Julia Extra Band 0294
können.
Und dennoch überstrahlte sie jede andere Frau in dieser noblen Umgebung.
Selbst die Brille mit dem schwarzen Gestell tat ihrer natürlichen Schönheit keinen Abbruch. Audrey Murphy bewegte sich mit einer natürlichen Lässigkeit und Grazie und legte es offensichtlich absolut nicht darauf an, ihn beeindrucken zu wollen.
Als er sah, dass der Rezeptionist, den sie angesprochen hatte, mit dem Finger in seine Richtung wies, beschleunigte sich Romains Pulsschlag. Sie wandte sich um, ihre Blicke trafen sich, und ihm stockte der Atem.
Okay, dachte er grimmig, die Schlacht kann beginnen …
Beim Anblick von Romain de Valois, der es sich in einem eleganten Ledersessel bequem gemacht hatte und sie offensichtlich bereits erwartete, fühlte sich Audrey ungefähr so selbstsicher wie bei ihren ersten Gehversuchen auf dem Laufsteg.
Und die Reaktion ihres verräterischen Körpers auf seine bloße Anwesenheit war ebenso beunruhigend wie an jenem Abend in New York. Mit jedem Schritt in seine Richtung wichen Antipathie und Groll von ihr und lösten sich einfach in Luft auf.
Er wirkte heute noch viel imposanter und einschüchternder, als er sich von dem Sessel erhob, förmlich das Jackett zuknöpfte und ihr mit unbewegter Miene entgegensah.
Sobald sie vor ihm stand, streckte sie ihre Hand aus und war überrascht von dem kühlen Druck seiner schlanken Finger. Dennoch schien die flüchtige Berührung ihre Haut zu versengen und ließ ihr Blut schneller durch die Adern rauschen.
„Audrey …“ Er wies auf den freien Sessel ihm gegenüber und ließ ihre Hand erst los, als sie bereits saß.
Auf keinen Fall bleibe ich länger als fünf Minuten!, nahm sie sich zum hundertsten Mal vor. Alles andere wäre viel zu gefährlich, denn die Nähe dieses Mannes machte sie seltsam willenlos. Und sie wollte kein Risiko eingehen.
Unruhig rutschte sie hin und her und suchte nach den richtigen Worten. „Mr. de Valois …“
„Ich wusste gar nicht, dass Sie eine Brille tragen.“
Audrey wurde rot, während sie automatisch nach den vertrauten Gläsern auf ihrer Nase tastete. Sie war vor diesem Treffen so aufgeregt gewesen, dass sie sogar vergessen hatte, ihre Brille abzunehmen! Obwohl sie momentan nicht darauf angewiesen war, erschien sie ihr aber plötzlich wie eine Art Schutzschild, und deshalb rückte Audrey sie nur energisch zurecht.
„Tut mir leid, wenn sie Ihnen missfällt, aber neben meinen anderen Schwächen bin ich auch noch leicht kurzsichtig, muss ich gestehen.“
„Absolut nicht“, murmelte er und hob eine Hand, um den Service aufmerksam zu machen. „Sie steht Ihnen. Und bitte, machen Sie sich doch nicht immer selbst schlecht.“
„Warum? Weil Sie das viel besser können?“, schoss sie spontan zurück.
Zunächst kam keine Reaktion, dann erhellte ein amüsiertes Lächeln Romains harte Züge und ließ ihn plötzlich viel jünger aussehen. „Kratzbürstig und animierend wie gewohnt … das ist gut.“
Audreys Augen blitzten. „Ich versuche auf keinen Fall, ani mierend zu sein. Ich bin nur hergekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass ich Ihr Angebot ablehne.“
„Wollen wir nicht zunächst Tee bestellen? Das ist doch hierzulande so etwas wie eine nationale Spezialität, nicht wahr? Und danach lade ich Sie zum Lunch ein.“
„Sie haben mir offenbar nicht zugehört, Mr. de Valois. Stattdessen …“
„Stattdessen hören Sie mir jetzt einmal zu, Audrey. Und nennen sie mich bitte Romain. Da wir in den nächsten Wochen sehr eng zusammenarbeiten werden, können wir auf derartige Formalitäten verzichten.“
Audrey schaute ihr Gegenüber fassungslos an und schüttelte den Kopf. Die Arroganz dieses Mannes war wirklich nicht zu überbieten!
„ Monsieur de Valois , ich habe es Maude bereits mitgeteilt und wiederhole es noch einmal für Sie … ich werde jetzt aufstehen und meinen lange geplanten Urlaub antreten, und daran wird mich nichts und niemand …“
Sie unterbrach sich, weil der Tee serviert wurde, und beobachtete stumm, wie die junge Kellnerin ihrer Pflicht mit zitternden Händen nachkam und heftig errötete, als Romain sich bei ihr mit einem tiefen Blick in die smaragdgrünen Augen bedankte.
Fast hätte Audrey verächtlich aufgestöhnt. Doch dann riss sie sich zusammen. Sie wollte nur noch ihren Monolog beenden und so schnell wie möglich aus dem Dunstkreis dieses unmöglichen Kerls verschwinden.
Doch Romain kam ihr zuvor. „Deshalb haben wir ja auch beschlossen, den ersten Dreh gleich hier in der Nähe
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