Julia Extra Band 0294
erschienen auf seinen Wangenknochen. „Ich habe mir Sorgen gemacht“, gestand er.
Lilys Miene wurde weicher, als sie begriff. Er musste in der Villa gewesen sein, die leere Weinflasche gesehen und daraus geschlossen haben, sie sei volltrunken zu einer kleinen Spritztour aufgebrochen.
Sie straffte die Schultern und erklärte ihm, was wirklich passiert war. „Ich habe nichts getrunken. Das war Renata. Sie hat auf mich gewartet, als ich aus Florenz zurückgekommen bin. Jetzt liegt sie in irgendeinem Bett und schläft. Ich habe ihren Wagen genommen, weil ich allein sein und nachdenken wollte. Und zwar ohne deine Wächter im Schlepptau!“
„Renata und Maßlosigkeit, das passt zusammen.“ Erleichterung schwang in seiner Stimme mit. „Was wollte sie von dir?“
Fest entschlossen, die Frage nicht jetzt zu beantworten, sagte Lily stattdessen: „Wir müssen über unsere Zukunft sprechen. So kann es nicht weitergehen.“
„Nicht hier.“ Er ging zum Wagen seiner Cousine, schloss die Türen ab und steckte die Schlüssel ein. „Jemand kann sie herfahren, wenn sie wieder nüchtern ist“, kam er Lilys Protest zuvor.
Während der gesamten Heimfahrt waren seine Gesichtszüge so hart und kalt, dass Lily es nicht wagte, von ihrer Ehe beziehungsweise deren Annullierung zu sprechen. Immer noch schweigend führte er sie in die nun hell erleuchtete Eingangshalle der Villa. Lautstark rief er nach Agata und teilte der überraschten Haushälterin mit, dass sie mit dem Abendessen warten solle, bis er ihr Bescheid gab. Falls Signorina Renata in der Zwischenzeit auftauchte, sollte sie in der Küche warten, bis er Zeit hatte, sich um sie zu kümmern. Wagte es jemand, ihn zu stören, könne der Betreffende mit seiner sofortigen Entlassung rechnen.
„Du bist wirklich ein Tyrann!“, schalt Lily ihn atemlos, als er sie in den kleinen Salon drängte und die Tür hinter ihnen schloss.
„Nur wenn man meine Geduld überstrapaziert“, entgegnete er hart. Aber seine wütende Miene machte ihr keine Angst. Sie hatte sich in der Vergangenheit gegen ihn behauptet, das würde ihr auch jetzt gelingen.
Allerdings brauchte sie einen Moment, um ihre Gedanken zu sammeln. All die Sätze, die sie sich zurechtgelegt hatte, mit denen sie ihren Wunsch nach einer sofortigen Annullierung und ihrer Rückkehr nach England erklären wollte, waren aus ihrem Kopf verschwunden.
Lily trat ans Fenster und blickte hinaus. Mit Beginn der Abenddämmerung wurden die Lichter um den Springbrunnen eingeschaltet. Um das steinerne Becken war ein herrlich duftendes Rosenbeet angelegt. Sie würde dieses Haus vermissen.
„Komm her, Lily.“ Eine sanfte Bitte, kein Befehl. Ein Schauer durchlief ihren schlanken Körper. Nur zögernd wandte sie sich um. Jetzt war es also so weit. Das Ende ihrer Ehe war gekommen.
Doch an Mut hatte es ihr nie gemangelt, oder?
Während Paolo ihren angespannten steifen Rücken beobachtete, glaubte er, innerlich zerbrechen zu müssen. Seine Mutter hatte recht. Lily hatte Gewicht verloren, und sie wirkte unendlich erschöpft.
Er hatte es vermasselt … und zwar total. Nun lag es an ihm, alles wieder in Ordnung zu bringen. Am liebsten wäre er zu ihr gegangen, hätte ihre Hand genommen und Lily zu dem Sofa geführt, auf dem er jetzt saß. Aber das konnte er nicht. Nicht, wenn sie so offensichtlich nicht von ihm berührt werden wollte.
„Gut.“ Er stand auf, näherte sich ihr aber nicht. „Du hast mich geheiratet, und doch willst du unsere Ehe zerstören, indem du dich weigerst, das Bett mit mir zu teilen. Das kann man als Grund für eine Annullierung betrachten. Was allerdings auch bedeutet, du würdest absolut gar nichts von mir bekommen. Dabei hast du behauptet, mich nur des Geldes wegen geheiratet zu haben“, zählte er mit kalter Präzision auf. „Das ergibt für mich keinen Sinn.“
„Das war eine bedauernswerte Lüge“, gab sie zu. „Ich will nichts von dir … du hast bereits so viel für Life Begins getan …“
„Warum hast du es dann gesagt?“, unterbrach er sie ungeduldig. „Du musst doch einen Grund dafür gehabt haben. Und ich glaube nicht, dass der irgendetwas mit meinen Spenden an Life Begins zu tun hat.“
Lily gelang es nicht länger, eine unpersönliche Miene aufzusetzen. Die ganze Situation war ihr unerträglich. Sie wollte nur noch, dass es vorbei war. „Alles ist meine Schuld!“, stieß sie hervor. „Ich hätte unserer Hochzeit nie zustimmen dürfen. Ich wusste nicht, was ich tat.“
„Nämlich was
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