Julia Extra Band 0294
die letzte Einstellung ihrer Madrid-Aufnahmen, und Audrey musste sich zusammenreißen, sich nicht ständig suchend umzublicken, in der Hoffnung, wenigstens heute, an ihrem fünften Tag in Spanien, Romain irgendwo am Set zu erspähen. Interessierte er sich denn gar nicht mehr für seine Kampagne, die ihm doch angeblich so am Herzen lag?
„Okay, Leute, das war’s!“, rief Simon gut gelaunt. „Morgen geht’s weiter nach Paris! Oh là là … la vie francaise …“
Die Stimmung innerhalb der Crew war viel besser nach Dominics unrühmlichem Abgang. Lucy musste sich von Romain eine ernste Predigt anhören, hatte sich daraufhin bei Audrey entschuldigt und war geblieben.
Zurück in ihrem Zimmer, beschloss Audrey, ihren letzten Abend in Madrid mit einem kleinen Bummel durch das romantische Viertel zu krönen, in dem ihr Hotel lag. Danach wollte sie ein warmes Bad nehmen und rechtzeitig zu Bett gehen, um sich für Paris auszuschlafen.
Außerdem war Romain immer noch nicht aufgetaucht …
Seine Müdigkeit war in der Sekunde verflogen, als er Audrey in einem knielangen geblümten Kleid, beschwingten Schrittes durchs Foyer stolzieren und das Hotel verlassen sah.
Romain zögerte, doch als sie um eine Ecke verschwand, setzte er sich kurz entschlossen in Bewegung. Sie hatte ihn nicht gesehen und wandte sich auch nicht nach ihm um, während er ihr durch die schmalen Gassen folgte.
Dafür musste er mit ansehen, wie sich mindestens jeder zweite Spanier den Kopf nach ihr verrenkte. Am liebsten wäre Romain an Audreys Seite geeilt, um zu demonstrieren, zu wem sie gehörte!
Aber stimmte das denn überhaupt?
Er konnte kein Anzeichen von Schwermut oder der unerträglichen Sehnsucht an ihr entdecken, die ihn seit fünf Tagen gefangen hielten … obwohl er wirklich alles versucht hatte, sich mit Arbeit zu betäuben!
Plötzlich kam sich Romain vor wie ein liebeskranker Idiot. Das ging nun wirklich zu weit! Abrupt wandte er sich um und kehrte ins Hotel zurück. Dort setzte er sich an die Bar im Foyer, bestellte einen Whisky und wartete, doch Audrey ließ sich Zeit.
Als sie endlich auftauchte, war ein Mann an ihrer Seite, den Romain nie zuvor gesehen hatte. Ihre Augen strahlten, die Wangen waren gerötet, und sie erschien ihm attraktiver und begehrenswerter als je zuvor. Gerade wollte Romain abtauchen, da hatte sie ihn erspäht und blieb wie angewurzelt stehen. Während er sich wegen seiner Schwerfälligkeit verfluchte, kam Audrey direkt auf ihn zu, den fremden Adonis im Schlepptau.
„Hallo, Romain …“ Als sie sah, dass sein düsterer Blick auf ihrem Begleiter ruhte, spielte ein amüsiertes Lächeln um Audreys Mundwinkel. „Ich glaube, ihr beiden kennt euch noch nicht.“ Sie schaute von einem zum anderen. „Romain de Valois … Luke Quinn … mein Bruder.“
Die Erleichterung war so groß, dass sie Romain vorübergehend aus dem Konzept brachte. „Und ich dachte … sehr angenehm … ich meine, freut mich, einen nahen Angehörigen von … Audrey kennenzulernen.“
Luke schien sein seltsames Verhalten nicht im Geringsten zu irritieren. Herzlich drückte er Romains Hand und wandte sich an den Barmann, um einen Drink für sie drei zu bestellen.
Natürlich kannte Romain Luke Quinn! Der Mann war Multimillionär und ein erfolgreicher Geschäftsmann. Ein Unternehmer, der weltweit marode Firmen aufkaufte und sie mit Verstand und Herz zu neuer Blüte brachte. Und er war Audreys Bruder!
Nachdem sie ihren Drink genossen und eine Weile geplaudert hatten, schützte Audrey ein Gähnen vor, verabschiedete ihren Bruder sehr herzlich, während Romain sich dezent im Hintergrund hielt, und zog sich mit einem freundlichen Kopfnicken zurück.
Doch so einfach würde er es ihr nicht machen! Romain sprang auf und folgte ihr in den Lift, den Audrey gerade betreten hatte. Zum Glück waren sie allein! Ihren vorwurfsvollen Blick ignorierend, drückte er den Halteknopf, während sie zwischen zwei Stockwerken hielten, und trat einen Schritt auf Audrey zu.
„Ich habe dich vermisst“, gestand Romain fast trotzig.
„Davon habe ich nichts gemerkt“, entgegnete sie kühl. „Außerdem … nicht, Romain! Was soll das?“
Ihr Zurückweichen stachelte seine aufgebrachte Libido nur noch mehr an. „Ich will dich, Audrey … in meinem Bett!“
Geschmeidig entzog sie sich ihm und lachte rau auf. „Daraus wird nichts. Bestimmt hast du dir inzwischen Vorwürfe gemacht, nicht verhütet zu haben …“, sagte sie gepresst. „Entspann dich, Romain …
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