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Julia Extra Band 0295

Julia Extra Band 0295

Titel: Julia Extra Band 0295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON SALA MELISSA JAMES ALLY BLAKE JACKIE BRAUN
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wenigstens die halbe Zeit schlafen konnte. Auch tagsüber fand er selten eine volle Stunde Ruhe. Doch anstatt diese Zeit zu nutzen und etwas eigenen Schlaf nachzuholen, spülte Reese das Geschirr oder beschäftigte sich mit der Wäsche. Es gab neuerdings so viel mehr von beidem.
    Sie kam sich wie ein Zombie vor und sah auch nicht viel besser aus. Außerdem geriet ihre frisch erworbene Selbstsicherheit ins Wanken. War Daniel unglücklich? War sie eine gute Mutter? Oder war sie als Mutter nicht besser denn als Ehefrau?
    Zum Glück arbeitete Duncan abends nicht länger, sondern kam jeden Tag zur gewohnten Zeit nach Hause. Das war allerdings ein schwacher Trost, denn den restlichen Abend verbrachte er in seinem Arbeitszimmer. Reese hatte keine Ahnung, was er dort tat. Er schloss die Tür nicht nur hinter sich, er verriegelte sie sogar. Ebenso gut hätte er ein Schild mit den Worten „Bitte nicht stören“ an den Griff hängen können. Deshalb ließ sie ihn in Ruhe.
    Weniger der Stolz als praktische Überlegungen hielten sie davon ab, Duncan um Hilfe zu bitten. Letztlich musste sie in der Lage sein, allein für Daniel zu sorgen. Doch es lag nicht nur an dem Arbeitsanfall, dass sie ihre Gefühle und auch ihre Sorgen manchmal gern mit ihm geteilt hätte.
    Jeden Tag telefonierte sie mit Sara, mit ihrer Schwester und mit ihren Eltern und erzählte ihnen von Daniels neuesten Grimassen und gurrenden Lauten. Alle hörten begeistert zu. Doch sie waren nicht Daniels Vater. Immer mehr machte ihr der Gedanke zu schaffen, dass Daniel vaterlos aufwachsen würde.
    Als die Türglocke am späten Donnerstagmorgen läutete, hätte sie am liebten nicht geöffnet. Es war fast Mittag, und sie war noch nicht richtig angezogen. Ihr Haar war zerzaust, und ihr Gesicht sah schrecklich aus. Sie hatte es vor einigen Stunden nur mit kaltem Wasser bespritzt.
    Doch das war nicht der eigentliche Grund, weshalb sie die Tür nicht öffnen mochte. Ihre Schwiegermutter stand auf der anderen Seite.
    Reese zwang sich zu einem Lächeln, schob den Riegel zurück und wappnete sich innerlich gegen die Kritik, die gewiss kommen würde.
    „Guten Morgen, Louise.“
    „Hallo, Reese.“
    „Bitte, komm herein.“ Sie trat zurück und hielt die Tür auf.
    Wie erwartet, rümpfte die Frau die Nase, sobald sie die Diele betrat. Sie sah Reese von oben bis unten an und betrachtete missbilligend ihren Yogaanzug und ihre nackten Füße in den Pantoffeln. „Es ist fast Mittag, und du bist noch nicht angezogen. Geht es dir nicht gut?“
    „Doch. Aber Daniel hatte eine unruhige Nacht, und ich erwartete keinen Besuch.“ Reese schob ihr zerzaustes Haar aus dem Gesicht und unterdrückte ein Gähnen.
    Zu ihrer Überraschung röteten sich Louises Wangen, und sie blickte zerknirscht drein. „Bitte entschuldige, dass ich einfach so aufgetaucht bin. Ich hätte vorher anrufen sollen.“
    „Nein, das macht nichts“, log Reese. „Darf ich dir den Mantel abnehmen?“
    „Danke, aber ich habe nur ein paar Minuten Zeit. Ich bin in einer halben Stunde mit Irene Cornwall und Barbara Butterfield zum Lunch im Klub verabredet.“
    Reese tat, als wäre sie enttäuscht, obwohl sie beinahe erleichtert aufgeatmet hätte. „Bist du sicher? Ich wollte gerade Tee machen.“
    Es war so leicht, höflich zu sein, wenn man wusste, dass der andere das Angebot ablehnen musste.
    „Nein, danke. Ich wollte dir nur schnell etwas für das Baby geben. Ich hatte es bei unserem Besuch neulich schon mitbringen wollen.“ Louise hielt Reese ein Päckchen hin und blickte an ihrer Schulter vorüber. „Ist Daniel wach?“
    „Nein, er ist gerade eingeschlafen.“ Nachdem sie eine Stunde mit ihm an der Schulter in der Diele auf und ab gewandert war und jedes Kinderlied gesungen hatte, das ihr einfiel.
    „Aha“, sagte Louise und sah merkwürdig enttäuscht aus. Sie reichte Reese das Päckchen. „Nun, das macht nichts. Er kann das Geschenk ja doch nicht selber auspacken.“
    „Soll ich damit warten, bis Daniel von der Arbeit zurück ist?“, fragte Reese höflich.
    „Oh nein. Es ist nur – eine Kleinigkeit.“
    Eine silberne Rassel mit langem Stiel lag zwischen dem Seidenpapier. Sie war so schwer, dass das Baby sich den Kopf damit hätte verletzen können. Genau das, was ein Säugling braucht, dachte Reese.
    „Danke, Louise. Die ist ja – entzückend.“
    „Sie ist totaler Unsinn, denkst du bestimmt.“
    „Nein, ich …“
    „Ich habe genau dasselbe gedacht, als ich sie bekam. Es ist Duncans alte

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