Julia Extra Band 0295
und hatte Marilees letzte Worte gehört.
„Ihre Frau hat eine schwere Geburt hinter sich. Wir müssen den Kleinen auf die Säuglingsstation bringen und ihn wiegen und messen. Warum lassen wir sie nicht allein, damit sie sich ein wenig ausruhen kann?“
Aber Marilee hatte das mitbekommen und schlug die Augen auf.
„Justin?“
„Ich bin hier, Liebling.“
„Das Baby … Wenn sie den Kleinen zum Wiegen bringen … lass ihn nicht allein.“
Justin atmete tief durch, um nicht in Tränen auszubrechen. „Das werde ich nicht“, versprach er und beugte sich vor, um ihr einen zärtlichen Kuss zu geben. „Ich werde mich so gut um ihn kümmern, wie ich mich um dich kümmern werde. Und wenn du dich ausgeruht hast und dich besser fühlst, werden wir auf ihn anstoßen.“
„Wenn die Mutter stillt, sind aber keine alkoholischen Getränke erlaubt“, mahnte die Hebamme.
„Wir werden natürlich mit Saft anstoßen“, versicherte Justin.
Die Hebamme nickte zufrieden. „Und wie sieht der Trinkspruch aus?“
Justin lächelte Marilee zu. „Für den Anfang … auf Monopoly und Blizzards.“
Marilee lachte.
EPILOG
Justin stand am Fenster, von dem aus er die Terrasse überblicken konnte, und beobachtete seine Frau und seinen Sohn, die im Pool waren. Clay würde in einigen Wochen zwei Jahre alt werden, und Marilee brachte ihm gerade das Schwimmen bei. Ihm wollte das Herz vor Stolz zerspringen, als er die Schwimmstunde von seinem Platz aus verfolgte. Marilees Geduld war grenzenlos und Clays Entschlossenheit anscheinend genauso groß. Jedes Mal, wenn Justin darüber nachdachte, dass er vielleicht niemals etwas über Clays Existenz erfahren hätte, wurde ihm übel. Und seine Frau … nun, er konnte sich ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen.
Das Telefon klingelte und riss ihn aus seinen Grübeleien.
„Hallo?“
„Justin, Liebling, wie geht es dir?“
„Gut, Mutter. Wie geht es dir und Dad?“
„Gut, aber es würde uns noch besser gehen, wenn wir wüssten, wann ihr wieder einmal bei uns vorbeikommt, um uns zu besuchen. Ich weiß nur, dass der Kleine Clay wie Unkraut wächst. Geht es ihm gut? Was macht er so?“
Justin drehte sich zum Fenster um. Als er Clay vom Beckenrand des Pools in Marilees Arme springen sah, musste er lächeln.
„Ihm geht es prächtig. Marilee bringt ihm gerade das Schwimmen bei.“
„Um Himmels willen … Denkst du, dass …“
„Mutter.“
Der leicht warnende Unterton in Justins Stimme reichte aus, um Judith in ihre Schranken zu weisen.
„Es tut mir leid, mein Lieber. Ich weiß, dass Marilee eine wundervolle Mutter ist, aber sag mir nicht, dass ich mich nicht mehr um euch sorgen soll, denn dagegen kann ich nichts tun. Das gehört automatisch dazu, wenn man eine Mutter ist. Und es geht auch – unglücklicherweise – niemals vorbei.“
Justin lächelte.
Als seine Mutter das Baby zum ersten Mal gesehen und erkannt hatte, dass es eine genaue Kopie ihres Sohnes war, hatte sie – was Marilee anging – eine Wendung um hundertachtzig Grad vollzogen. Unter Tränen hatte sie sich entschuldigt und um Vergebung gebeten.
Doch ihre erste richtige Bewährungsprobe war das gemeinsame Weihnachtsfest gewesen, als sie sich alle auf der Ranch getroffen hatten. Gavin hatte einen Toast ausbringen wollen. Wie alle anderen hatte auch Judith ihr Glas erhoben. Als Gavin dann auf die kurze Karriere ihres Ururgroßvaters im Rindergeschäft hatte trinken wollen, war sie rot geworden. Trotz allem war sie sehr locker damit umgegangen, denn sie wusste, dass es Gavins Art war, sie daran zu erinnern, dass sie die letzte Person war, die mit Steinen werfen sollte. Diese Feuertaufe hatte sie also mit Bravour überstanden …
Bei dem Gedanken daran musste Justin sich ein Lachen verkneifen.
Judith hatte inzwischen weitergesprochen, stellte allerdings fest, dass ihr Sohn ihr nicht zugehört hatte.
„Tut mir leid, Mutter. Was hast du gesagt?“, fragte Justin.
Judith seufzte. „Ich habe gefragt, ob es in Ordnung ist, wenn dein Vater und ich irgendwann nächste Woche bei euch vorbeikommen? Wir können nur über Nacht bleiben. Mein Bridgeklub trifft sich, und ich bin im Planungskomitee für das Herbstfest im Klub deines Vaters – deshalb können wir nicht länger bleiben.“
„Das ist gut, Mom. Ich werde Marilee sagen, dass ihr kommt. Ruft einfach an, bevor ihr losfahrt.“
„Wundervoll“, sagte Judith. „Grüße Marilee und Clay ganz herzlich von uns“, bat sie und beendete das
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