Julia Extra Band 0295
bin auf deiner Seite. Die Worte hallten ihr noch immer in den Ohren, als Justin aufs Gaspedal trat und die Kreuzung überquerte. Nach ein paar Minuten bog er von der Hauptstraße auf eine geteerte zweispurige Straße ab.
Marilee spürte ihre wachsende Anspannung. Während sie Kilometer um Kilometer zurücklegten, begann sie allmählich, unruhig auf ihrem Sitz herumzurutschen.
„Also … das ist der Weg zur Ranch?“
Er sah sie an, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Liebling, wir befinden uns auf meinem Land, seit wir vom Highway abgebogen sind.“
Unwillkürlich riss sie die Augen auf. Sie drehte sich um und schaute zurück auf den Weg, den sie bereits zurückgelegt hatten. Dann wandte sie sich nach vorn und blickte durch die Windschutzscheibe. Scheinbar endlos erstreckte sich das Land vor ihnen, und weit und breit war kein Haus oder Ähnliches zu entdecken. Und je länger sie im Wagen saß, desto finsterer wurde ihre Miene.
Justin hatte damit gerechnet, dass sie nervös sein würde – doch er hatte nicht erwartet, dass sie wütend werden würde.
„Was ist los?“, fragte er.
Sie schob das Kinn vor, sah ihn jedoch nicht an.
„Das hast du mir nicht erzählt.“
Er runzelte die Stirn.
„Was habe ich nicht erzählt?“
„Na, von alldem hier hast du nichts erzählt“, erwiderte sie und deutete mit einer ausholenden Handbewegung auf das sie umgebende Land. Dann wandte sie sich ihm zu, und ihre Augen funkelten zornig. „Du bist nicht nur relativ wohlhabend, Justin Wheeler, stimmt’s? Du bist stinkreich.“
Er verspürte den Drang zu lachen, aber er wusste, dass er dafür vermutlich eine Ohrfeige kassieren würde. Nie zuvor hatte er eine Frau kennengelernt, die sein Geld als Beleidigung empfand.
„Nun … irgendwie schon“, sagte er.
Sie verdrehte die Augen und schnaubte verächtlich.
„Oh, perfekt! Das ist der Gipfel.“
„Ich verstehe nicht ganz“, entgegnete Justin. „Warum ist das so wichtig?“
„Deine Eltern. Sie werden glauben, dass ich absichtlich schwanger geworden bin, du Blödmann! Sie werden denken, dass ich nur hinter deinem Geld her bin.“
Sein Blick verdüsterte sich. Sie hatte recht. Genau das würden sie denken. Das Seltsame war, dass er selbst nie auf die Idee gekommen wäre, wenn sie es nicht ausgesprochen hätte. Und er wusste nicht, warum es so war. Es hätte ihm selbst einfallen müssen. Immerhin war es ihm eingetrichtert worden, seit er sich zum ersten Mal mit einem Mädchen verabredet hatte. Wieder blickte er sie an. Wenn überhaupt möglich, hatte sie sich noch weiter von ihm zurückgezogen, hockte schweigend auf dem Beifahrersitz und starrte aus dem Fenster. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass sie sich nun noch mehr Sorgen machte als vorher. Er ergriff ihre Hand.
„Süße?“
„Was ist?“, fuhr sie ihn an.
„ Ich habe das keine Sekunde lang geglaubt, und das ist alles, was zählen sollte.“
Marilee seufzte auf, als sie sich Justin zuwandte. Er war groß und gut aussehend, und im Augenblick konnte man seine Miene nur als ernst bezeichnen.
„Wirklich?“
Aufmunternd nickte er ihr zu.
Sie setzte sich auf und brachte ein kleines Lächeln zustande. „Danke, Justin. Ich glaube, das war das Netteste, was du je zu mir gesagt hast.“
Er erwiderte ihr Lächeln. „Gern geschehen. Und jetzt lass uns das alles vergessen. Was meinst du?“
Zögernd nickte sie.
Er zwinkerte ihr zu und trat aufs Gaspedal.
Einige Minuten später erblickte sie ein riesiges, lang gestrecktes Farmhaus am Horizont. Je näher sie dem Anwesen kamen, desto enger zog sich Marilees Kehle zusammen. Als er auf den Hof fuhr und den Wagen abstellte, fühlte sie sich der Ohnmacht nahe. Vor dem Haus stand mindestens ein Dutzend Autos. Sie sah Justin an.
„Ich wusste es. Du hättest vorher anrufen sollen. Sie haben Besuch.“
Er war nicht in der Stimmung zuzugeben, dass Marilee recht hatte. „Vielleicht ist es nur eine von Mutters Gruppen“, sagte er. „Sie ist Mitglied in mehreren Wohltätigkeitsvereinen.“
„Absolut perfekt“, murmelte sie.
Justin lächelte. „Liebling, ich weiß, dass du auch das meistern wirst. Wo ist der Hitzkopf, der mich im Roadrunner auf die Bretter geschickt hat?“
Sie dachte einen Moment lang darüber nach und straffte dann die Schultern.
„Ich bin genau hier“, sagte sie und kletterte aus dem Wagen, bevor Justin ihr die Tür aufhalten konnte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
„Lass die Taschen im Auto“,
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