Julia Extra Band 0294
Gemüsebeilage.
Darauf reagierte Romain so verblüfft, dass Audrey unwillkürlich lächelte und rasch den Blick senkte. Er musste in seiner Laufbahn als Casanova der Modewelt bereits Hunderte ihrer Kolleginnen zum Essen ausgeführt haben und erlebte heute sicher zum ersten Mal, dass ein Model etwas anderes als ein einzelnes Blatt Salat an Diät-Dressing bestellte.
„Kann ich bitte eine doppelte Portion Sauerrahm haben?“, rief Audrey dem Kellner genüsslich hinterher.
Als sie zu Romain hinüberschaute, zuckte um dessen Mund ein amüsiertes Lächeln. „Ich denke, ich mache Sie erst einmal mit den genauen Fakten Ihres neuen Jobs bekannt“, erklärte er ruhig.
Wider Erwarten verging die Zeit wie im Flug. Audrey schmeckte das bestellte Essen ausgezeichnet, und sie fühlte sich auch zunehmend wohler in der Gesellschaft des Mannes, den sie bisher für ihren ärgsten Feind gehalten hatte.
Die Vorstellung, mit einem attraktiven Modelkollegen an spektakulären und luxuriösen Schauplätzen rund um die ganze Welt als Liebespaar zu posieren, dessen Beziehung als ein romantisches und erotisches Katz- und Mausspiel inszeniert werden sollte, begann ihr sogar langsam Spaß zu machen.
Für einen kurzen verlockenden Moment sah sie sogar Romain und sich in dieser Rolle, aber diese verrückte Fantasie verdrängte sie gleich wieder in den Hinterkopf.
„Das hört sich sehr … interessant und ungewöhnlich an.“
Romain schmunzelte. „Und, hat es viel Anstrengung gekostet, das zu gestehen?“
Audrey errötete und schüttelte stumm den Kopf.
„Lisa hat mir übrigens noch etwas über Sie verraten.“
Sie spürte, wie ihr Herz für einen Moment aufhörte zu schlagen. Lisa würde doch wohl nicht …?
„ The Youth Outreach Center …“, begann Romain, brach aber ab, als er sah, dass ihr Gesicht jede Farbe verlor. Da war er wieder, der Ausdruck von Verletzlichkeit in ihren schönen blauen Augen, der ihn immer wieder irritierte.
Was wusste er über das Heim für gefährdete Jugendliche, das sie mit viel persönlichem Einsatz aus ihren eigenen Mitteln ins Leben gerufen hatte?
„Was genau hat sie Ihnen denn erzählt?“, fragte Audrey heiser.
„Nur dass Sie sich in den letzten zwei Jahren sehr für dieses Sozialprojekt eingesetzt haben, das wenige Wochen nach unserem Dreh in Dublin eröffnet werden soll.“
„Ja, ja, aber das hat nichts mit Ihnen zu tun“, wehrte sie hastig ab. Dieses Thema war viel zu persönlich, als dass sie es mit Romain teilen oder auch nur diskutieren wollte.
„Ebenso wenig wie mit Ihnen, wenn man es genau nimmt. Lisa sagte, Sie seien in den letzten Jahren immer mal wieder hierhergekommen, um den Fortschritt der Bauarbeiten zu begutachten. Doch jetzt, da die abgeschlossen sind …“
„Da habe ich endlich wieder Zeit, etwas Neues anzupacken“, vollendete sie seinen Satz und hob ihm ihr Weinglas entgegen. „Auf die Kampagne …“
Doch Romain ließ sie nicht aus den Augen. „Sagen Sie, Audrey, ist das alles nur Teil der Fassade, die sie aufgebaut haben, um zu beweisen, dass Sie sich geändert haben?“ Der Sarkasmus in seinen Worten war nicht zu überhören. „Haben Sie vielleicht sogar schon das Kleid für den Tag der Eröffnung herausgelegt, wenn Sie als Ehrengast das Band durchschneiden werden, wie Lisa mir verraten hat?“
Audrey ließ den Arm sinken und stellte ihr Weinglas auf den Tisch zurück. Der Schmerz in ihrer Brust nahm ihr den Atem. Warum ging sie ihm nur immer wieder in die Falle? Hatte dieser Mann sie nicht schon genug gedemütigt? Mit ungeheurer Anstrengung hob sie den Blick und schenkte Romain ein funkelndes Lächeln.
„Warum nicht rausholen, was man kann aus so einem Event? Immerhin bin ich Profi in meinem Fach. Genau deshalb wollen Sie mich doch auch engagieren. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Unerklärlicherweise habe ich plötzlich meinen Appetit verloren …“ Damit stand sie auf und wandte sich zum Gehen.
„Audrey …“
Sie war kurz vor der Schwingtür, als sie Romains warme Hand auf ihrer Schulter spürte. Abrupt wandte sie sich um und blitzte ihn wütend an. In ihren Augen, die jetzt fast schwarz wirkten, glitzerten ungeweinte Tränen.
„Ich habe Ja zu Ihrem Job gesagt, weil Sie mir keine andere Wahl lassen, Monsieur de Valois “, fauchte sie ihn an. „Aber das heißt nicht, dass ich mich ständig von Ihnen beleidigen lassen muss!“
„Hören Sie, Audrey, ich glaube, wir haben keinen besonders glücklichen Start gehabt …“
„Oh, bitte
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