Julia Extra Band 0297
angefühlt hatte. Erinnerte sich an den Geschmack ihrer Küsse. An die winzigen Schweißperlen auf ihren Brüsten.
Sie hatten auf einer Matratze auf dem Boden gelegen, über ihnen hatte der Deckenventilator langsam und surrend rotiert, denn es war Sommer und sehr, sehr heiß gewesen.
Das alles war ihm unvergesslich geblieben, denn …
„Paolo?“
„Na gut.“ Er wandte sich ihr wieder zu. „Ich helfe dir. Dein Neffe wird ohne Aufsehen gerettet. Und als Lohn dafür wirst du … meine Geliebte.“
Entsetzt sah Isabelle Paolo an. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“
„Hast du etwas dagegen? Seltsam. Früher war das nicht so. Tatsächlich bist du freiwillig und gern mit mir ins Bett gegangen, ohne dass ich etwas für dich tun musste. Es genügte dir, mich als Lover zu haben.“
„Du bist noch genauso herzlos und selbstsüchtig wie damals!“
„Nein“, widersprach er ihr. „Heute bin ich noch egoistischer. Aber du wirst es genießen, mit mir ins Bett zu gehen. So viel kann ich dir versprechen.“
Isabelle erschauerte, als er sich zu ihr neigte und eine Strähne ihres langen Haars durch die Finger gleiten ließ.Von Liebe verstand er zwar nichts, aber er wusste, wie er einer Frau sinnliches Vergnügen schenkte.
Und er war noch immer so attraktiv wie vor zehn Jahren. Groß, breitschultrig und muskulös, mit einem scharf geschnittenen Profil und dunklen, unergründlichen Augen … die Verkörperung eines Romanhelden.
Jetzt trug er einen maßgeschneiderten Anzug anstatt der blauen Montur des Automechanikers, seine Finger waren makellos sauber anstatt ölverschmiert … und er bedeutete für ihren inneren Frieden eine noch viel größere Gefahr als damals.
Denn Paolo Caretti war nicht nur ihr erster Liebhaber gewesen, sondern auch ihr einziger. Wenn sie sich jetzt wieder mit ihm einließ, riskierte sie mehr als nur ein gebrochenes Herz.
„Nein, ich kann auf die Bedingung nicht eingehen“, erwiderte Isabelle schließlich leise. „Ich gebe dir alles, was du willst. Aber nicht mich selbst.“
Er wandte sich gleichmütig ab. „Dann wünsche ich dir viel Glück bei der Befreiung deines Neffen, meine Liebe!“
Dass sie ihm ausgeliefert war, wusste Isabelle. Sie würde jeden Preis zahlen, um Alexander unversehrt wieder im Arm zu halten.
Er war so ein lieber Junge! In den vergangenen zwei Wochen war er allerdings viel zu schnell viel zu erwachsen geworden. Jeden Morgen traf er Isabelle und ihre Mutter beim Frühstück, die Augen rot gerändert vor Kummer, aber sie hatte ihn nie weinen sehen über den plötzlichen Verlust seiner Eltern.
Seine neuen Pflichten erfüllte er ruhig und ohne zu widersprechen. Schon jetzt zeigte sich, dass er einmal der ideale Herrscher für San Piedro sein würde.
Also musste sie sich, um ihn zu retten, an Paolo Caretti verkaufen, obwohl sie sich geschworen hatte, diesen Mann zu meiden wie die Pest.
Aber … nein, sie konnte nicht seine Geliebte werden. Das würde ihre Heiratspläne mit Magnus von Trondhem ruinieren, und das durfte nicht passieren. Die Wirtschaft des kleinen Fürstentums brauchte dringend Aufträge und Kapital, und nur Magnus konnte dafür sorgen.
Andernfalls würden noch mehr Fabriken schließen, noch mehr Geschäfte Konkurs anmelden und noch mehr Familien verzweifeln.
Das durfte nicht passieren.
Sie musste Alexander retten – und ihr Land.
Nur das zählte, nicht ihre Gefühle. Oder ihr Glück …
„Ich kann nicht deine Geliebte werden, Paolo“, erklärte Isabelle ruhig. „Ich bin doch verlobt.“
„Nein, das bist du nicht, das hast du eben selbst gesagt.“
„Dass es noch nicht offiziell verkündet wurde, ist nur eine Formalität.“
„Wie du meinst. Und wenn du mich jetzt entschuldigst …“
„Warte, Paolo!“
Mit hochgezogenen Brauen sah er sie an.
Er hatte sie am Haken, und sie beide wussten es.
„Eine Nacht“, sagte sie und erstickte beinah an den Worten. „Ich gebe dir eine Nacht.“
„Nur eine?“ Er umfasste ihr Kinn und sah ihr tief in die Augen. „In der du dich mir ganz und gar hingibst?“
„Ja“, flüsterte sie und senkte den Blick.
Isabelle erwartete Schuldgefühle, weil sie versprochen hatte, ihren Zukünftigen zu betrügen. Doch sie empfand nichts dergleichen.
Weil ich Magnus nicht liebe, gestand sie sich ein. Und er liebte sie nicht. Er war der perfekte Ehemann, aber es würde eine reine Vernunftehe werden. Das empfand sie als kleinen Trost in der verfahrenen Situation.
Eine Nacht mit Paolo, um Alexander zu
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