Julia Extra Band 0297
genommen, gleich hier und jetzt im Lift. Kurz und heftig und ohne innere Beteiligung.
Was war nur mit ihm los? Schließlich empfand er für sie nur noch Verachtung, weil sie eine oberflächliche, kaltherzige Person war, die ihn ausgenutzt hatte, als er ein naiver, verliebter junger Mann gewesen war.
Trotzdem reichten fünf Minuten in ihrer Nähe, um seine Lust zu entfachen. Sogar durch den Stoff seines Mantels hindurch schien ihre Hand seine Haut zu versengen. Rasch zog er den Arm weg.
Der Lift blieb im obersten Stock stehen, und die Türen öffneten sich.
„Na gut“, verkündete Paolo barsch. „Ich gebe dir fünf Minuten. Vergeude sie nicht.“
Wieder eilte er voraus zu seinem Büro, ohne auf die Angestellten im Flur zu achten, die ihn respektvoll grüßten. Im Vorzimmer saß Valentina am Schreibtisch – wie immer der Inbegriff von Effizienz und Eleganz. Das schicke lila Kostüm betonte ihre Kurven, das schimmernde kastanienbraune Haar trug sie locker aufgesteckt. Als einziger Schmuck funkelte eine kleine goldene Uhr an ihrem Arm, die er ihr zu Weihnachten geschenkt hatte.
Augenblicklich stand Valentina auf. „Guten Morgen, Mr. Caretti. Hier sind die Bilanzen aus Rom. Palladium notiert zwei Prozent höher. Heute Morgen haben einige Reporter angerufen, die das Gerücht gehört haben wollen, dass verkauft werden soll. Und dann kamen, wie ich Ihnen ja schon am Telefon sagte, die Anrufe von dieser Frau, die behauptet, sie wäre …
Plötzlich atmete sie tief durch und sah Isabelle fassungslos an.
„Sie haben den Reportern gesagt, dass Caretti Motors nicht verkauft wird, richtig?“
Valentina sah aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. „Ja. Nein. Das heißt, ich …“
„Stellen Sie in den nächsten fünf Minuten keine Anrufe durch“, wies er sie an. Dann packte er Isabelle am Handgelenk und zog sie mit sich in sein Büro. Bevor die Sekretärin noch etwa sagen konnte, schloss er die Tür.
„Danke.“ Isabelle rieb sich das Handgelenk. „Dafür, dass du mir …“
„Sag, was du zu sagen hast, und dann verschwinde“, herrschte Paolo sie an.
Wieder atmete sie tief durch. „Ich brauche deine Hilfe.“
„Das weiß ich schon. Allerdings hast du mir nicht erklärt, warum du ausgerechnet mich brauchst, anstatt dich an die Polizei und Palastwache von San Piedro zu wenden. Oder“, fügte er verächtlich hinzu, „an deinen Verlobten.“
„Du weißt von Magnus?“ Sie klang überrascht.
„Natürlich.“ Er verschränkte die Arme und versuchte, sich seine Anspannung nicht anmerken zu lassen. „Du bist eine Berühmtheit, Isabelle. Ich höre ständig Einzelheiten aus deinem Leben, ob ich will oder nicht.“
Dass Isabelle jetzt mit Magnus liiert war, hatte Valentina ihm ungebeten mitgeteilt. Seitdem kochte er insgeheim vor Wut über diese „glanzvolle Beziehung“, wie es in den Klatschspalten hieß. Am liebsten hätte er auf irgendetwas eingeschlagen – vorzugsweise auf Magnus, diesen gut aussehenden, lammfrommen … Waschlappen.
„Ich kann nichts dafür, dass ich in den Klatschspalten so oft auftauche“, verteidigte Isabelle sich. „Du weißt doch, wie Reporter sind.“
„Ja, du bist eine ganz Arme“, spottete er.
Er glaubte nicht eine Sekunde, dass sie ihre Berühmtheit nicht genoss. So eitel und selbstverliebt, wie sie schon immer gewesen war, so gierig auf Bewunderung. Damals war er ja auch so dumm gewesen, sie …
Energisch verdrängte er den Gedanken.
„Also, warum bittest du nicht deinen Verlobten um Hilfe?“, erkundigte Paolo sich nochmals.
„Wir sind nicht verlobt. Er hat mir erst vor wenigen Tagen einen Heiratsantrag gemacht, und ich habe noch nicht angenommen. Zuerst muss Alexander in Sicherheit sein. Dann werden Magnus und ich unsere Verlobung offiziell verkünden.“
Obwohl er es schon wusste, traf ihre Bestätigung Paolo wie ein Schlag.
„Außerdem würde Magnus darauf bestehen, dass ich zur Polizei gehe und die üblichen Maßnahmen eingeleitet werden“, erklärte sie weiter. „Aber das würde dauern, und ich bin zu ungeduldig. Ich kann doch nicht dasitzen und abwarten, während ein Verbrecher Alexander in seiner Gewalt hat.“
„Und weshalb kommst du ausgerechnet zu mir?“
„Ich habe auch einiges über dich gehört und gelesen“, erwiderte Isabelle. „Es heißt, du wärst völlig skrupellos und hättest gewisse Verbindungen. Magnus hat mir erzählt, dass du …“
„Dass ich was?“, unterbrach Paolo sie scharf.
„Dich bei den Motorradrennen
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