Julia Extra Band 0294
Frisierkommode, und als sie sich weigerte, auch nur einen Schritt in seine Richtung zu machen, ging er zu ihr. Eine Hand unter ihr Kinn gelegt, damit sie sich ihm nicht entziehen konnte, begann er, die noch feuchten Haare zu bürsten.
„In Zukunft darfst du bestimmen, was du anziehst.“ Ihr Kinn war so schmal, ihre Haut fühlte sich so weich an unter seinen Fingerspitzen, ihr Haar erinnerte an karamellfarbene Seide. „Heute habe ich das übernommen …“ Er hielt inne, weil er etwas für ihn völlig Untypisches tat, nämlich einen aufgebrachten Angestellten zu beruhigen. Und wieso klang seine Stimme selbst in seinen Ohren so samtig und weich?
Er räusperte sich und fuhr dann fort: „Meine Mutter sehnt sich so danach, ihre zukünftige Schwiegertochter zu sehen. Ich kann es nicht ertragen, sie warten zu lassen. Ich weiß, wie lange Frauen benötigen, um sich anzuziehen und hübsch zu machen.“
Bei den Worten zukünftige Schwiegertochter erwachte Lily aus der Trance, in die sie gefallen war. Sie trat einen Schritt zurück. „Ich bin nicht wie deine übrigen eitlen Freundinnen! Also behandle mich auch nicht so!“
„Hör auf zu streiten.“ Paolo steckte ihr wieder den Verlobungsring an den Finger. Ihre großen grauen Augen blitzten kampflustig. Wenn er sie in dieser Stimmung seiner Mutter präsentierte, war die ganze Sache vorbei, bevor sie überhaupt angefangen hatte! Warum musste er sich ausgerechnet eine Frau aussuchen, die ihre Gefühle nicht verbergen konnte!
Er brauchte ein schnurrendes Kätzchen, keine fauchende Katze. Jetzt gab es nur noch eins, was er tun konnte. Mit beiden Händen umfasste er ihre schmalen Schultern, neigte den Kopf und küsste Lily auf den Mund.
5. KAPITEL
Als Paolo seine sinnlichen Lippen auf die ihren presste, war es Lily, als würde sie von einer Flut aus wirbelnden Emotionen aus dieser Welt gerissen. Etwas Ähnliches hatte sie noch nie zuvor erlebt.
Jedes rationale Denken war vergessen. Ihre Instinkte übernahmen die Führung und befahlen ihr, den Mund zu öffnen, um seiner Zunge Einlass zu gewähren. Natürlich hatte sie schon früher geküsst … aber niemals so! Es kam ihr vor, als vibriere ihr gesamter Körper. Oh, wie sie es genoss, die harten Muskeln unter dem feinen Stoff seines Hemdes zu spüren. Unvermittelt spürte sie auch seine erregte Männlichkeit an ihrem Bauch. Sie konnte nicht anders, sie musste seine Schultern fester umklammern und sich an ihn schmiegen.
Sie hörte, wie er aufstöhnte. Er umfasste ihren Po und zog sie noch enger an sich. Das Blut in ihren Adern entzündete sich.
Verlangen pulsierte durch ihren zitternden Körper.
Lily hatte keine Ahnung gehabt, dass solche Empfindungen existierten. Wie berauscht ließ sie ihre Hände über seine Brust wandern, zerrte an den Knöpfen seines Hemdes, weil sie endlich seine Haut fühlen wollte. Anscheinend hatten dieselben Wünsche und Leidenschaften von ihm Besitz ergriffen. Denn nun schob er ihr das Kleid über die Hüften. Es war fantastisch!
Plötzlich hob Paolo mit einem Stöhnen den Kopf und drückte sie von sich fort.
Wie erstarrt vor Entsetzen rang Lily nach Luft. Die unergründlichen Tiefen seiner goldenen Augen hielten sie gefangen. Ich könnte in ihnen ertrinken, dachte sie, während sie dem Prickeln in ihrem Körper nachspürte, das seine Berührungen geweckt hatte.
„Wir sollten gehen“, murmelte Paolo mit leiser belegter Stimme. Seine Hand zitterte ein wenig, als er sie Lily entgegenstreckte. Es war ihm unmöglich, den Blick von ihrem wunderbaren Körper, von den funkelnden Augen und den geröteten Wangen abzuwenden.
Er war sich nicht ganz sicher, was eigentlich passiert war. „Das war unglaublich“, entfuhr es ihm. Dabei hatte er gar nicht vorgehabt, ihr dieses Geständnis zu machen. Woher die Worte gekommen waren, wusste er nicht. Es war einfach geschehen … als ob eine Verbindung zwischen ihnen existierte, eine Leidenschaft, die ihre Seelen vereinte.
Paolo atmete tief ein. Bis zu diesem Moment war ihm nie ein unüberlegter Kommentar über die Lippen gekommen. Insgeheim hatte er immer die verachtet, die sprachen, ohne nachzudenken, ohne sich über die Konsequenzen im Klaren zu sein.
Glücklicherweise war er klug genug, die nächsten Sätze, die ihm auf der Zunge lagen, für sich zu behalten. Hätte es keine wartende Mutter gegeben, hätte der Kuss bestimmt anders geendet. Im Bett. Und das wäre eine Katastrophe gewesen.
In seinem Leben gab es sinnvolle Regeln. Eine davon
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