Julia Extra Band 0295
Auffahrt wie ein strahlender Schatz vorkam.
„Wussten Sie über Felice Bescheid?“, fragte ein Journalist.
„Ignorier sie, Brooke.“ Dan war so nah hinter ihr, dass seine Schuhspitzen beinahe ihre Absätze berührten.
„Stimmt es, dass Cal alles verprasst hat?“, wollte ein anderer Reporter wissen.
„Sie wollen dich nur nervös machen.“ Dan drängte sie ein bisschen nach links, damit sie nicht über eine Kameratasche stolperte.
„War Cal überhaupt der Vater der Kinder?“, tönte es aus der Menge.
Bei dieser Frage flog Brookes Kopf nach rechts. Spott und Sticheleien gegen Cal oder auch Gerüchte über sie in die Welt zu setzen, daran hatte Brooke sich gewöhnt. Aber wenn jemand es wagte, ihre Kinder auch nur in Gedanken anzugreifen …
Wie wahnsinnig suchte sie in der Menge der verschwitzten Gesichter nach dem Schuldigen, doch sie war einfach zu aufgebracht. Dan hatte ihr Zögern bemerkt, und mit einem Griff umfasste er ihre Taille und zog sie an sich. So nah bei Dan dachte Brooke nicht mehr an die Pressemeute …
„Komm ja nicht auf dumme Gedanken, Brooke. Geh einfach weiter“, drängte Dan.
Folgsam drückte sie Lily fester an sich und konzentrierte sich wieder auf den Weg zum rettenden Wagen. Dass sie dabei einigen Reportern rein zufällig auf die Füße trat, verschaffte ihr leise Befriedigung.
Dan öffnete die Zentralverriegelung mit der Fernbedienung. Kaum hatte Brooke das Auto erreicht, nahm Dan ihr Lily aus den Armen und schob sie auf den Rücksitz.
Nachdem ihre Kinder sicher im Wagen verfrachtet waren, setzte Brooke sich auf den Beifahrersitz. Erst jetzt erkannte sie, dass Dan sie alle ohne Hektik zum Auto gebracht hatte – er hatte es geschafft! Unter solchem Druck wäre ihr das allein niemals gelungen.
Dan ließ den Motor aufheulen und lenkte den Jaguar an den Reportern vorbei. Das Ganze hatte vielleicht drei Minuten gedauert. Trotzdem hatte Brooke das Gefühl, einen Marathonlauf hinter sich zu haben.
Nach einer Weile drehte sie sich um und vergewisserte sich, dass es beiden Kindern gut ging. Während Beau mit seinem tragbaren Videospiel beschäftigt war, zählte Lily alle grünen Autos auf der Straße. Die Kinder waren glücklich. Kinder eben.
Sie atmete tief durch, als sie sich wieder nach vorn wandte. Dann begann sie zu zittern. Fest schlang sie die Arme um ihren Körper.
„Ist dir warm genug?“ Dan warf ihr von der Seite einen Blick zu und spielte am Temperaturregler.
„Es geht mir gut.“ Ihr erschöpfter Tonfall verriet sie, doch Brooke gelang ein kleines Lächeln. „So gut, wie es einem unter diesen Umständen eben geht.“
Als er sie erneut von der Seite ansah, brachte sein gefühlvoller Blick Brooke beinahe aus der Fassung: Die deutliche Sorge in seinen Augen erschien ihr mindestens ebenso beunruhigend wie das gerade überstandene Spießrutenlaufen.
„Bring uns einfach weg von hier.“ Sie wandte sich von ihm ab, starrte aus dem Fenster und beobachtete, wie draußen die Vorstädte von Melbourne vorbeiflogen.
„Du bist sehr still“, sagte Dan, nachdem sie beinahe eine halbe Stunde schweigend gefahren waren.
„Entschuldige.“ Brooke blickte ihn an. „Ich war gerade ganz in Gedanken.“
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Normalerweise fahre ich allein hier herauf. Es ist schön, mal Gesellschaft zu haben.“ Kurz lächelte er ihr zu.
„Auch wenn deine Begleitung rein gar nichts zu deiner Unterhaltung beiträgt?“
„Auch dann.“
Als Brooke über die Schulter nach Beau und Lily sehen wollte, erklärte Dan: „Sie schlafen. Seit die ersten Berge vor uns aufgetaucht sind.“
Beau hatte sich auf dem Rücksitz zusammengerollt, während Lily mit offenem Mund und ausgestreckten Armen und Beinen dalag. Erleichtert atmete Brooke auf.
Als sie sich wieder zu Dan drehte, blickte er sie mit einem breiten Lächeln an.
„Was ist?“, fragte sie verwirrt.
„Du hast dich mit der Stirn gegen das Fenster gelehnt. Jetzt ist sie ganz rot.“
Brooke prüfte ihr Spiegelbild: Ihr Haar war staubig und zerzaust, und sie hatte dunkle Schatten unter den Augen. Ein roter Fleck auf der Stirn machte keinen Unterschied mehr. „Ich bin pleite und allein. Und nun sehe ich noch aus wie eine Stadtstreicherin. Was für ein toller Neuanfang.“
„Du bist nicht allein, Brooke.“
Etwas in seiner Stimme ließ sie wieder zu ihm schauen. Konzentriert sah Dan geradeaus auf die Straße. Zugleich wirkte es lässig, wie er das Steuerrad mit einer Hand umfasste. Als ihr bewusst
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