Julia Extra Band 0294
Romain.
Audreys erste Reaktion war es, den Kopf zu schütteln, doch dann gab sie sich einen Ruck und lächelte. „Das wäre traumhaft …“
Natürlich hatte auch sie von ihrem Aussichtspunkt Simons und Dominics Boot ablegen sehen und war sich dessen sehr bewusste, dass Romain und sie jetzt allein waren.
„Keine Angst, ich werde nicht versuchen, dich zu verführen“, versprach er unaufrichtig, und Audrey errötete, aus Scham und Angst, er könne ihre geheimen Gedanken gelesen haben.
Wenig später saßen sie an einem separaten Tisch in einem fantastischen Restaurant, in dem es keine Wände und keine Decken gab – nur den blauen Himmel über ihnen, die seidenweiche Luft, die ihre Haut streichelte, und den Blick auf die funkelnde Wasserfläche des Sees.
Als der Kellner erschien, bestellte Romain als Erstes eine Flasche Champagner, doch Audrey unterbrach ihn, indem sie sacht eine Hand auf seinen Arm legte.
„Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir auf Champagner verzichteten?“, fragte sie ihren verblüfften Begleiter. „Davon bekomme ich nämlich immer Kopfschmerzen. Am liebsten wäre mir ein kaltes Bier“, bekannte sie offen.
Romain saß da wie versteinert. Es war ein ganz normaler Impuls gewesen, in einer Situation wie dieser Champagner zu bestellen – ein erster Schritt in Richtung Verführung …
Und Audrey Murphy wollte stattdessen ein Bier?
Romain konnte sich gar nicht erinnern, wann er das letzte Mal Bier getrunken hatte! Auf jeden Fall lag das sehr, sehr lange zurück!
Er wandte sich an den Keller. „Zwei kalte Biere, bitte.“
„Oh, du musst doch nicht meinetwegen …“ Das Unbehagen in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Irgendwie siehst du nicht aus wie ein Biertrinker.“
Für Romain hörte sich das keinesfalls nach einem Kompliment an. Voller Selbstironie verzog er die Lippen zu einem schiefen Lächeln. „Wie sehe ich denn deiner Meinung nach aus?“, wollte er wissen.
Wie ein Mann, der genau weiß, wie man eine Frau verführt …, schoss es Audrey spontan durch den Kopf. Aber das sagte sie natürlich nicht laut.
„Der Champagnertyp eben“, erklärte sie stattdessen in schöner Offenheit. „Oder der Tausend-Dollar-Flasche-Weintyp . “
Da er tatsächlich in der Vergangenheit oft genug derartige Summen und noch mehr für Wein ausgegeben hatte, fühlte Romain sich getroffen. „Verzeihung“, sagte er steif. „Da ich dich auf dem Ball in New York mit einem Champagnerglas in der Hand gesehen habe, war ich natürlich der Ansicht, du magst dieses Getränk.“
Audrey lächelte. „Ehrlich gesagt hasse ich es, ebenso wie derartige Events, aber Maud ist der Meinung, sie wären eine unverzichtbare Jobbörse und ein Champagnerglas in der Hand ein unerlässliches Accessoire für ein Topmodel auf dem Weg nach ganz oben … “, zitierte sie seine Tante so täuschend echt, dass Romain wider Willen lachen musste.
In diesem Moment wurde ihr Bier serviert … in Flaschen.
Romain nahm eine in die Hand und hielt sie Audrey entgegen. Sie stieß bereitwillig mit ihm an und trank genüsslich. Romain tat es ihr nach.
„Ich hatte ganz vergessen, wie gut das schmeckt“, stellte er überrascht fest. „Gerade bei den hier herrschenden Temperaturen. Aber du wolltest mir erzählen, warum du nicht gern auf derartige Veranstaltungen gehst.“
Wollte sie das?
Sie musste auf der Hut sein. Es fiel ihr so leicht, mit Romain zu plaudern, dass ihr unabsichtlich etwas entschlüpfen konnte, was sie besser für sich behielt.
„Nun, du hast doch selbst gesehen, wie so ein Abend abläuft. Eine Parade der Schönen, Reichen und Einflussreichen. Und wir als Models dienen hauptsächlich als Dekoration. Es geht ums Sehen und Gesehenwerden.“
Sie lachte sarkastisch auf und schaute Romain jetzt direkt an. „Und nicht zu vergessen das alte Vorurteil, das dir aus jedem taxierenden Blick entgegenspringt – schön … ergo dumm! Ich will gar nicht leugnen, dass ich es zu Anfang ziemlich aufregend fand, zusammen mit Filmstars und der New Yorker High Society auf den gleichen Partys zu sein. Besonders als naives junges Ding, frisch aus Irland importiert!“
Audrey verstummte und trank einen Schluck von ihrem Bier, ehe sie fortfuhr. „Damals glaubte ich auch noch, ein gutes Gespür für Unaufrichtigkeit zu haben …“
Zum Glück erschien in diesem Moment der Kellner und bewahrte sie davor, noch mehr ins Detail zu gehen. Romain bestellte landestypisches Essen und zwei weitere Biere.
„Ich war schon einmal
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