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Julia Extra Band 0294

Julia Extra Band 0294

Titel: Julia Extra Band 0294 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ABBY GREEN SHARON KENDRICK DIANA HAMILTON HELEN BROOKS
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fühlte sich so an, als hätte er mit brutalem Griff jegliches Schutzschild von ihr gerissen und sie damit völlig angreifbar gemacht. Aber das durfte er nicht einmal ahnen.
    „Aufgrund meiner Vorgeschichte muss ich wohl dankbar sein, dass sich jemand bereit erklärt, die Scherben meines Lebens aufzusammeln und sie zu einem … Kunstwerk zusammenzufügen, das dem Verkauf von Luxusgütern zu einem ungeahnten Aufschwung verhelfen soll“, formulierte sie sorgfältig und mit schneidendem Sarkasmus in der Stimme.
    Zum ersten Mal in seinem Leben fehlten Romain de Valois die Worte. Stattdessen überfiel ihn die Ahnung, dass er gerade ein nicht wiedergutzumachendes Fehlurteil gefällt hatte. Audreys schönes Gesicht wirkte kühl und beherrscht. Und gerade das machte ihm deutlich, wie sehr er sie verletzt haben musste.
    Seine Erleichterung hätte nicht größer sein können, als er in diesem Moment den Restaurantchef auf sich zukommen sah. Rasch stand er auf und griff nach Audreys Hand.
    „Ich habe hier im Hotel einen Tisch für uns reservieren lassen. Warum setzen wir unser Gespräch nicht bei einem guten Essen fort?“
    Audrey war noch viel zu geschockt, um zu widersprechen. So ließ sie sich von Romain quer durchs Foyer zum Restaurant führen, wo üppig dekorierte Pflanzeninseln und elegante vergoldete Paravents ihren reservierten Tisch in eine sehr private Oase verwandelten.
    Während Romain augenscheinlich konzentriert die Menükarte studierte, betrachtete Audrey abwesend seine schlanken braunen Hände und spürte plötzlich ihr Herz im Hals schlagen. Mit einem unterdrückten Seufzer griff sie ebenfalls nach der Karte und öffnete sie, ohne die leiseste Idee, was sie bestellen sollte.
    „Seit wann tragen Sie eine Brille?“, fragte Romain höflich.
    Die unschuldige, banale Frage – und das nach dem brutalen verbalen Übergriff, dem sie eben erst von seiner Seite ausgesetzt war – reizte Audrey seltsamerweise fast zum Lachen. Die Dreistigkeit ihres Gegenübers kannte wirklich keine Grenzen.
    „Noch gar nicht so lange“, antwortete sie im gleichen Plauderton. „Aber die langen Nächte über den Büchern haben schließlich ihren Tribut gefordert. Ich trage die Brille allerdings nur beim Lesen oder wenn ich müde und angestrengt bin.“
    Romain hob skeptisch die Brauen. „Ein Überbleibsel aus Ihrer Schulzeit? Es muss doch schon eine ganze Weile her sein, seit Sie für irgendetwas gelernt haben.“
    Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, und am liebsten hätte Audrey ihm entgegengeschleudert, dass sie in den letzten vier Jahren Abend für Abend bis tief in die Nacht hinein gepaukt hatte. Aber das war eines ihrer bestgehüteten Geheimnisse, und deshalb schluckte sie das unbezwingbare Bedürfnis hinunter.
    Im Übrigen … wie kam sie überhaupt auf die Idee, ausgerechnet ihm so etwas Privates gestehen zu wollen?
    „Tja, was erwarten Sie von mir, bei all den Partys und Reisen? Man kommt zu gar nichts anderem mehr.“
    Irgendetwas irritierte Romain an diesem Statement, aber er vermochte nicht zu sagen, was es war. „Dann führen Sie also nach wie vor dieses unstete Leben und haben aus der Vergangenheit nicht allzu viel gelernt …“, stellte er kühl fest und vertiefte sich wieder in die Menükarte.
    Für einen kurzen Moment glaubte Audrey, ihre Maske nicht länger aufrechterhalten zu können. Doch zum Glück ahnte Romain de Valois nicht, wie sehr er sie mit jedem seiner missbilligenden Worte verletzte, und eigentlich durfte sie das auch gar nicht zulassen. Aber er hatte irgendetwas an sich, das sie trotz seiner schlechten Manieren entwaffnete und faszinierte.
    Das ist krank, meine Liebe!, sagte sie sich nicht zum ersten Mal, und auch die Antwort darauf gab sie sich gleich wieder selbst. Aber wenn ich nun mal nicht anders kann …?
    „Falls ich diesen Job übernehmen sollte – und angesichts Ihres konstruktiven Gesprächs mit meiner Agentin bleibt mir offenbar keine Wahl –, dann verlange ich, dass Sie damit aufhö ren, mich beurteilen zu wollen. Sie wissen nichts, aber auch gar nichts über meine Vergangenheit, und ich werde Ihnen niemals Einblick in mein Privatleben geben!“
    Romain hob nur leicht den Kopf. „Man sollte niemals nie sagen …“
    Da der Kellner plötzlich wie aus dem Nichts neben ihrem Tisch auftauchte, verbiss Audrey sich jeden weiteren Kommentar. Ihr Gegenüber bestellte einen Fischteller Spezial, und sie selbst orderte ein großes Steak mit Backkartoffel, Sauerrahm und einer

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