Julia Extra Band 0295
wurde, dass sie seine schönen Hände bewundernd anstarrte, wandte sie sofort die Augen ab.
„Sehe ich aus wie eine Stadtstreicherin? Du hast gar nicht widersprochen.“
Sein Lächeln wurde breiter. Verflixt. Sein Grübchen anzustarren, bis ihr heiße Schauer über den Rücken liefen, war auch nicht besser, als seine großen, starken Hände zu bewundern. Brooke versuchte, einfach auf die Straße zu achten.
„Du sieht vielleicht ein bisschen zerzaust aus. Aber von einer Stadtstreicherin hast du nun wirklich nichts“, beruhigte er sie. „Wenn ich gewusst hätte, dass du so scharf auf Komplimente bist, hätte ich früher etwas gesagt. Entschuldige meine schlechten Manieren.“
„Ich bin nicht scharf auf … Oh, halt den Mund.“
Brooke sah das belustigte Funkeln in seinen Augen und verzichtete auf Widerspruch. Diese Diskussion könnte sie nicht gewinnen. Nicht nach dem Presseauflauf vor ihrer Tür. Ein heißes Bad, eine halbe Stunde auf ihrer Yogamatte und ein Glas Weißwein – danach würde sie es wieder mit Dan aufnehmen können.
Bald bog Dan links ab und fuhr einen gewundenen Kiesweg hinauf, der zu beiden Seiten mit Bäumen gesäumt war. Im hellen Sonnenlicht kniff Brooke die Augen zusammen. Gespannt versuchte sie zu erkennen, worauf der Wagen zusteuerte.
„Ist das eine Privatstraße?“, fragte sie. „Eigentlich müsste hier ein Warnschild stehen. Wenn sich zwei Autos entgegenkommen, stecken beide fest.“
„Das sollte kein Problem sein. Dies ist nämlich die Auffahrt zu meinem Haus.“
„Oh. Ach so.“
Sie fuhren bergauf, bis sich der Wald lichtete und den Blick freigab auf eine höchst ungewöhnliche, architektonisch individuell gestaltete Villa. So etwas hatte Brooke noch nie gesehen.
Das große mehrstöckige Haus lag am Rand einer steilen Klippenwand. Viele breite und hohe Fenster, vorspringende Balkone und cremefarbene Schindeln über den hellbraunen Steinmauern, alles von tiefgrünem Efeu umrankt – das Gebäude war mit den umstehenden Bäumen zu einer Einheit verschmolzen.
Dan parkte den Jaguar vor einer Garage, die fünf Wagen Platz bot. Nachdem der Motor und die Klimaanlage verstummt waren, bemerkte Brooke die ungewohnte Stille an diesem Ort. Keine Presse, kein Radio. Nur das Flüstern der Blätter, die sich im leichten Wind bewegten.
Brooke hatte das Gefühl, fünfhundert statt fünfzig Kilometer gefahren zu sein. Sie streckte sich und öffnete die Wagentür. Noch bevor ihre Füße den gepflegten Kiesweg berührten, rannten die Kinder bereits herum und erforschten die Gegend. Ein Pfad wand sich zwischen Rasenflächen, die mit hellen Steinen eingefasst waren, hindurch. Das ganze Anwesen wirkte beinahe wie aus dem Märchen – es hätte Brooke nicht überrascht, Feen zwischen den Felsen und Bäumen anzutreffen.
Der herbe Duft von Dans Aftershave riss sie aus ihren Tagträumen. Dan lehnte sich ans Auto.
„Eindrucksvoll, nicht?“, fragte er und blinzelte ins Sonnenlicht, das sich im gewölbten Panoramafenster im Dachgeschoss widerspiegelte.
Ob sich dahinter sein Schlafzimmer verbarg? Brooke sah Dan an.„Allerdings. Warum bin ich eigentlich nie vorher hier gewesen? Warum wusste ich nichts von diesem fantastischen Haus? Ich habe mir immer vorgestellt, dass du in einem kleinen Junggesellenapartment im obersten Stockwerk eines Stadthauses wohnst.“
Dan hob eine Hand über die Augen. „Sag du es mir.“
Brooke wich seinem Blick aus, gab vor, nach den Kindern zu schauen, aber Dan wusste Bescheid. Er kannte die Antwort nur zu gut.
Dies war sein Zufluchtsort, sein friedvolles Paradies. Es musste sich schon um einen Menschen handeln, dem er voll vertraute, wenn er jemanden hierher zum Dinner oder zum Tennis einlud. Und Brooke hatte sein Zuhause in einem anonymen Wolkenkratzer vermutet, weil sie sich bisher nie die Mühe gemacht hatte, die Wahrheit über ihn herauszufinden.
Tatsächlich hatte auch er sich über Jahre nicht besonders darum bemüht, mehr über sie zu erfahren – bis zu dem Tag vor einer Woche, als sie ihn in seinem Büro aufgesucht hatte. Seitdem verspürte er immer intensiver den Wunsch, sie besser kennenzulernen.
„Ein Hund!“, schrie Lily, als ein dunkelhaariges Etwas wie der Blitz um die Hausecke auf sie zugeschossen kam.
Ein junger brauner Labrador flitzte um den Wagen herum und blieb laut bellend vor Dans Füßen stehen. Der Hund zitterte vor Aufregung am ganzen Körper, hatte aber gelernt, sich zu zügeln und nicht an seinem Herrchen hochzuspringen.
„Du
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