Julia Extra Band 0295
umgezogen.“ Von einer kargen, erdrückenden Sozialwohnung in die nächste, sobald seine Mutter nach einer weiteren gescheiterten Beziehung einen Neuanfang brauchte. Doch das behielt er für sich.
Als Brooke ihn verständnisvoll anlächelte, war Dan froh, ihr die heitere Laune nicht verdorben zu haben.
„Überwältigend. Wie im Märchen. Ich dachte immer, unser Haus sei schon groß für unsere kleine Familie. Aber deins …“
Das war der Grund, warum er nie jemanden mit nach Hause nahm. Er wusste, dass das Haus Aufsehen erregte. Aber zum Teufel, gerade diese Großzügigkeit liebte er. Dies war seine Burg, sein wahr gewordener Traum. Ja, vielleicht hatte er sich auf diese Weise den Glauben an das Wunder im Leben bewahrt.
Er räusperte sich. „Ich habe verdammt hart gearbeitet, und dies hier ist mein Ausgleich dafür.“
„Zu dem ich dich nur beglückwünschen kann.“ Unwillkürlich hängte sich Brooke bei ihm ein und drückte leicht seinen Arm. Sie war ihm so nah, dass er den Apfelduft ihres Haars einatmen konnte. Ein wenig verwirrt blickte sie ihn an, ehe sie ihm den Arm wieder entzog.
Obwohl sie die Tour durch die Räume fortsetzen wollte, blieb Dan stehen. Seine Muskeln gehorchten ihm nicht. Was war zwischen ihnen passiert? Jede Berührung, jeder Blick schien auf einmal eine neue Bedeutung zu haben. Einen neuen Zauber.
Dabei war Brooke im Grunde genommen doch nur eine Frau. Eine ganz normale Frau in einem schlichten T-Shirt, knielangen Hosen und Leinenschuhen. Kein überirdisches Wesen. Außerdem war sie die Frau seines besten Freundes – und das würde sie immer bleiben. Ganz gleich, was sich geändert haben mochte oder ob er mit Cal fertig war. Diesen Respekt schuldete er ihrer Freundschaft trotz allem.
In diesem Moment tauchte Beau in der Eingangshalle auf. „Was für DVDs hast du eigentlich, Dan?“, wollte er wissen.
Brooke ging zu ihm und strich über sein dunkles Haar. „Beau“, mahnte sie sanft.
Mit einem Lächeln beruhigte Dan sie. „Was siehst du denn gern, Beau?“
Beau zuckte die Schultern. „Filme mit Polizisten und Revolvern und so.“
„Beau!“, rief Brooke. „Er nimmt dich auf den Arm, Dan. Filme mit Polizisten und Revolvern darf er überhaupt nicht sehen.“
„Kein Problem.“ Dan schob die Unterlippe vor und überlegte. „Für solche Fälle habe ich natürlich auch etwas. Wie wäre es denn mit Der König der Löwen ?“
Kurz blitzte es in Beaus Augen auf, bevor der Junge eine betont gelangweilte Miene aufsetzte. „Das ist schon okay.“
„In Ordnung. Du und Lily, ihr könnt schon mal ins kleine Wohnzimmer vorgehen und euch einen Platz aussuchen. Inzwischen lege ich den Film ein.“
„Wo ist denn das kleine Wohnzimmer?“
Dan deutete auf die andere Seite der Empfangshalle. „Das Zimmer mit dem Videoprojektor. Geh schon vor. Ich komme sofort.“
Das ließ sich Beau nicht zwei Mal sagen. Er befreite sich aus Brookes Armen und rannte davon.„Komm mit, Lily. Wer zuerst da ist!“
Nachdem auch Lily durch die Halle gesaust war, blieb Brooke mit Dan allein zurück. Mit einem Mal verspürte sie eine starke innere Anspannung. Vielleicht weil alles so problemlos ablief. Nein, sie durfte nicht vergessen, dass die Wirklichkeit sie schnell genug einholen würde …
„Nicht schlecht“, lobte Brooke. „ Der König der Löwen ist sein Lieblingsfilm.“
Dan lächelte zufrieden. „Das habe ich gewusst, ehrlich gesagt.“
„Und wann bitte hast du diese DVD gekauft?“
Schweigend sah Dan sie an.
„Bevor oder nachdem ich zugestimmt habe, bei dir zu wohnen?“
Mit undurchdringlicher Miene antwortete er: „Ungefähr zu dieser Zeit.“
Brooke verschränkte die Arme vor der Brust, um ihm nicht zu zeigen, wie sehr sein eindringlicher Blick sie bewegte. Seltsam. Seit Jahren schaute er sie so an, aber sie hatte nie weiter darüber nachgedacht. „Bin ich so leicht zu durchschauen?“
„Ziemlich …“ Lächelnd zwinkerte Dan ihr zu und folgte den Kindern ins Wohnzimmer.
Verblüfft blieb Brooke für einen Moment stehen. Hatte der sonst so beherrschte und zurückhaltende Daniel Finch ihr tatsächlich gerade zugezwinkert?
Nun, um ihre Beherrschung war es jedenfalls geschehen. Sie war mächtig nervös, ihr Puls raste, und Schauer liefen über ihre Haut. Und das hatte er allein mit einem Zwinkern erreicht – das sie sich möglicherweise nur eingebildet hatte?
Was sie brauchte, waren ein heißes Bad, eine halbe Stunde Yoga und ein schönes Glas Weißwein. Offenbar hatte
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