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Julia Extra Band 0294

Julia Extra Band 0294

Titel: Julia Extra Band 0294 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ABBY GREEN SHARON KENDRICK DIANA HAMILTON HELEN BROOKS
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kennenzulernen“, sagte sie.
    Signora Venini sah aus, als könne der leiseste Windhauch sie umwehen. Mehr noch als die dünne Narbe knapp unter dem Haaransatz – diese würde heilen und verschwinden –, erzählten die Linien in dem einst so wunderschönen Gesicht von Müdigkeit und Trauer.
    „Sie haben eine schwere Operation hinter sich, signora . Sie brauchen Ruhe und Frieden … keine Besucher!“ Warnend drückte Paolo ihre Schultern, dennoch sprach sie weiter. „Ich habe Paolo gesagt, dass ich ein Treffen unter diesen Umständen für nicht sehr vernünftig halte. Wir hätten warten sollen, bis Sie sich erholt haben.“
    Lily lächelte und hoffte, es würde verschwörerisch wirken. „Aber Sie wissen ja am besten, wie stur er sein kann! Trotzdem glaube ich, es wäre gut, wenn ich morgen oder spätestens übermorgen abreise.“
    Wieder lächelte sie. Doch die alte Dame zerstörte ihre Hoffnungen, als sie mit nun fester Stimme antwortete: „Unsinn. Die zukünftige Frau meines Sohnes kennenzulernen ist das beste Heilmittel, das es gibt! Der einzige Lichtblick in einem Jahr, das ansonsten nur Dunkelheit für mich bereitgehalten hat!“
    In ihren lebendigen Augen funkelte Entschlossenheit. „Und wir brauchen Zeit, um uns anzufreunden. Auch erwarte ich von meinem Sohn, dass er Sie überredet, länger als die versprochenen zwei Wochen zu bleiben … schließlich haben wir eine Hochzeit zu organisieren!“
    „Du musst es aufhalten!“, zischte Lily eine halbe Stunde später verzweifelt, nachdem Carla, die herzensgute, aber strenge Freundin von Paolos Mutter, erschienen war und darauf bestanden hatte, dass die alte Dame sich vor dem Abendessen ein wenig ausruhte.
    „ Silenzio !“ Eilig griff Paolo nach ihrem Handgelenk. „Sprich leise. Sonst hört man dich noch. Komm mit.“
    Willenlos ließ Lily sich von ihm aus dem Zimmer, über den mit Marmor ausgelegten Flur, zwei Korridore entlang und durch eine Seitentür auf eine Terrasse hinausführen. Auf der einen Seite standen Sonnenliegen, auf der anderen, unter einer von Wein umrankten Loggia, ein großer Teaktisch und Bänke.
    Ohne auf die Sitzgelegenheiten zu achten geleitete Paolo sie über eine schmale steinerne Treppe in den Garten und weiter durch ein Labyrinth aus Pfaden an Zypressen und Rosenbüschen vorbei.
    Erst als sie stolperte, verlangsamte er seine Schritte und legte einen Arm um ihre Schultern. „Setzen wir uns. Und dann reden wir vernünftig.“ Er zeigte auf eine Marmorbank, die neben einem alten Brunnen stand.
    „Es muss eine Möglichkeit geben, ihr das auszureden“, fing sie optimistisch an. Bestimmt entsetzten ihn die Hochzeitspläne seiner Mutter ebenso wie sie. „Du hast uns in diesen Schlamassel gebracht … jetzt hol uns gefälligst auch wieder heraus! Ich habe mein Bestes getan, habe ihr erzählt, dass ich eine Wohltätigkeitsorganisation zu leiten habe und ich mich in den nächsten Jahren auf nichts anderes festlegen kann. Aber sie wollte einfach nicht zuhören!“
    „Völlige Zeitverschwendung“, stimmte er ohne zu zögern zu. „Mamma weiß, dass ich mich der Sache angenommen habe. Und normalerweise laufen die Dinge dann wie von selbst.“
    Wutentbrannt starrte Lily ihn an. Dieser arrogante Mistkerl! „Dann schalte dein überlegenes Gehirn ein, und denk dir etwas anderes aus.“
    Zorn funkelte in ihren grauen Augen. Aber da war noch etwas. Furcht?
    Paolo zwang seinen Körper in eine entspannte Haltung. Wenn sie beide in Hysterie verfielen, würden sie gar nichts erreichen.
    „Ich gebe zu, ich habe nicht erwartet, dass sie sich mit solcher Begeisterung in die Hochzeitsvorbereitungen stürzt“, gestand er und begegnete Lilys hartem Blick mit einem Lächeln.
    „Nein, du hast damit gerechnet, dass sie ihren letzten Atemzug tut und flüstert, wie glücklich sie jetzt ist!“
    Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, bereute Lily sie zutiefst. Ja, sie hasste sich dafür, diesen hässlichen Gedanken überhaupt zugelassen zu haben.
    „Es tut mir leid. Das war gemein von mir.“ Sie griff nach seiner Hand, die zu einer Faust geballt auf seinem Knie lag. „Natürlich machst du dir Sorgen um deine Mum. Wenn jemand, den wir lieben, krank ist, können wir nicht anders. Immerzu müssen wir uns die schrecklichsten Ereignisse ausmalen. Wir beten, dass sie nicht eintreten, und rechnen doch mit dem Schlimmsten.“
    Seine Hand blieb eine Faust. Wahrscheinlich ging sie ihm einfach nur auf die Nerven. „Ich wünschte, ich hätte eine Mum, um die

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