Julia Extra Band 0295
respektlos mit jemandem umgehen …“
Dan lachte so laut auf, dass sie nicht mehr erklären konnte, was sie dann tun würde. Brooke starrte ihn an und fragte: „Was ist denn so lustig?“
„Du“, antwortete er und nutzte die Chance, sich an diesem aufrichtigen, ausdrucksstarken, entzückenden Gesicht sattzusehen.
Brooke holte tief Luft. „Entschuldige. Ich hätte nicht rangehen sollen. Aber ein klingelndes Telefon ist für mich das Gleiche wie ein tropfender Wasserhahn oder Krümel auf dem Küchentisch. Wenn sich niemand darum kümmert, dann muss ich eben tun, was getan werden muss. Tut mir leid.“
„Warum leid?“, wiederholte Dan. „Du warst einfach perfekt, Brooke.“
Sie sah ihn an, als hörte sie das zum ersten Mal. Dabei war sie doch eine Frau, die es verdiente, aufgebaut, gelobt und bewundert zu werden.
Ohne lange darüber nachzudenken umfasste er ihr Gesicht und küsste sie. Ein Kuss aus Dankbarkeit. Aus Freude. Aus Erleichterung, weil sie tatsächlich gewusst hatte, wer der Anrufer war – Lucille hätte keine Ahnung gehabt. Außerdem war es Brooke mit ihrem Charme und ihrer freundlichen Stimme gelungen, den hitzköpfigen Derek zu besänftigen.
Erst als er seine Lippen von ihren löste, wurde Dan bewusst, was er getan hatte. Er hatte sie geküsst. Noch immer fühlte er ihren sinnlichen Mund, als hätte er den Kuss nie beendet …
Mit glänzenden Augen schaute Brooke ihn an. Dan konnte kaum ein Aufstöhnen unterdrücken, als sie sich mit der Zunge über die Lippen fuhr. Langsam ließ er die Hände sinken und gab sie frei. Doch sie blieb, wo sie war.
Sie hätte sich von ihm abwenden und ihm damit deutlich zeigen können, dass sie ihn nicht noch einmal küssen wollte – vielleicht sogar nie mehr.
Aber sie tat es nicht.
Auch Dan wusste nicht, was er tun sollte. „Hast du was dagegen, wenn ich Derek jetzt gleich anrufe?“, fragte er heiser.
Sie schüttelte den Kopf.
„Das erledige ich von meinem Büro aus. Willst du mitkommen? Oder willst du lieber hier auf Lucille warten?“
Wieder schüttelte Brooke den Kopf. Sie war völlig geschockt. Nicht wütend. Nicht peinlich berührt. Aber sie brachte kein Wort heraus. Nach nur einem kleinen Kuss.
Wie würde sie auf einen richtigen Kuss reagieren? Wenn er sich Zeit ließe …?
Gerade in diesem Moment kehrte Lucille an ihren Platz zurück. „Hey, Boss. Hat ein bisschen länger gedauert – Buckley und ich mussten unsere Bekanntschaft auffrischen. Er ist jetzt in Ihrem Büro.“
Erst jetzt entdeckte Dans Sekretärin Brooke, die noch starr wie eine Statue dastand. Lucille sah zu Dan. „Habe ich was verpasst?“
„Einen wichtigen Anruf“, murmelte Dan. „Von Derek Johnson.“
Lucille zuckte die Schultern. Es war offensichtlich: Sie hatte keine Ahnung, wer der Junge war. Aber Brooke hatte es gewusst. Brooke, die aufgebrachte Klienten besänftigen konnte. Brooke, die einen Job suchte. Brooke, die er bewunderte …
Er hatte damals nicht gescherzt: Tatsächlich wäre sie ein Gewinn für die Agentur. Aber gleichzeitig wäre sie auch eine Ablenkung. Wäre er stark genug, die Versuchung zu ignorieren? Könnte er dem Drang widerstehen, sie nach jedem erfolgreichen Telefonat küssen zu wollen?
Irgendwie bezweifelte er das. Er spürte, wie seine Selbstbeherrschung Tag um Tag schwächer wurde und seine Zuneigung zu ihr wuchs. Seine Empfindungen verstärkten sich nicht nur, sondern nahmen auch andere Formen an. Er entwickelte immer innigere Gefühle für ihre Kinder. Er sorgte sich um Brookes Glück, wenn sie einen Job ohne Aufstiegsmöglichkeiten annehmen müsste, nur um sich und die Kinder zu ernähren. Starke, tiefe und leidenschaftliche Gefühle brannten in seinem Innersten, die er allein mit dem Verstand nicht fassen konnte.
Nachdenklich strich er sich übers Kinn. „Könnten Sie Brooke einen Kaffee machen, Lucille? Und dann bringen Sie sie zu Johnnos Büro und erklären ihr alles“, wies er seine Sekretärin an. „Johnno ist zurzeit in Boston“, wandte er sich an Brooke. „Er vermittelt gerade einen jungen Baseballspieler an die Red Sox.“
„Bailey Montgomery“, sagte Brooke. Die ersten Worte nach dem Kuss.
Dan musste lachen. Willkommen im Leben! „Das stimmt. Gut zu wissen, dass es Frauen gibt, die die Sportnachrichten wirklich verfolgen, statt sich währenddessen nur Tee zu kochen.“
Lucille grinste nur. Sie hatte seinen kleinen Angriff auf sie verstanden.
„Geh mit Lucille“, forderte Dan Brooke auf. „Ich komme bald und
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