Julia Extra Band 0297
es? Bist du mit den Bedingungen einverstanden?“
Isabelle verschränkte die Hände so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Sie wollte Ja sagen … und wenn sie ganz ehrlich war, nicht nur, um Alexander zu retten.
Aber es war zu gefährlich! Es stand mehr auf dem Spiel als nur ihr Glück oder ihre Ehe mit Magnus. Wenn sie sich mit Paolo einließ, riskierte sie, dass ihr Geheimnis ans Licht kam.
Und das durfte unter keinen Umständen passieren!
„Lass uns vernünftig reden, Paolo“, bat sie daher eindringlich und fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. „Gibt es denn gar nichts, was du sonst als Belohnung akzeptieren …“
Weiter kam sie nicht, denn er presste die Lippen auf ihre und erkundete mit der Zunge die geheimsten Winkel ihres Munds.
Danach hob er kurz den Kopf. „Sag Ja“, forderte er herrisch und küsste sie wieder. „Sag Ja, verdammt noch mal!“
„Ja“, flüsterte Isabelle.
Da ließ Paolo sie so plötzlich los, dass sie beinah das Gleichgewicht verloren hätte. Er nahm das Handy aus der Tasche und wählte.
„Bertolli, informieren Sie alle auf der speziellen Liste, dass ich sie brauche … Ja, jeden einzelnen Mann … Ich zahle den zehnfachen Tarif … Alles muss wie am Schnürchen klappen, wir können uns nicht den kleinsten Fehler erlauben … Wann? Heute Nacht.“
Isabelle sank auf den nächsten Sessel. Sie fühlte sich, als hätte sie ihre Seele dem Teufel verkauft. Wie benommen beobachtete sie Paolo, der rasch und effizient Alexanders Befreiung in die Wege leitete.
Zehn Jahre hatte sie versucht, Paolo Caretti zu vergessen, und jetzt war sie freiwillig zu ihm zurückgekehrt.
Nun konnte sie nur noch hoffen, dass er ihr Geheimnis nicht entdeckte. Das Geheimnis, dem sie damals ihr Glück geopfert hatte …
2. KAPITEL
Golden stand der Vollmond am Himmel über dem Palastgarten, wo Isabelle fröstelnd auf einer Bank im Heckenlabyrinth saß.
Sie trug noch immer die Bluse, den Rock und den Mantel, in dem sie so überstürzt von London nach New York gereist war. Mittlerweile fühlte sie sich erschöpft, schmutzig … und vor allem ängstlich.
Sie hatte Angst, der Entführer würde jeden Moment wie ein Gespenst aus dem dunklen Garten auftauchen. Gleichzeitig hatte sie Angst, er könnte es nicht tun und sie würde Alexander nie wiedersehen.
Paolo findet ihn, redete sie sich Mut zu. Er war eiskalt und skrupellos. Wenn nur die Hälfte der Gerüchte stimmte, die über ihn kursierten, hatte er nichts mehr mit dem jungen Mechaniker gemeinsam, der voll Abscheu über die kriminellen Beziehungen seines Vaters gesprochen hatte.
Meine Mutter hatte recht, dachte Isabelle. Schlechtes Blut kam immer irgendwann zum Vorschein.
Dass sie ihm nicht trauen konnte, hatte Isabelle erkannt, als sie ihn mit einer anderen im Bett erwischt hatte – nur wenige Stunden nachdem er ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte.
Doch nun musste sie sich auf ihn verlassen, denn es gab sonst niemanden.
Hinter ihr zerbrach knackend ein Zweig, und sie sprang erschrocken auf.
„Wer ist da?“, flüsterte sie mit bebender Stimme.
Niemand antwortete.
Paolo war einer heißen Spur in die angrenzende Provence gefolgt. Aber zwanzig seiner Männer sowie zwei vertrauenswürdige Leibwächter waren überall im Garten versteckt und warteten, dass der Entführer auftauchte.
Mit angehaltenem Atem starrte Isabelle auf die Büsche, aber sie sah nichts als das dunkle Laub, das im Mondlicht schimmerte. Der Duft von Kiefern lag in der Luft, von den nahe gelegenen Klippen her tönte das Rauschen des Meers.
Dann erklangen Stimmen im Dunkeln, ein Krachen und eilige Schritte …
Das ist Paolo, der kommt, um mir zu sagen, dass Alexander tot ist, dachte sie, und ihr Herz pochte wie wild.
Verzweifelt schloss sie die Augen und erinnerte sich daran, wie es sich anfühlte, wenn der Junge sie umarmte, wie niedlich er als Baby gewesen war, wie er lachend durch die langen Gänge des Palasts getapst war, kaum dass er laufen konnte.
Wenn Alexander tot war, wollte sie auch nicht weiterleben.
„Tante Isabelle!“
Rasch öffnete sie die Augen, als sie seine Arme um ihren Nacken spürte.
„Alexander!“, flüsterte sie überglücklich und sah ihn forschend an.
Er strahlte übers ganze Gesicht, das normalerweise viel zu blass und ernst für einen kleinen Jungen war.
„Da bist du ja! Du bist in Sicherheit!“ Plötzlich merkte sie, dass ihr Tränen über die Wangen liefen, und sie nahm den Kleinen fest in die Arme.
Doch
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