Julia Extra Band 0294
Valois für den Rest des Tages.
Auf der Rückfahrt zum Hotel achtete Audrey darauf, in einem anderen Boot als Romain unterzukommen, und ließ sich mit einem erleichterten Seufzer neben Val auf der harten Bank nieder. Doch kaum hatte das Boot abgelegt, hörte sie eine wohlbekannte Stimme in ihrem Rücken.
„So leicht wirst du mich nicht los, Audrey. Wir beide haben noch etwas zu besprechen.“
Sie tat so, als habe sie ihn nicht gehört, was natürlich albern war, weil Val sie zweimal anstieß, während er sich fast den Kopf verrenkte, um neugierig von einem zum anderen zu schauen.
„Vor dem Dinner erwarte ich dich um Punkt sieben in der Lobby“, verlangte Romain ungerührt. „Und solltest du nicht da sein, komme ich höchstpersönlich in dein Zimmer, um dich zu holen.“
Punkt sieben trat Audrey aus dem Lift. Sie hatte sich für die traditionelle Landestracht entschieden – den salwaar kameez . Dazu trug sie silberne Kreolen, das Haar war zu einem schlichten Knoten aufgesteckt.
Romain erwartete sie bereits und spürte bei ihrem Anblick das vertraute Ziehen in seinen Lenden. In der schwarzen Tunika mit der aufwendigen Stickerei erinnerte sie ihn an eine exotische Prinzessin. Die enge Hose darunter betonte die unglaublich langen, schlanken Beine, und Romain wurde nur von einem einzigen Gedanken beherrscht: Er musste sie haben!
Heute Nacht würde Audrey Murphy für alles bezahlen …
Zu Audreys Erleichterung hatten sich auch die anderen Crewmitglieder im Hotelfoyer versammelt, und erst jetzt fiel ihr ein, dass sie ja heute alle zusammen in einem fantastischen Restaurant am See essen wollten.
Doch noch bevor sie sich Val anschließen konnte, der ihr wilde Zeichen gab, nahm Romain ihren Arm, wechselte im Vorbeigehen ein paar Worte mit Simon und dirigierte Audrey in Richtung Hotelausgang. Wenn sie eine unschöne Szene vermeiden wollte, blieb ihr keine Wahl, als Romain zu folgen, der sie schweigend durch enge, verwinkelte Gassen führte, bis sie an ihrem Ziel angelangt waren.
Durch die hell erleuchteten Fenster konnte Audrey Dominic sehen, der bereits an der langen Tafel saß, die für sie reserviert war.
„Bitte, Romain …“ Es waren die ersten Worte, die sie heute Abend an ihren Begleiter richtete. „Ich möchte auf keinem Fall neben ihm sitzen.“
Er folgte ihrem Blick, und Audrey fühlte, wie sich sein Körper anspannte. Dann nickte er knapp und nahm wie selbstverständlich zwischen Audrey und dem Fotografen Platz.
Eine Stunde später saß Audrey immer noch da wie auf heißen Kohlen und stocherte lustlos in ihrem Essen herum.
„Lächeln, Audrey!“, mahnte Romain mit unterdrückter Stimme. „Sonst frage nicht nur ich mich, was mit dir los ist. Und iss etwas! Du hast den ganzen Tag über noch nichts zu dir genommen.“
„Jetzt sag bloß nicht, du machst dir Sorgen um mich“, murrte sie verstimmt.
„Kein bisschen, aber du wirst heute Nacht eine Menge Energie brauchen, also …“
Gerade hatte Audrey widerstrebend einen kleinen Bissen in den Mund gesteckt, an dem sie sich dann auch prompt verschluckte. Als sie endlich wieder Luft bekam und die Serviette vom Mund nahm, war Romain quer über den Tisch hinweg in ein angeregtes Gespräch mit Simon vertieft.
„Was ist eigentlich mit dir los, Audrey?“, wollte Val wissen, der an ihrer anderen Seite saß. „Immer wenn ich dich sehe, bist du entweder rot wie eine Tomate oder bleich wie der Tod.“
„Ach, nichts …“
„Hmm …“,machte Val beziehungsvoll und wies mit dem Kinn auf Romain. „Benimmt sich wie ein Rüde, der überall seine Marken setzt, um sein Revier zu kennzeichnen, findest du nicht?“
„Ich weiß nicht …“
„Audrey! … Bitte! Vom ersten Tag an hat er unmissverständlich klargemacht, zu wem du gehörst!“ Unterm Tisch griff er nach Audreys Hand. „Ich habe dich sehr gern und will nur dein Bestes, das weiß du, nicht wahr? Es ist nur so … du bist einfach nicht der Typ Frau, auf den Romain de Valois normalerweise steht. Ich habe mehrfach erlebt, wie seine flüchtigen Affären endeten, und es war nicht besonders schön …“
„Val …“, murmelte Audrey, verzweifelt bemüht, die Fassung zu bewahren.
„Schon gut“, beruhigte er sie und drückte abschließend ihre Finger. „Ich möchte nur verhindern, dass er dir wehtut.“
Sobald ihre Hand frei war, stand Audrey abrupt auf und wurde jetzt auf der anderen Seite von Romains kraftvollen Fingern zurückgehalten, die wie ein Schraubstock um ihr Handgelenk
Weitere Kostenlose Bücher