Julia Extra Band 0297
Dorfkirche, die vor über neunhundert Jahren erbaut worden war und sich nicht mit der mächtigen St. Paul’s Kathedrale vergleichen ließ, in der sie das Privileg gehabt hatten, vor etwas mehr als neun Monaten zu heiraten.
Zumindest habe ich nicht zu schnell nach der Hochzeit mein erstes Kind bekommen, dachte sie lächelnd. Der kleine Harry war erst nach ihrer Rückkehr aus Sydney gezeugt worden.
Es hatte ungefähr einen Monat gedauert, um alles in Australien zu regeln – also etwas länger als die drei Wochen, die sie James versprochen hatte.
Shane war nicht am Boden zerstört gewesen, als sie ihm seinen Ring zurückgab. Zumal sie ihn damit tröstete, dass sie ihm die Pferde und die Reitschule überschrieb. So war er auch in der Lage, einen Kredit aufzunehmen und Marina Haus und Land abzukaufen. Zu guter Letzt waren tatsächlich alle glücklich.
Als Marina dann nach London zurückkehrte, brannte James darauf, ihr seine Liebe mit mehr als nur Worten zu zeigen. Er überschüttete sie mit Leidenschaft – manchmal zu den ungewöhnlichsten Zeiten und an den ungewöhnlichsten Orten.
Niemals mehr würde sie in der Lage sein, das Gebäude seiner Bank zu betreten, ohne dabei zu erröten. Sie fragte sich, ob Harry im Fahrstuhl zwischen dem neunten und zehnten Stock gezeugt worden war oder auf dem großen Konferenztisch. Wenn sie nur daran dachte, wurde ihr ganz heiß.
In diesem Moment begann der kleine Harry zu weinen, was seine Mutter in die Gegenwart zurückholte. Der Pfarrer goss ihm gerade das Weihwasser über den Kopf.
Henry wiegte ihn sanft in den Armen und flüsterte beruhigend auf ihn ein, sodass das Baby bald wieder still war. Der alte Diener besaß eine sechswöchige Erfahrung als Harrys erstes Notfallkindermädchen, und nun war er auch sein Pate.
Marina lehnte sich zu James. „Henry hat wirklich den Dreh raus, was Harry angeht, findest du nicht?“, wisperte sie.
„Bei euch beiden werde ich überhaupt kein Wörtchen mehr mitzureden haben, was die Erziehung meines Sohnes betrifft“, seufzte James als Antwort.
„Du hast doch seinen Namen ausgesucht.“
„Ich hatte mich für Henry entschieden, und du hast prompt Harry daraus gemacht.“
„Nur um Verwirrung zu vermeiden, alter Knabe“, gab sie in gespieltem Straßenjargon zurück und lächelte verschmitzt. „Ich passe mich nur den hiesigen Sitten an.“
„Was soll ich nur mit dir tun, Marina?“, entgegnete er lächelnd.
„Das zeige ich dir heute Nacht. Der Arzt hat mir grünes Licht gegeben.“
Sie liebte die Art und Weise, wie ihr Mann scharf einatmete und ihre Hand drückte. „Gerade rechtzeitig“, murmelte er leise. „Ich habe auch wirklich genug Fitnesseinheiten eingelegt, um mich abzulenken. Rebecca behauptet schon, ich würde wie Arnold Schwarzenegger aussehen.“
Bei der Erwähnung von Rebecca wanderte Marinas Blick von Henry und dem Baby in seinem Arm zu dem niedlichen kleinen Mädchen, das in einem süßen apfelgrünen Kleid neben dem alten Kammerdiener stand und eine Hand auf Harrys Taufrobe gelegt hatte.
Sie war so hübsch geworden mit den rotgoldenen Locken, die exakt Marinas Farbe glichen. Die Spezialisten hatten schon vor einigen Monaten eine positive Diagnose gestellt. Jetzt musste die Kleine nur noch für einige Zeit kontrolliert werden.
„Ich habe noch nie gesehen, dass ein Kind ein anderes Kind derart liebt“, flüsterte Marina.
„Gestern hat sie mir verraten, dass sie sich wünscht, dass du mindestens sechs Babys bekommst.“
„Nur sechs? Mir hat sie zehn gesagt!“
„Ähm … ich wollte die Zahl ein wenig herunterfahren, damit du nicht auf dumme Ideen kommst.“
„Ich? Ideen?“
„Ja, Mylady“, raunte er trocken. „Du fegst wie ein Wirbelwind durch Winterborne Hall. Meine sonst so nüchternen Diener sind bereits vollkommen in dich vernarrt, seitdem du sie alle zu Kindermädchen von Harry gemacht hast. Und was höre ich da von Plänen meiner geliebten Frau, das Pförtnerhaus in eine Vorschule zu verwandeln?“
„Na ja, es gibt weit und breit keine, und ich vermisse das Unterrichten. Auf diese Weise können wir unseren eigenen Kindern und den Kindern aus dem Dorf eine sinnvolle Beschäftigung bieten, und ich leide nicht unter Arbeitsentzug. Außerdem kann ich so etwas Gutes mit diesem Monstrum von Pförtner-haus anstellen. Dahinter möchte ich einen Garten und einen Spielplatz anlegen. Was hältst du davon?“
„Du bist wundervoll.“
„Ich rede doch von der Idee, du Dummer.“
„Die finde ich
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