Julia Extra Band 0297
Seidennachthemd geschenkt, aber das war ihr viel zu sexy vorgekommen. Allerdings deutete das plötzliche Aufblitzen in Kyros’ Augen an, dass auch die falschen Signale bei ihm ankamen. Unvermittelt hatte er die Hand ausgestreckt und Alice festgehalten. Und bevor sie wusste, wie ihr geschah, zog er sie in seine Arme.
„Was glaubst du, wo du hingehst, Alice mou?“
„Lass mich los!“
„Wohin gehst du?“, wiederholte er.
„Wenn du nicht auf der Liege schlafen willst, muss ich es eben tun!“
„Aber genau das siehst du völlig falsch, agape mou.“
Alice tat ihr Bestes, um seine Nacktheit und seine offensichtlich wachsende Erregung zu ignorieren, und setzte eine wild entschlossene Miene auf. „Willst du mir etwa verbieten zu schlafen, wo ich möchte?“
Er lächelte. „Verdammt, ja“, erwiderte er ganz sanft und fuhr mit den Händen ihre schmale Taille entlang. „Du hast mich geheiratet. Und solange du unter meinem Dach lebst, wirst du deine Pflichten als Ehefrau erfüllen!“
Alice schwindelte. „Was … wovon sprichst du?“
„Ach, ich bitte dich. Du bist eine intelligente Frau“, spottete er und zog sie enger an sich. „Du weißt genau, was ich meine. Oder vielleicht gehörst du ja zu der Sorte Frauen, für die nur Taten zählen … keine Worte.“
„Aber wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert!“, protestierte sie. „So kannst du eine Frau nicht behandeln!“
„Zur Hölle mit der Emanzipation und diesem ganzen Unsinn! Tief in ihrem Inneren haben sich Frauen seit Anbeginn der Zeit nicht geändert. Sie wollen einen starken Mann, der mit ihnen Liebe macht, bis sie vor Lust schreien.“
Ich muss sofort weg von ihm, dachte sie und begann, sich heftig in seinen Armen zu winden. Leider hatten die nutzlosen Bewegungen zur Folge, dass sie auch seine mittlerweile sehr harte Männlichkeit streifte.
Sie hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. Ihr Herz raste. „Du …“
„Du kannst mich beschimpfen, so viel du möchtest, Alice. Aber ich weiß, was du wirklich willst. Und genau das werde ich dir jetzt geben“, schwor er leise, hob sie in seine Arme und presste seine Lippen leidenschaftlich auf ihre.
Alice letzter rationaler Gedanke galt der Feststellung, dass Wut wohl das wirksamste Aphrodisiakum der Welt sein musste. Noch nie hatte das Feuer der Sehnsucht so unmittelbar von ihr Besitz ergriffen wie in diesem Moment. Und noch nie hatte sie solche Erregung verspürt.
Keuchend rang sie nach Luft, als er ihr das T-Shirt über den Kopf zog und ihre empfindsamen Brüste gegen seinen Oberkörper drückte. Dann stieß sie einen leisen Schrei aus, weil er ihr das Höschen vom Leib riss – keinen protestierenden, vielmehr einen flehentlichen. Denn in einer Hinsicht hatte er recht: Sie wollte ihn. Sie wollte Kyros’ Liebe und sein Herz und seine Zuneigung … aber vielleicht bekam sie nur das hier.
Er trug sie zum Bett hinüber und ließ sie auf die weiche Matratze sinken. Dann beugte er sich über sie.
„Lass uns eine Sache klarstellen, ja? Solange du in meinem Haus wohnst, schläfst du in meinem Bett. Hast du das verstanden, Alice?“
„Ja“, flüsterte sie. Ja, ja, ja. Und dann hob sie die Arme, schlang sie um seinen Nacken und zog Kyros zu sich hinunter.
10. KAPITEL
Als Alice am nächsten Morgen erwachte, konnte sie kaum glauben, was passiert war. Oder was sie getan hatte.
Mit geschlossenen Augen lag sie da und fühlte sich nur noch erschöpft – körperlich und seelisch. Es war, als habe Kyros ihre Entschlossenheit geraubt und durch sinnliche Freuden ersetzt. Allerdings war beileibe nicht alles von ihm ausgegangen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, sich jemals so hemmungslos verhalten zu haben wie in dieser Nacht.
Irgendwie kam es ihr vor, als hätte das Gefühl der Ungerechtigkeit sie von jeder Zurückhaltung befreit. Bei all den Lügen, die er ihr aufgetischt, all den Geheimnissen, die sie erst nach und nach hatte ergründen können, interessierte sie seine Anerkennung nicht länger. Und zwar in keinerlei Hinsicht. Was kümmerte es sie schon, was Kyros über sie dachte?
So war es nur konsequent, dass dieses eine Mal ihre sexuellen Ansprüche die seinen sogar noch übertroffen hatte. Schließlich hatte Kyros sich auf den Rücken fallen lassen und fast ungläubig zur Decke hinaufgeblickt.
„Vielleicht sollte ich dich häufiger wütend machen, wenn das meine Belohnung ist, agape mou“, murmelte er. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
Alice hätte
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