Julia Extra Band 0294
was jetzt kommen würde.
„Als du mich in Dublin gefragt hast, ob ich dir glaube, dass du nie im Leben Drogen genommen hast … es war die Wahrheit, oder?“
Audrey versuchte in seiner undurchdringlichen Miene zu lesen, aber es wollte ihr nicht gelingen. „Ja“, sagte sie einfach und hätte fast aufgeschrien, weil er ihre Finger so fest drückte, dass das Blut kaum noch zirkulieren konnte. Behutsam machte sie sich aus der Umklammerung frei.
„Verzeih …“, murmelte Romain, führte Audrey zum Bett hinüber, setzte sich auf die Kante und zog sie neben sich. „Erzähl mir, was damals in London passiert ist.“
Instinktiv rückte sie ein Stück von ihm ab, was er mit einem schiefen Lächeln quittierte.
„Du weißt doch bereits, was nachdem Tod meines Vaters geschehen ist.“
Romain nickte und wartete geduldig. Und in diesem Moment traf Audrey eine rein instinktive Entscheidung. „Es war aber noch viel mehr dran, als ich dir erzählt habe.“
Er wartete.
Sie senkte den Blick. „Nach dem Tod meines Vaters fand ich in seinem Schreibtisch meine Geburtsurkunde, aus der hervorging, dass meine Mutter … oder die Frau, die ich dafür gehalten hatte, mich gar nicht auf die Welt gebracht hat.“
Es war heraus! Audrey spürte dem Gefühl nach und wunderte sich, dass es längst nicht so schmerzte wie erwartet.
„Meine wirkliche Mutter war die Sekretärin meines Vaters. Also keine Spanierin, sondern eine Irin. Sie hatte keine Familienangehörigen, und als sie bei meiner Geburt starb, wandte sich das Krankenhaus an meinen Vater, den sie als nächsten Angehörigen angegeben hatte.“
Audrey hielt kurz inne und seufzte tief, ehe sie fortfuhr.
„Meine Mutter … seine Frau fand heraus, dass sie betrogen worden war, und da sie nach meinem Bruder keine weiteren Kinder bekommen konnte, überwand sie ihren Stolz und Schmerz und erklärte sich bereit, mich als ihre Tochter aufzuziehen …“
„Das ist eine traurige Geschichte“, sagte Romain leise. „Aber was passierte an jenem Abend in London, als die Paparazzi dich bewusstlos auf der Straße liegend fotografiert haben?“
„Dieser Tag war der schlimmste meines Lebens …“ Sie brachte es nicht fertig, Romain anzuschauen, und starrte auf den Teppichboden zu ihren Füßen. „Ich war so schrecklich unglücklich und verzweifelt, dass mich niemand mehr erreichen konnte – auch Katie nicht, die wirklich ihr Bestes versuchte. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie das ist, plötzlich zu erfahren, dass dein ganzes Leben auf einer Lüge aufgebaut ist?“ Audrey lachte rau, erwartete aber offensichtlich keine Antwort. „Katie tat alles, um mich zu trösten und mir zu helfen, aber ich ließ ihr keine Chance und schloss auch sie aus meinem Leben aus, das in meinen Augen jeden Wert verloren hatte. Stattdessen hängte ich mich an diese Clique, die alles so viel lockerer und leichter zu nehmen schien. Ich wollte unbedingt dazugehören … und brachte nicht einmal das fertig! Trotz meiner rebellischen Show machten mir meine neuen Freunde Angst. Während sie sich betranken, schüttete ich meine Drinks in Pflanzenkübel, weil mir schon vom Geruch des Alkohols übel wurde. Nahmen sie Drogen, machte ich auf blasiert und gelangweilt. Das ging so lange gut, bis …“
„Bis?“, ermunterte Romain sie sanft.
„An jenem Abend waren wir, Christian und ich als Paar, auf einer Party im Haus eines anderen Models. Obwohl ich in Christian verknallt war, wurde auch er langsam zu einem Problem, weil er sich von mir nicht länger hinhalten lassen wollte. Und dann hörte ich zufällig, wie er mit einem seiner Freunde darüber sprach, dass er einem der Mädchen Drogen in den Drink geschüttet hätte, um sie … um …“
Audrey seufzte und fühlte plötzlich eine seltsame Ruhe über sich kommen. Als sie weitersprach, schaute sie dabei Romain fest in die Augen.
„Ich wollte nur noch weg, und das habe ich Christian auch gesagt. Er schien einverstanden zu sein und überredete mich zu einem letzten Drink. Gleich danach spürte ich, dass etwas mit mir nicht stimmte. Ich gab vor, noch schnell zur Toilette zu müssen, rief aber stattdessen Katie an … sie fand mich später allein und ohne Bewusstsein in einem der Schlafzimmer liegen und schaffte mich gleich raus, was nicht so leicht gewesen sein muss. Vor dem Haus ließ sie mich einen Augenblick allein, um die Ambulanz zu rufen, und in dem Moment schossen die Paparazzi ihre Fotos. Da dieses Haus als In-Treff für die Modeszene bekannt
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