Julia Extra Band 0295
Ehefrau unter einem Dach zu leben, die ihm eindeutig klargemacht hatte, dass sie keine Fortsetzung der Ehe mit ihm beabsichtigte … Das Heim mit einem Baby zu teilen, das ihn mit unendlicher Sehnsucht erfüllte und ihm schmerzlich bewusst machte, was er haben könnte, wenn das Verhältnis zwischen Reese und ihm anders wäre.
Wollte er das? Wollte er nicht nur dem Namen nach Daniels Vater sein?
Diese Frage verfolgte ihn schon fast den ganzen Tag. Deshalb hatte er unmittelbar nach seinen Eltern das Haus verlassen. Er hatte nachdenken müssen. Vergessen wollen. Doch zwei Stunden Golfbälle auf der überdachten Driving Range zu schmettern hatte kein bisschen geholfen. Tatsache blieb, dass er einsam war, traurig, erschöpft, enttäuscht und entsetzlich verwirrt.
Er konnte Reese nicht die Schuld dafür geben. Jedenfalls nicht allein. Das wäre ungerecht gewesen. „Tut mir leid“, murmelte er deshalb, als sie das Zimmer verlassen wollte.
Sie blieb einen Moment stehen und sah ihn aufmerksam an. „Mir auch.“
„Ich habe ein bisschen Golf in der Halle trainiert.“
Es sah aus, als würde sie ihm glauben. „Hast du immer noch diesen scheußlichen Slice?“
„Nein, inzwischen ist es ein Haken.“
„Möchtest du darüber reden?“
Sie meinte nicht seinen Golfschlag. „Nein.“
„Früher haben wir über alles geredet“, sagte sie und blickte nachdenklich drein. „Wir sind halbe Nächte aufgeblieben und haben geredet.“
Sie waren auch halbe Nächte aufgeblieben, um ganz andere Dinge zu tun. Worte waren dafür nicht nötig gewesen. Ihre Küsse und Liebkosungen hatten genug gesagt. Die Erinnerungen kehrten zurück und lockten. Doch er wollte jetzt nicht darüber nachdenken.
„Ich weiß, Reese“, sagte er mit einem leichten Vorwurf in der Stimme. „Aber dann hast du aufgehört, mir zuzuhören, was ich zu sagen hatte.“
Sie leugnete es nicht. „Das tut mir sehr leid.“
Duncan strich mit der Hand über sein Gesicht und atmete tief aus. „Vielleicht hatte ich ebenfalls aufgehört, dir zuzuhören“, gab er zu.
Reese sagte eine ganze Weile nichts, und Duncan hörte die Wanduhr im Wohnzimmer schlagen. Als sie verstummte, flüstere Reese: „Das ist nicht fair.“
„Was ist nicht fair?“
„Was meine Unfruchtbarkeit mit unserer Ehe angerichtet hat.“ Sie blickte auf ihre linke Hand und drehte den Ehering, den Duncan ihr vor sieben Jahren an den Finger gesteckt hatte. Sein Gelöbnis.
„Nein, das ist nicht fair. Aber ich glaube nicht, dass wir alles auf deine Unfruchtbarkeit schieben können.“
„Vielleicht nicht. Ich wünschte …“ Sie beendete den Satz nicht und schüttelte den Kopf. „Lassen wir das.“
„Was? Rede weiter.“
„Es klingt bestimmt total verrückt.“
Duncan schwenkte seine Beine über die Bettkante und setzte sich auf. „Was wünschtest du?“
„Ich wünschte natürlich, wir hätten all den Schmerz nicht durchmachen müssen.“
„Das klingt doch nicht verrückt. Ich bin genau derselben Ansicht.“
Sie runzelte die Brauen, und ihre Augen glänzten verdächtig. „Nein, das habe ich nicht gemeint.“
„Was dann?“
„Ich wünschte es und bin gleichzeitig froh darüber“, fuhr sie fort. „Denn sonst wäre Daniel jetzt nicht hier, und ich könnte nicht seine Mutter sein.“ Eine Träne rann ihre Wange hinab, und sie wischte sie fort. „Deshalb fällt es mir schwer, den Weg zu bedauern, den wir gehen mussten – wenn du verstehst, was ich meine.“
Duncan schluckte. Sein Hals schnürte sich so zusammen, dass er keinen Ton herausbekam.
Reese deutete sein Schweigen falsch. „Ich habe ja gesagt, dass es total verrückt klingt. Für dich ergeben meine Worte wahrscheinlich keinerlei Sinn.“
„Reese …“, begann er.
Sie wartete einen Moment, und er hätte schwören können, dass sie beinahe hoffnungsvoll dreinblickte. Doch er redete nicht weiter. Was hatte er sagen wollen? Er war sich nicht sicher. Offensichtlich konnte er keinen klaren Gedanken fassen und erst recht keinen zusammenhängenden Satz bilden. Resignierend lehnte er sich an die Kissen zurück.
„Dann gute Nacht, Duncan.“
„Gute Nacht.“
8. KAPITEL
Duncan ging am folgenden Montag wieder zur Arbeit, und Reese bekam nachts kaum noch Schlaf. Daniels Nase war verstopft. Er hatte kein Fieber, und er hustete nicht. Trotzdem quengelte er ständig, und sein ganzer Zeitplan geriet durcheinander.
Reese konnte von Glück sagen, wenn er nachts drei Stunden durchschlief – und wenn sie selber
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