Julia Extra Band 0295
Schulden Belinda ihn hatte sitzen lassen.
Doch Tim hatte es mit anhören müssen. Das würde er seinem Vater lange verübeln.
Bei seinen Schwiegereltern war das, was Noah in einem Ausbruch von Enttäuschung und Zorn preisgegeben hatte, allerdings auf taube Ohren gestoßen. Sie weigerten sich, es zu glauben, und klammerten sich an das Bild einer perfekten Belinda. Noah blieb weiterhin der Sündenbock für sie.
„Menschen glauben das, was sie glauben müssen. Unerträgliche Wahrheiten will niemand hören“, sagte Jennifer leise.
„Sie wollen die Kinder für eine Woche an die Goldküste mitnehmen“, sagte er mit schlechtem Gewissen. Eigentlich hatten Peter und Jan es verlangt. Er hatte es ihnen nicht verwehren können, sie waren die Großeltern seiner Kinder. Und ihm kam eine Verschnaufpause gelegen. „Die schlechte Nachricht über Belinda hat sie verstört. Tim auch. Alle brauchen ein bisschen Abstand und Erholung. Tut mir leid, dass ich Ihnen das so kurzfristig sagen muss.“
Sie schwieg eine Weile. „Macht nichts.“
„Doch“, widersprach er. „Ich gebe Jan und Peter zu schnell nach, weil sie mit meinen Schuldgefühlen spielen. Außerdem hören sie mir nicht zu.“
„Jeder nimmt nur das auf, was er aufnehmen will. Mein Exmann ist dafür ein gutes Beispiel. Obwohl er uns vor drei Jahren verlassen hat und zahlreiche Affären begann, zweifelte er nie daran, dass er zurückkehren kann, wenn er will. Nur weil ich allein geblieben bin, glaubt er, dass ich ihn noch liebe.“
„Und? Lieben Sie ihn noch?“ Er hatte das fragen müssen.
Sie sah ihn kurz an und schaute wieder weg, bevor sie ihm ihre Hand entzog. „Wenn Sie die Antwort nicht von selbst wissen, sind Sie blind.“
Der Tadel machte ihm nichts aus. Sein Herz klopfte wie wild. „Gefühle können zurückkehren, wenn man den Menschen, den man einmal liebte, nach langer Zeit wiedersieht.“
Sie befeuchtete die Lippen und atmete flach. „Glauben Sie das von mir oder von sich? Wenn Sie hergezogen sind, um Belinda nah zu sein …“
„Um sie zu finden“, korrigierte er, und seine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an.„Es war der letzte Versuch, verbunden mit dem verzweifelten Wunsch, endlich das Haus zu verlassen, das wir gemeinsam gebaut hatten. Die Schwiegereltern rückten uns auf die Pelle, aber ich durfte sie von ihren Enkeln nicht fernhalten. Sie sind das Einzige, was Ihnen von ihrer Tochter geblieben ist.“ Er atmete tief ein, bevor er das größte Wagnis seines Lebens einging. „Und dann sah ich Sie und wusste, dass ich nun wirklich in Schwierigkeiten bin.“
Jennifer schaute ihn mit großen Augen an. Jede Einzelheit seines Gesichts schien sie in sich aufzunehmen. Dabei öffnete sie die Lippen und atmete schwer. „Ich war nie eine Frau, die Männer in Schwierigkeiten bringt.“
„Was ist das für ein Spiel, Jennifer?“ Er lächelte und rückte ein kleines bisschen näher. Der warme Strom des Verlangens, der sie verband, erhitzte sich.
In ihren Mundwinkeln spielte ein Lächeln. „Dieses Spiel ist …“ Ihr Blick hing an seinen Lippen, sie schluckte.
„Ja“, flüsterte er und verschränkte seine Hand mit ihrer.
„Solang Sie sich noch verheiratet fühlen, geht es nicht.“
Damit hatte er gerechnet. Mit der freien Hand reichte er ihr die unterschriebenen Scheidungspapiere. „Die wollte ich Ihnen zeigen, bevor ich sie abschicke. Ich tue es für mich, nicht für Sie“, sagte er ruhig. „Aber Sie haben mir die Augen geöffnet. Ich möchte nicht mehr mein Leben an Erinnerungen hängen. Ein Teil von mir wird Belinda lieben … aber sie ist fort. Nicht einmal für Tim kann ich so tun, als wäre es anders. Lebenslügen helfen niemandem.“
Jennifer las, schloss die Augen und ließ sie die Blätter sinken. „Also deshalb haben Sie den Kindern Geschenke mitgebracht. Um sie für das Einreichen der Scheidung zu entschädigen.“
Er nickte.
„Und wie anders alles kam, als Sie es sich vorgestellt hatten.“
Er beugte sich vor und griff nach ihrer zweiten Hand. „Nichts läuft nach Plan, Jennifer. Es gibt weder den richtigen Zeitpunkt noch den richtigen Weg. Wir können nicht alles bestimmen. Das Leben macht Angebote. Lass uns zugreifen, Jennifer, und die Folgen akzeptieren.“
Ihre Augen und Lippen schimmerten. Mit offenem Verlangen sah sie ihn an. Nie hatte Noah sich mehr als Mann gefühlt.
„Ich sehne mich auch nach den Folgen, Jennifer“, stieß er hervor. „Ich brauche dich, ich brauche dich.“
„Dann lass mich
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