Julia Extra Band 0294
strahlend waren, dass es sie fast blendete.
In Khakishorts zum schwarzen Poloshirt wirkte Romain heute viel zugänglicher, aber auf keinen Fall weniger attraktiv oder gefährlich, als er sich an Bord des kleines Bootes auf die schmale Bank neben sie setzte. Zu viert wollten sie sich den morgigen Drehort anschauen. Doch Dominik und Simon saßen in einem zweiten Boot, und so fiel es Audrey schwer, Romains Anwesenheit zu ignorieren, wie sie es auf dem Flug und während der Fahrt zu ihrem Luxushotel am Ufer des Sees getan hatte.
Nachdem sie lange über ein unverfängliches Gesprächsthema nachgedacht hatte, startete sie einen Versuch. „Sie waren ziemlich beschäftigt in New York … Monsieur de Valois ?“
Er schmunzelte. „Romain und Du …“, erinnerte er sie sanft. „War das nun eine Frage oder ein Statement?“
Sie schwieg.
„Na, wie auch immer, ich hatte tatsächlich wichtige Dinge zu erledigen. Ich arbeite gleichzeitig an verschiedenen Objekten, und New York ist einer der Dreh- und Angelpunkte in dieser Hinsicht. Hast du mich denn vermisst, Audrey?“
Sie wollte verächtlich schnauben oder lachen, aber irgendetwas hinderte sie daran. Stattdessen nagte sie an ihrer Unterlippe und senkte den Blick.
„Ich war bis zum Abend in einem wichtigen Meeting, und danach habe ich mich mit Maud zum Dinner getroffen“, berichtete Romain weiter. „Und ich habe dich vermisst.“
Audrey schluckte mühsam. „So sah das aber nicht aus auf dem Empire State Building“, hielt sie ihm vor und hätte sich dafür am liebsten die Zunge abgebissen.
Über Romains Gesicht huschte ein seltsamer Ausdruck, der ihr den Atem stocken ließ, dann griff er nach ihrer Hand, zog sie an seine Lippen und presste einen heißen, verlangenden Kuss auf die Innenseite.
„Als ich sagte, das nächste Mal sorge ich dafür, dass wir nicht gestört werden, meinte ich es auch so“, erklärte er heiser.
Jeder Nerv in Audreys Körper begann zu vibrieren, und so war es gut, dass sie in diesem Moment anlegten. Simon und Dominic standen bereits an Land und erwarteten sie. Unter dem dreisten Blick des Fotografen senkte Audrey rasch die Lider und floh förmlich aus Romains unmittelbarer Nähe.
Die atemberaubende Szenerie, in der sie sich befanden, lenkte sie glücklicherweise vorübergehend von ihrer Verwirrung ab, und für die nächsten zwei Stunden gab sie sich völlig den neuen, berauschenden Eindrücken hin. Der imposante Palast, der einst für Könige gebaut wurde, beherbergte inzwischen ein Fünf-Sterne-Hotel.
Während die Männer die einzelnen Szenen besprachen, schaute Audrey sich ein wenig um und wurde von Romain auf einer der romantischen Terrassen aufgespürt, wo sie, wenige Stufen unter ihm, an einer Marmorbalustrade lehnte – einem Meisterwerk der Steinmetzkunst –, die wie ein filigranes Gitterwerk wirkte.
Romain spürte den inzwischen schon vertrauten Stich in der Brust, wie jedes Mal, wenn ihn der Anblick dieser ungewöhnlichen Frau wie ein Blitzstrahl aus heiterem Himmel traf.
Und als sie sich umdrehte und zu ihm emporlächelte, war er verloren. In den engen Khakishorts und dem schlichten weißen T-Shirt kam ihre natürliche Schönheit besonders gut zur Geltung.
Ich muss sie haben … und ich werde sie bekommen!, schwor er sich. Und zwar so schnell wie möglich! Wenn er noch länger wartete, würden sein Verlangen und die nur mühsam unterdrückte Lust ihn noch in den Wahnsinn treiben!
Doch gleichzeitig hatte er fast Angst vor der Erfüllung seiner intimsten Träume …
Auf der einen Seite war Romain natürlich froh, der gähnenden Langeweile, sein Liebesleben betreffend, durch den Kontakt zu Audrey Murphy entronnen zu sein, andererseits …
Er war nicht daran gewöhnt, von einer Frau derart beherrscht zu werden, dass er sich Tag und Nacht in einem inneren Aufruhr befand, und sehnte sich fast nach dem gleichförmigen Leben zurück, das er vor Audrey geführt hatte.
Das Beste würde sein, er brachte es so schnell wie möglich hinter sich und kehrte dann in sicherere Gefilde zurück!
Angesichts seiner fast grimmigen Miene schwand ihr Lächeln. Stattdessen maß sie ihn mit einem suchenden Blick, der keinen Zweifel daran ließ, dass sie ihn ebenso begehrte wie er sie …
Romain schlenderte auf sie zu, bis sie nur einen Meter voneinander entfernt standen. Simon und Dominic hatten die Insel bereits in ihrem Boot verlassen. Audrey und er waren jetzt ganz allein.
„Wollen wir hier unseren Lunch einnehmen?“, fragte
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