Julia Extra Band 0297
schmalen Hände, die ihn sanft und zugleich erregend streichelten …
„Du bist allein hier?“, erkundigte Paolo sich und versuchte, die erotischen Erinnerungen zu zügeln. „Wo sind deine Bodyguards?“
„Die habe ich im Hotel gelassen. Bitte, Paolo, hilf mir! Um … der alten Zeiten willen“, flüsterte Isabelle flehend.
Zu seinem Entsetzen bemerkte er, dass ihr Tränen über die Wangen liefen und ihre Hände bebten. Isabelle weinte? Ausgerechnet sie? Was immer sie von ihm wollte, es musste ihr sehr wichtig sein.
Sich vorzustellen, wie sie vor ihm niederkniete und um einen Gefallen bettelte, gefiel ihm. Das wäre zwar keine ausreichende Wiedergutmachung für das, was sie ihm angetan hatte, aber immerhin ein Anfang.
„Ich soll dir also einen Gefallen tun?“ Er trat näher zu ihr und strich ihr mit einem Finger lässig über die nasse, kalte Wange. „Umsonst mache ich es natürlich nicht, wie du dir denken kannst.“
„Das war mir klar“, bestätigte sie leise.
„Gut, dann komm mit.“ Damit nahm Paolo dem Chauffeur den Schirm ab und eilte die breiten Stufen hinauf, ohne auf Isabelle zu warten.
„Guten Morgen, Salvatore“, begrüßte er den Wachmann im Foyer.
„Guten Morgen, S ignor Caretti. Kalt heute, nicht wahr? Da wünscht man sich in die alte Heimat zurück, wo es wärmer ist.“ Der Blick des Manns glitt zu Isabelle. „Oder auch nach San Piedro.“
Er hat sie also auch erkannt, dachte Paolo. Wie würde seine Sekretärin Valentina dann erst reagieren? Sie war eine ausgesprochen kompetente Frau mit einer einzigen, ausgeprägten Schwäche: Sie schwärmte für Prominente und die Regenbogenpresse.
Und Isabelle de Luceran, Prinzessin eines winzigen Fürstentums am Mittelmeer, war der Liebling der Paparazzi. Über kaum eine andere Frau wurde so viel und so oft berichtet wie über sie.
Als sie zum Lift gingen, pfiff Salvatore leise und anerkennend. Paolo konnte es ihm nicht verübeln. Mit achtzehn war Isabelle ein bezauberndes junges Mädchen gewesen, jetzt war sie eine atemberaubend schöne Frau.
Sobald sie im Lift waren und die Türen sich geschlossen hatten, wandte er sich an Isabelle. „Also, was willst du von mir?“
„Alexander ist entführt worden“, erwiderte sie verzweifelt.
„Dein Neffe?“, hakte er bestürzt nach. „Gekidnappt?“
„Ja. Nur du kannst ihn retten.“
Noch immer zweifelnd zog er die Brauen hoch. „Der Thronerbe von San Piedro braucht ausgerechnet meine Hilfe?“
„Er ist nicht mehr nur Erbe, sondern Fürst“, informierte Isabelle ihn. „Mein Bruder und seine Frau sind vor zwei Wochen tödlich verunglückt. Davon hast du doch bestimmt gehört.“
Natürlich hatte Valentina ihm alle Details über das Bootsunglück vor Mallorca erzählt, bei dem das Fürstenpaar umgekommen war. Ihr erst neunjähriger Sohn Alexander trat ein schweres Erbe an.
„Ja, ich habe davon gehört. Mein Beileid, Isabelle.“
„Danke.“
„Wer führt denn jetzt die Regierungsgeschäfte?“, fragte Paolo. „Dein Neffe ist doch noch viel zu jung.“
„Meine Mutter ist offiziell Regentin, bis Alexander mit achtzehn volljährig wird. Aber sie spürt allmählich das fortschreitende Alter, also versuche ich zu helfen, wo ich kann.“ Sie atmete tief durch. „Gestern war ich in London auf dem Wirtschaftsgipfeltreffen und bekam einen verzweifelten Anruf von Alexanders Kinderfrau. Der Junge wird vermisst. Inzwischen habe ich eine Nachricht vom Entführer erhalten. Er verlangt, dass ich ihn heute um Mitternacht treffe. Allein.“
„Du denkst doch nicht etwa daran, diese Forderung zu erfüllen?“
„Was soll ich denn sonst tun? Wenn du mir nicht hilfst …“
„Auch wenn San Piedro klein sein mag, habt ihr doch Militär, Palastwache und Polizei. Wende dich an sie, damit sie den Jungen finden.“
„Nein! In der Nachricht hieß es, dass ich Alexander nie mehr wiedersehe, wenn ich mich an die offiziellen Stellen wende.“
Paolo lachte. „Natürlich droht der Kidnapper damit. Das kennt man doch aus jedem Krimi. Lass dich nicht ins Bockshorn jagen, sondern benachrichtige sofort eure Polizei. Die erledigt das schon. Fahr nach Hause, und lass mich in Frieden, Isabelle.“
„Moment.“ Bittend legte sie ihm die Hand auf den Arm. „Ich habe dir noch nicht alles erzählt.“
Es kam ihm vor, als gingen von ihrer Hand elektrische Schwingungen aus, die seinen ganzen Körper prickeln ließen. Am liebsten hätte er Isabelle an die Wand gepresst, ihr den Rock hochgeschoben und sie
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