Julia Extra Band 0297
überhaupt nicht stand. Und er wusste genau, was sie damit bezwecken wollte: ihn bestrafen.
Auf Kyros’ Lippen erschien ein grausames Lächeln. Glaubte sie wirklich, dass unförmige Kleider ihn davon abhielten, sie zu begehren? Oder mit ihr zu schlafen?
„Magst du zu Abend essen?“, fragte er.
„Ich bin nicht hungrig.“
Er zuckte die Schultern. „Wie du willst. Aber denk bitte nicht, du könntest dir dein Essen hierher bringen lassen wie eine Kranke. Denn du bist nicht krank.“
Ungläubig beobachtete Alice, wie er sich mit pantherhafter Anmut von der Fensterbank abstieß und auf die Tür zuging. Das war es? Ende der Diskussion?
„Mehr hast du nicht zu sagen?“
„Oh, ich habe eine ganze Menge mehr zu sagen. Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.“
Zu Alices maßlosem Zorn verließ er tatsächlich das Schlafzimmer. Nach ein paar Minuten zog sie die Tür leise auf und hörte ihn mit Sophia sprechen. Kurz darauf drang Musik zu ihr hinauf … und das Klirren von Besteck und Gläsern. Später klingelte das Telefon. Kyros’ tiefes Lachen erfüllte ihre Ohren. Mit wem, zur Hölle, telefonierte er? Und wer brachte ihn um diese Uhrzeit zum Lachen?
Frustriert las sie fünf Seiten in einem ihrer Bücher und vergaß sofort jedes Wort. Dann begann auch noch ihr Bauch laut zu grummeln. Schließlich war es Stunden her, dass sie etwas gegessen hatte. Aber auf keinen Fall würde sie sich die Blöße geben, nach unten zu gehen und um etwas zu essen zu bitten. Im schlimmsten Fall würde sie an einem Tisch mit diesem arroganten, geheimniskrämerischen Kyros sitzen müssen! Lieber würde sie sterben!
Auf dem Boden ihres Koffers entdeckte sie eine Rolle mit Pfefferminzdrops, die sie alle nacheinander aufaß. Die ganze Zeit über fürchtete sie, Kyros könne zurückkommen. Was sie ihm jetzt noch zu sagen hatte, würde ihm nicht gefallen.
Es war schon nach Mitternacht, als Kyros gähnend das Schlafzimmer betrat. Vermutlich ein gutes Zeichen, vielleicht würde es ja nicht so schlimm werden, wie sie sich ausgemalt hatte.
„Kyros, wir müssen über die Bettenverteilung sprechen.“
Er schaltete eine der Nachttischlampen ein und wandte sich zu ihr um. „Was gibt es da zu besprechen?“
„Nun … wir können ja wohl nicht beide hier schlafen … in einem Bett.“ Sie berührte seine Seite des Ehebettes, als würde sie eine giftige Schlange streicheln. In ihrem Kopf hingegen wurde die Erinnerung an die gestrige Nacht und die erotischen Momente dummerweise nur allzu lebendig.
„Warum nicht?“, fragte er, während er die Knöpfe an seinem Hemd öffnete.
„Weil …“ Alice wünschte, er würde aufhören, sich vor ihr auszuziehen. „Du weißt, warum nicht, Kyros.“
„Nein, weiß ich nicht. Sag du es mir“, erwiderte er. Seine Hand befand sich mittlerweile auf Höhe des Reißverschlusses.
„Weil ich keinen Sex mit dir haben will, darum!“
„Du bist eine Lügnerin“, murmelte er sanft. „Du willst sogar auf der Stelle Sex mit mir haben, oder nicht? Tatsächlich wette ich, dass du mich so sehr begehrst, ich könnte zu dir kommen und ohne Vorspiel mit dir schlafen. Genau wie ich es damals getan habe, auf dem Boden im Flur deines Apartments, bevor wir nach Paris geflogen sind …“
„Du Mistkerl!“
Er zuckte nur die Schultern. „Du wusstest, worauf du dich einlässt, als du mich geheiratet hast. Wenn nicht, hättest du dir besser einen netten Typen suchen sollen, nicht wahr?“
Seine Worte versetzten sie nur noch mehr in Rage. Denn darauf gab es nun wirklich keine sinnvolle Antwort mehr. „Wie auch immer … Ich habe dir die Liege zurechtgemacht“, sagte sie und deutete auf das provisorische Bett, das sie sorgfältig zurechtgemacht hatte. Sie schenkte ihm ein hoffnungsvolles Lächeln. „Sie ist sehr gemütlich, wirklich. Du kannst doch darauf schlafen, nicht wahr, Kyros?“
Er zog die Jeans aus und legte sie zusammen mit den Boxershorts über eine Stuhllehne. „Nein.“
Alice öffnete den Mund, um noch einmal all ihre Argumente vorzubringen. Doch seine düstere Miene machte ihr klar, dass er für rationale Logik nicht zugänglich war. Außerdem war er nackt. Und erregt.
„Dann werde ich eben dort schlafen“, rief sie und schwang die Beine aus dem Bett.
Alice kam nur bis zur Zimmermitte. Um Kyros gegenüber nicht die falschen Signale auszusenden, trug sie ihr weitestes T-Shirt und die am wenigsten aufreizende Unterwäsche. Kirsty hatte ihr zur Hochzeit ein wunderschönes blassgrünes
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