ein Baby aus seinem Bettchen und legte es Xandros in die Arme. „Sie müssen sein Köpfchen abstützen“, ermahnte sie ihn freundlich.
Xandros nickte, er wagte kaum zu atmen, als er den Kleinen in den Armen hielt. Wie war es möglich, dass er dieses doppelte Wunder geschaffen hatte? „ Oyos “, sagte er leise. „Mein Sohn.“
Es rührte Rebecca, wie stolz er das sagte. Ihre Befürchtungen waren umsonst gewesen. Müsste sie nicht glücklich sein, dass er seine Kinder so offen anerkannte? Am meisten erstaunte sie, dass er unangemeldet einfach bei ihr aufgetaucht war.
Hatte sie sich in den langen, schlaflosen Nächten während der Schwangerschaft nicht verzweifelt danach gesehnt, dass Xandros erscheinen und alles in die Hand nehmen würde? Dass er einen Zauberstab schwenkte und ihre Welt auf wundersame Weise mit Sternenstaub übersäte?
Sie war Mutter geworden.
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