Julia Extra Band 0297
retten. Die übrigen Nächte ihres Lebens mit Magnus, um ihr Land zu retten … das war der Preis, den das Schicksal von ihr forderte.
„Also eine Nacht.“ Paolo tat, als würde er überlegen. „Du hältst ja ganz schön viel von dir, wenn du meinst, dass eine Nacht als Bezahlung für meine Dienste genügt.“
Am liebsten hätte sie laut und sehr undamenhaft geflucht. „Es geht um das Leben eines Kindes!“, rief sie. „Und wenn du ein Gentleman wärst, würdest du keine Liebesdienste im Tausch für deine Hilfe fordern.“
„Er ist nicht mein Kind“, erwiderte Paolo kühl. „Auch nicht irgendeines, sondern der Fürst von San Piedro. Eure Soldaten, eure Polizei, halb Europa könnte schon nach dem Jungen suchen, wenn du dich nicht entschieden hättest, ausgerechnet mich um Hilfe anzugehen. Und ich war, wie du weißt, noch nie ein Gentleman.“
Genau darum stand sie in diesem Zimmer. Mit einem höflichen, zivilisierten Mann war ihr nicht gedient. Sie brauchte einen harten Kämpfer, der stark und skrupellos war. Einen Mann, der sich nicht besiegen ließ. Kurz gesagt: Sie brauchte Paolo Caretti.
Doch der Preis, den er verlangte, entsetzte sie.
„Warum willst du überhaupt mit mir ins Bett?“, fragte Isabelle leise. „Um deinen gekränkten Stolz zu besänftigen? Oder um mich zu bestrafen, weil ich dich damals verlassen habe? Um Sex allein kann es dir nicht gehen. Du könntest doch jede Frau haben, die du willst.“
„Genau. Und ich will dich.“ Seine Finger strichen über ihren Hals.
Isabelle bekam weiche Knie, und von seinen Fingerspitzen aus schienen Flammen ihren Körper in Brand zu setzen. Wie oft hatte sie nachts von ihm geträumt und jeden einzelnen Moment jeder Umarmung nochmals erlebt? Wie oft hatte sie sich bei endlos scheinenden, tödlich langweiligen Regierungssitzungen lebhaft vorgestellt, wie er sie damals zärtlich berührt hatte?
Zehn Jahre lang hatte sie sich unendlich nach ihm gesehnt, obwohl sie wusste, dass er für sie tabu war. Für immer.
„Warum willst du ausgerechnet mich?“, brachte Isabelle mühsam über die Lippen.
Paolo zuckte gleichmütig die Schultern. „Vielleicht weil ich etwas besitzen möchte, von dem andere Männer nur träumen dürfen?“
„Besitzen?“, wiederholte sie empört. „Du kannst mich nicht besitzen! Nicht einmal, wenn ich deine Geliebte werde.“
„Ah, jetzt benimmst du dich wie die Prinzessin, an die ich mich erinnere. Ich wusste doch, dass du es nicht lang aushältst, die unterwürfige kleine Maus zu mimen.“ Herablassend strich er ihr über die Wange. „Wir wissen aber beide, dass du lügst. Du wirst dich mir hingeben – und zwar nicht nur, um deinen Neffen zu retten, sondern weil du danach gierst. Weil du einfach nicht widerstehen kannst.“
Das konnte sie nicht leugnen. Er brauchte sie nur leicht zu berühren, und ihre Sinne gerieten in Aufruhr.
„Würdest du unsere gemeinsame Nacht geheim halten?“, fragte Isabelle bemüht ausdruckslos. „Könntest du es?“
Spöttisch verzog er die Lippen. „Willst du wissen, ob ich sofort die Reporter anrufen und mit meinen Glückstreffer prahlen würde?“
„Unsinn! Niemand darf wissen, dass Alexander entführt wurde. Und meine Hochzeit …“
„Verstehe.“ In seinem Kinn zuckte ein Muskel, während er die Hand ausstreckte. „Lass mich den Brief des Entführers sehen.“
Aus der Manteltasche zog sie den Zettel mit den aufgeklebten Buchstaben, dessen Text sie mittlerweile auswendig kannte. Darin wurde sie aufgefordert, um Mitternacht zu einer bestimmten Stelle im Palastgarten in San Piedro zu kommen und auf keinen Fall jemanden mitzubringen.
„Wie hast du ihn bekommen?“, wollte Paolo wissen.
„Er wurde unter der Tür meiner Suite im Savoy in London durchgeschoben.“
„Viel Zeit hast du nicht mehr“, bemerkte er und gab ihr den Zettel zurück. „Was hättest du denn unternommen, wenn ich abgelehnt hätte?“
„Ich weiß es nicht.“
„Was, du hast keinen Alternativplan? Es gibt keinen anderen Mann, den du um Hilfe bitten könntest? Vielleicht sollte ich in dem Fall einen höheren Preis von dir verlangen … einen ganzen Monat vielleicht. Oder ein ganzes Jahr?“
Entsetzt sah sie zu ihm. Das meinte er doch nicht ernst, oder?
„Zum Glück … zu deinem Glück … langweilt eine Frau mich meist sehr bald. Eine Nacht mit dir sollte also mehr als genug sein.“ Wieder strich er ihr über die Wange und ließ die Finger dann weiter bis zu ihrem Hals wandern. „Also, wie ist
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