Julia Extra Band 0295
anderes übrig, als jetzt ehrlich zu sein. „Seit heute Nachmittag hat sich viel geändert.“
„Nur deine Einstellung nicht, stimmt’s?“ Er hörte sich unendlich traurig an. „Seit ich meinen Schwiegereltern gesagt habe, dass ich dich heiraten möchte, hast du mich nicht mehr angesehen.“
Sie breitete hilflos die Arme aus. „Du weißt doch, warum es nicht geht. Daran lässt sich nichts ändern.“
„Dann müssen wir beide und die Kinder also leiden, weil du kein Kind von mir bekommen darfst. Du verzichtest, weil du nicht alles haben kannst, was du dir wünschst, und wir müssen mit dir verzichten?“
Seine Worte trieben ihr die Tränen in die Augen. „Nein, so ist es nicht!“
Er ging nicht darauf ein. „Wenn du mich und die Kinder verlässt, hilft dir das auch nicht weiter. Du bekommst trotzdem kein Baby. Warum willst du uns dafür bestrafen, dass deine Träume sich nicht verwirklichen lassen?“
„Nein“, keuchte sie. „Das stimmt nicht. Ich habe so etwas nie gesagt oder gedacht. Noah … bitte!“
„Wirklich nicht?“ Sein Gesicht war jetzt ganz nah. „Ich denke schon, dass du das gesagt hast. Du liebst mich, aber ich genüge dir nicht. Du möchtest ein Baby von mir, aber meine drei Kinder können dich darüber nicht hinwegtrösten. Weil sie nicht dein Fleisch und Blut sind und du sie nicht geboren hast, sind sie es nicht wert, von dir geliebt zu werden.“
Sie fühlte sich missverstanden. „Nein, so meinte ich es nicht.“
„Wirklich nicht?“
Angesichts des Schmerzes in seinen Augen schrumpfte ihre lebenslange Sehnsucht nach einem Kind zu nichts zusammen. Sie wusste nicht mehr, was sie sagen sollte, wie sie es sagen sollte. Sie fühlte sich unsicher. Was empfand er noch für seine verstorbene Frau? Liebte er Belinda mehr als sie?
Das Zweitbeste. Darum war es in ihrem Leben viel zu oft gegangen. Entweder musste sie mit dem Zweitbesten vorliebnehmen, oder sie war für andere das Zweitbeste gewesen. Für Noah war sie jedenfalls nur guter Ersatz für die verstorbene Frau und Mutter seiner Kinder.
Darauf konnte sie sich nicht einlassen.
„Tut mir leid“, stammelte sie und fühlte sich unzulänglicher denn je in ihrem Leben. „Es ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt …“
„Den gibt es nie, Jennifer.“ Er wandte sich ab. „Ich liebe dich und bin bereit, die Konsequenzen zu tragen. Wenn ich dich verliere, werde ich es verkraften müssen. Aber …“
Wirklich? Liebst du mich wirklich, Noah? Auch nachdem du nun weißt, dass deine Frau dich nie verlassen wollte, sondern gestorben ist? Ihre Zweifel kamen ihr lächerlich und eigensüchtig vor angesichts dessen, was er und seine Familie gerade durchmachten. Auch deshalb fehlten ihr die Worte.
Er schaute sie nicht einmal mehr an. „Aber ist dir klar, was du den Kindern antust? Sie lieben dich und vertrauen dir. Wenn du nie vorhattest, uns eine Chance zu geben, warum hast du dich nicht zurückgehalten wie bei deinen anderen Tageskindern?“
Das hatte sie bisher ausgeblendet. Und jetzt erschütterte sie die Vorstellung, den Kindern etwas angetan zu haben. „Aber ich wollte nicht … Ich dachte …“
„Was?“
„Sie brauchten mich mehr als die anderen Kinder. Ich wollte nur vorübergehend einspringen, bis es ihnen wieder gut geht.“
„Sehr ehrenwert von dir“, spottete er. „Vielleicht hast du es sogar eine Weile selbst geglaubt. Aber dir ist gewiss nicht entgangen, wie abhängig sie von dir wurden. Also sag mir, ab wann du die Augen davor verschlossen hast, welchem Risiko du sie aussetztest, als du mit uns Familie spieltest? Und wie lange wolltest du das Spiel noch aufrechterhalten?“
Er hielt ihr den Spiegel vor. Sie musste zugeben, dass sie es genossen hatte, so zu tun, als wären die Brannigans ihre Familie. Über die Folgen hatte sie nicht nachgedacht. Sie hatte nur helfen und bei ihnen sein wollen. Ohne es zu beabsichtigen hatte sie Schicksal gespielt. Und nun mussten die Kinder den Preis dafür zahlen.
„Komm nie mehr hierher, Jennifer. Halt dich von meinen Kindern fern. Es sei denn, du bist bereit, für immer bei uns zu bleiben. Meine Kinder sind nicht deine Puppen.“
So böse und unnachgiebig hatte sie ihn noch nie erlebt. Er würde dafür sorgen, dass es zwischen ihnen keine nächtlichen Küsse mehr gab und sie keine Gelegenheit mehr erhielt, seine Kinder zu umarmen.
Es war aus. Sie verdiente die Brannigans nicht.
Ohne zu antworten lief Jennifer aus dem Haus.
„Vorsicht, Dad, das ist heiß“, rief
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