Julia Extra Band 0295
sie in Tränen ausbrach.
Dass Justin in diesem Moment ihren Part in der Auseinandersetzung mit Gavin übernahm, ahnte sie nicht.
Mit dem Zeigefinger stieß Justin seinem Vater gegen die Brust.
„Du Mistkerl! Wie konntest du es wagen! Ich bin kein Sechzehnjähriger mehr, der seinen Daddy braucht, damit er ihn aus den Schwierigkeiten rausboxt, in die er sich gebracht hat. Ich kenne Marilee seit mehr als einem Jahr. Ich mag sie sehr. Sie ist eine gute, ehrliche Frau, und sie wird mein Kind zur Welt bringen.“
„Wie kannst du dir sicher sein, dass das Kind von dir ist?“, fragte Gavin.
Dieses Mal hielt Justin seinem Vater den Finger drohend vors Gesicht.
„Weil ich mir sicher bin“, sagte er und riss sich mühsam zusammen. „Und wenn ich jemals wieder etwas anderes von dir hören sollte, bist du für mich gestorben – endgültig. Habe ich mich klar ausgedrückt?“
Gavin wurde kreidebleich. „Justin, mein Sohn, das meinst du doch nicht so. Du bist unser einziges Kind. Du kannst doch diese Fremde nicht deinen Eltern vorziehen!“
„Aber genau darum geht es, Dad. Sie ist keine Fremde für mich, und sie bekommt ein Baby von mir. Du hast genau zwei Möglichkeiten: Entweder du hältst den Mund, oder du gehst.“ Wütend machte er kehrt und verließ das Zimmer.
Zurück blieb Gavin Wheeler, der das sichere Gefühl hatte, dass er nur knapp mit heiler Haut davongekommen war. Sein Blick verfinsterte sich. Das würde Judith ganz und gar nicht gefallen. Und das bedeutete, dass sein Leben von nun an noch komplizierter werden würde, als es ohnehin schon war …
Justin fand Marilee in Tränen aufgelöst auf ihrem Bett sitzend. Er schloss sie in seine Arme und wiegte sie sanft hin und her.
„Es tut mir so leid, dass das geschehen ist“, sagte er. „Es ist unverzeihlich, aber ich verspreche, dass so etwas nie wieder passiert.“
Zitternd schluchzte Marilee auf. „Vergiss es einfach.“
„Kannst du das?“
Darauf konnte sie ihm nicht antworten und hielt den Blick gesenkt.
Es beschämte Justin, dass seine Eltern sie so verletzt hatten.
„Wie wäre es, wenn wir früh zu Bett gehen?“, fragte er. „Ich habe einige Filme. Du darfst dir auch einen aussuchen.“
Sie wusste, dass er alles tat, damit sie sich besser fühlte, und nickte schließlich zustimmend.
„Großartig“, sagte er. „Du ziehst dir dein Nachthemd an, und ich schalte den Fernseher ein. Die Filme bewahre ich in dem Schrank auf. Wenn du fertig bist, kannst du deinen Lieblingsfilm wählen.“
„Gut.“
Justin betrachtete sie, als sie sich vom Bett erhob. Je größer ihr Bauch wurde, desto zerbrechlicher wirkte sie. Es war beinahe so, als würde das Baby all ihre Kraft aufzehren. Der Gedanke machte ihm Angst. Was würde mit ihr geschehen, wenn die Geburt näher rückte? Würde sie stark genug sein, um die Schmerzen zu ertragen, oder …
Er erschauerte und schob die düsteren Gedanken beiseite. Im Augenblick wollte er nur positiv denken.
Währenddessen zog Marilee sich im Badezimmer aus und schlüpfte in ihr Nachthemd. Als sie sich umdrehte, um ihr Gesicht zu waschen und sich die Zähne zu putzen, vermied sie es, in den Spiegel zu sehen. Sie befürchtete, dass die Angst, die sie in ihrem Herzen verspürte, sich auch auf ihrem Gesicht widerspiegeln könnte. Die Situation war alles andere als erfreulich. Und alles, was sie tun konnte, war zu beten, dass sich alles noch zum Guten wenden würde. Aber in solch einer Atmosphäre zu leben war bestimmt nicht gesund – weder für sie noch für ihr Baby.
Als sie aus dem Badezimmer kam, war Justin nirgends zu entdecken. Ängstlich blickte sie zur Tür. Welche Kämpfe mochten gerade dahinter ausgetragen werden? Nachdenklich begab sie sich zu dem Schrank, in dem Justin die DVDs aufbewahrte. Die Auswahl der Filme war größer, als sie es erwartet hätte. Nachdem sie ein paar Minuten gestöbert hatte, wählte sie einen Film aus und nahm ihn mit zum Bett. Sie kroch unter die Decke und machte es sich zwischen den Kissen gemütlich.
Im Zimmer war es still. Die gedämpften Farben, vorwiegend Beige und Blau, wirkten beruhigend. Trotz des Dramas, das sich am frühen Abend abgespielt hatte, spürte Marilee, wie sie sich allmählich entspannte. Während ihre verkrampften Muskeln sich lösten, wurden ihre Augenlider immer schwerer. Sie war beinahe eingeschlafen, als das Geräusch sich nähernder Schritte sie aus ihrem leichten Schlummer riss. Einen Moment später kam Justin strahlend herein und trug ein
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