Julia Extra Band 0295
schnell.“
„Schnell? Es hat eine Ewigkeit gedauert.“ Reese lächelte, um ihrer Stimme die Schärfe zu nehmen. Doch Duncan erkannte, dass der kurze harmonische Augenblick vorüber war, bevor sie ihre Hand fortnahm.
Trotz seiner vagen Antwort schien Jenny zufrieden zu sein.
„Das ist völlig in Ordnung, Duncan“, versicherte sie ihm. „Sie haben jedes Recht dazu. Möglicherweise kommt Ihnen alles ziemlich unwirklich vor, vor allem in der nächsten Woche, während der Sie das Baby nur für ein paar Stunden besuchen dürfen. Aber glauben Sie mir: Sobald Ihr Sohn hier ist und Sie morgens um zwei Uhr aufstehen und nach ihm sehen, wird sich alles einrenken.“
Ihr Sohn … Die einfachen Worte erschütterten ihn zutiefst. Sie waren falsch, eine regelrechte Lüge. Trotzdem richteten sie etwas Seltsames in seinem Herzen an.
„Wie soll er übrigens heißen?“, fragte Jenny. „Ich muss es der Pflegemutter mitteilen, damit sie ihn ab sofort so nennt und er sich an den Namen gewöhnt.“
Reese knabberte eine Weile an ihrer Unterlippe. „Wir haben uns noch nicht entschieden“, sagte sie endlich.
Doch aus einem seltsamen Grund war Duncan sich plötzlich sicher. „Daniel“, sagte er mit fester Stimme. „Er soll Daniel heißen.“
3. KAPITEL
Reese und Duncan standen im Eingang ihres Hauses und winkten Jenny nach. Sobald ihr Wagen außer Sicht war, verschwand Reeses Lächeln, und sie trat einen Schritt zurück. Duncan folgte ihr und schloss seufzend die Tür. Sie standen sich in der dämmrigen Diele gegenüber und sahen sich einen Moment an.
Er soll Daniel heißen.
Reese war immer noch verblüfft über Duncans Antwort auf Jennys Frage, welchen Namen sie für das Baby gewählt hätten. Verblüfft und tief gerührt.
Duncan wollte ihr Kind nach Daniel Clairborne nennen, jenem Mann, der wie ein Bruder für ihn gewesen war. Der Tod seines besten Freundes kurz nach ihrer zweiten Fehlgeburt hatte ihn furchtbar erschüttert. Dies war einer der wenigen Augenblicke gewesen, wo sie ihren Ehemann hatte weinen hören. Damals hatte sie glauben wollen, dass die rauen Schluchzer hinter der verschlossenen Badezimmertür auch ihren verlorenen Babys gegolten hatten.
Angesichts der besonderen Bedeutung des Namens hatte sie angenommen, dass Duncan ihn für einen leiblichen Erben hatte aufsparen wollen, den er sich so sehr wünschte. Doch er hatte kein bisschen gezögert oder geschwankt. Er hatte sicher und entschlossen gesprochen, beinahe als würde er mit diesem Namen seinen Anspruch auf das Kind anmelden.
„Ich finde, es ist sehr gut gelaufen“, sagte sie schließlich.
„Ja.“ Duncan nickte.
Sie betrachtete einen Moment ihre Hände und spielte mit dem goldenen Reif am Ringfinger ihrer linken Hand. „Ich mag Jenny sehr. Es fällt mir schwer, ihr die Wahrheit vorzuenthalten.“
Sie nahm an, dass Duncan ihr zustimmen würde. Stattdessen sagte er: „Ich habe über diesen Punkt nachgedacht. Was für eine Wahrheit verschweigen wir ihr denn? Wir sind noch verheiratet. Das ist keine Lüge.“ Er deutete auf ihre Hand. „Du trägst immer noch deinen Ring.“
„Das ist kein Ring“, murmelte sie, ohne zu überlegen.
Duncans Blick wurde schärfer. „Nein, es ist kein Ring.“
Es ist ein Gelöbnis, hatte er zu ihr gesagt, als er ihr den Ring vor vielen Jahren an den Finger steckte.
Dies ist kein Ring, Reese. Es ist ein Gelöbnis, das ich dir gebe. Ich werde dich lieben bis zum Ende meiner Tage.
Er hatte sein Gelöbnis nicht gehalten. Trotzdem trug er noch den goldenen Reif, den sie ihm aufgesteckt hatte, stellte Reese jetzt fest. Ihr Gelöbnis, das sie gehalten hatte und immer halten würde, obwohl es sie manchmal fast umbrachte.
„Du trägt deinen Ring auch“, sagte sie. War es nur zum Schein, um Jenny irrezuführen?
„Weshalb denn nicht?“, erwiderte er ungerührt. „Wie ich bereits sagte: Wir sind noch verheiratet.“
Nervös fuhr Reese sich durchs Haar. „Also, was hältst du von ihm?“, fragte sie wie beiläufig.
„Von dem Baby?“ Seine Stimme wurde misstrauisch.
„Hm.“
„Nun, er ist … er sieht …“, stotterte Duncan, während er nach Worten suchte. Das passte überhaupt nicht zu ihm. Endlich verzog er eine Mundhälfte zu einem Lächeln, bei dem ihr Herz einen seltsamen Sprung tat. „Herrje, er ist ein süßer kleiner Kerl, nicht wahr?“
„Er ist hübsch“, verbesserte Reese ihn, doch sie lächelte ebenfalls. Dann legte sie den Kopf auf die Seite. „Du scheinst überrascht zu
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