Julia Extra Band 0295
erklärte er. „Ich hole sie später. Ich will dich erst ins Haus und in unser Zimmer bringen, damit du dich ausruhen kannst. Und dann sage ich dem Koch Bescheid, damit er dir eine Kleinigkeit zu essen bringt.“
Marilee stolperte beinahe. Koch? Sie haben einen Koch? Grundgütiger … bitte mach, dass nicht auch noch ein Butler für sie arbeitet. Ich bin für so ein Leben nicht geschaffen.
Doch in dem Moment legte Justin ihr seinen Arm um die Schultern, um ihr Halt zu geben, und zog sie kurz tröstend an sich. Marilee spürte, dass sich alles fügen würde. Was immer auch geschehen würde, würde geschehen. Sie hatte diesen Mann geheiratet, und es war zu spät, um die Zeit zurückzudrehen.
Kurz darauf kamen sie ins Foyer. Marilee ließ ihren Blick durch die weiträumige Halle und über die roten spanischen Fliesen schweifen. Mühsam riss sie sich zusammen, um nicht missmutig die Augen zu verdrehen. Dieser Flur war größer als ihre Küche zu Hause. Zu Hause … Unmerklich schüttelte Marilee den Kopf und seufzte. Das kleine Holzhaus in Amarillo war nicht länger ihr Zuhause, und es gehörte nicht mehr ihr. Dieses Anwesen hier würde ab jetzt ihr Heim sein. Aber wie behaglich sie sich hier fühlen würde, blieb abzuwarten.
Aus einem der angrenzenden Räume hörte sie Stimmengewirr. Dort hatten sich offenbar einige Frauen zu einem Treffen zusammengefunden. Marilee warf Justin einen Blick zu. Er schien ihre Anspannung nicht zu spüren, doch als er bemerkte, wie sie ihn ansah, zwinkerte er aufmunternd und drückte ihre Hand. Ihre Nervosität legte sich ein bisschen. Vielleicht liebte er sie nicht, aber er stand ganz sicher zu seinen Versprechen.
„Komm, Süße. Ich bringe dich in mein … in unser Schlafzimmer, damit du dich hinlegen kannst. Wir können die Hausbesichtigung auch später machen, wenn alle gegangen sind.“
„Gut, aber …“
Sie kam nicht dazu, ihren Satz zu beenden, denn in diesem Moment erklang eine Stimme hinter ihnen.
„Justin?“
Beide drehten sich um. Marilee reichte ein Blick auf den kühlen, fragenden Ausdruck auf Judith Wheelers Gesicht, und sie wusste, dass sie sich auf das Schlimmste gefasst machen musste.
„Liebling! Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr nach Hause!“, sagte Judith, eilte durch die Halle und hob ihre Wange, damit ihr Sohn sie küssen konnte. Sie sah Marilee nur kurz an, wandte dann schnell ihren Blick ab und ergriff Justins Arme.
Für einen Außenstehenden sah es so aus, als würde Judith ihren Sohn umarmen, doch auf Marilee wirkte es eher wie der Versuch, ihn zu kontrollieren.
„Justin, Liebling, kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte Judith und blickte dann zu Marilee. „Hat diese Frau eine Autopanne? Geht es ihr nicht gut? Sag Maria, sie soll einen Mechaniker oder einen Abschleppwagen rufen – was auch immer benötigt wird. Du musst dich nicht länger selbst darum kümmern. Ich bin sicher, dass du von der Reise erschöpft bist.“
An Justins Kiefer zuckte ein Muskel. Die unverhohlene – und verletzende – Aufforderung, keine Zeit mehr mit Marilee zu vergeuden, war nicht unbemerkt geblieben.
„Nein, danke, Mutter. Marilee ist mit mir hier, und wir brauchen keine Hilfe. Sobald deine Gäste gegangen sind, werden wir reden.“
Judith hob die Augenbrauen und presste missmutig die Lippen aufeinander.
„Glaubst du wirklich, dass es eine gute Entscheidung ist … ich meine … eine fremde Frau in dein Haus zu holen?“
„Mutter, lass es gut sein.“ Justin sah Marilee an und bat sie stumm um Geduld. „Komm, Süße. Du bist diejenige, die bestimmt erschöpft ist. Du wirst dich besser fühlen, wenn du dich ein wenig ausgeruht hast.“
Als Judith den Ausdruck „Süße“ hörte, war sie mit einem Mal nicht mehr zu bremsen.
„Justin! Ich will wissen, wer diese Frau ist, und ich verlange eine sofortige Erklärung!“
Marilee hielt den Atem an, als Justin sich seiner Mutter zuwandte. Seine Stimme klang gefährlich leise.
„Fein. Mutter, ich möchte dir meine Frau vorstellen: Marilee.“ Dann blickte er Marilee an. „Marilee … meine Mutter, Judith Wheeler.“
Judith öffnete den Mund und wurde rot vor Wut. Jede andere Frau hätte ihr zorniger Blick wahrscheinlich völlig aus der Fassung gebracht. Doch Marilee hatte schon Schlimmeres erlebt, als sich mit einer wütenden Frau auseinanderzusetzen. Sie lächelte und streckte die Hand aus.
„Mrs. Wheeler, es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen. Jetzt weiß ich auch, von wem Justin sein
Weitere Kostenlose Bücher