Julia Extra Band 0297
erstarben die Gespräche. Alle Blicke waren auf Khalid gerichtet.
Hastig wandte er sich ab. Ihm war gar nicht klar gewesen, wie die Besucherinnen auf seine Anwesenheit reagieren würden. Ganz offensichtlich waren sie durchweg erschrocken und eingeschüchtert.
Es war schade, dass diese Besprechung schon zu einem Ende kam. Mit ihrem informellen Austausch hatte Maggie weit mehr erreicht und erfahren als Khalid, der nur offizielle Wege beschritten hatte, um die Dorfbewohner aus den Berggebieten dazu zu bewegen, die neuen Schulen zu unterstützen.
Am meisten beschäftigte ihn allerdings die Art, wie sich ihre Miene verändert hatte, sobald sie ihn erblickte. Jetzt glich ihr Gesicht einer zurückhaltenden Maske und entbehrte jeder Begeisterung, die Khalid noch wenige Momente zuvor hingerissen beobachtet hatte.
Mit anderen strahlte und lachte sie, aber niemals mit ihm. Das ärgerte Khalid zutiefst. Er war es leid, ständig ausgeschlossen und wie ein Fremder behandelt zu werden – außer im Bett. Nur dort schien sie lebendig zu werden und verwandelte sich in seinen Armen zu einer leidenschaftlichen Verführerin. Obwohl sie in letzter Zeit auch in dieser Hinsicht an Spontanität verloren hatte.
Sie schien völlig in ihre Mitarbeit an der Schulreform vertieft zu sein. Auch Khalid stürzte sich in die Arbeit, nachdem der Umgang mit Maggie immer spärlicher und anstrengender wurde.
Früher wäre ihm das sogar äußerst recht gewesen, dass eine Frau nicht klammerte. Seit der Beziehung zu Shahina war er ein Einzelgänger ohne jegliche emotionale Verpflichtungen gewesen. Aber inzwischen hatte sich etwas verändert.
Spätestens seit dem Tag, als er zufällig das Foto von sich und Shahina zu Gesicht bekam. Da war ihm klar geworden, dass diese Liebe – so echt sie gewesen sein mochte – nichts weiter als eine schwache Erinnerung an längst vergangene Zeiten war. Und er hatte gemerkt, dass er geradezu gierig nach mehr als nur einer blassen Erinnerung war, um seinem Leben einen Sinn zu geben.
„Khalid.“ Maggie klang leicht außer Atem, als sie zu ihm trat.
Der dünne Stoff ihres Gewands umspielte ihre weibliche Figur, und Khalid spürte, wie sein Puls sich beschleunigte. Er konnte nicht genug von ihr bekommen, von ihrem Duft, ihrer Wärme.
„Khalid?“, wiederholte sie fragend.
Schweigend führte er Maggie durch die Halle zurück zu seinem Büro. „Ich hatte nicht erwartet, dich in diesem Bereich des Palasts anzutreffen“, murmelte er ausweichend, während er sie weiter in sein privates Hinterzimmer schob und die Tür hinter ihnen schloss.
Ihre Augen weiteten sich, dann wich sie vor ihm zurück, und Khalid schluckte. Nachts war Maggie so zugänglich, doch am Tag gab sie sich kühl und distanziert. Stets schien sie damit beschäftigt zu sein, ihre Sprachkenntnisse und ihr Wissen über die Kultur ihrer neuen Heimat zu verbessern. Außerdem unternahm sie viel mit Khalids Tante Sheila.
Aber ihn störte, wie wenig Zeit er selbst mit seiner Frau verbrachte. Er wollte ihr tagsüber Neuigkeiten erzählen, sich mit ihr über alltägliche Dinge unterhalten. Dieser Wunsch nach Nähe war für Khalid ziemlich beunruhigend. Immerhin hatte er sich jahrelang darin geübt, niemanden an sich heranzulassen. Doch jeder Tag in Maggies Gegenwart hatte seine Abwehr mehr geschwächt.
Fasziniert beobachtete er, wie sie eine Hand gegen ihren Rücken stützte und sich leicht dehnte. Diese Bewegung sorgte dafür, dass sich ihre Rundungen noch deutlicher gegen den feinen Stoff abzeichneten, und Khalid rang um Fassung. Seit die Schwangerschaft deutlich sichtbar war, schien er Maggie beinahe mehr zu begehren als schon zuvor.
„Komm, ich will dir etwas zeigen!“ Zärtlich nahm er ihre Hand.
„Warum lächelst du?“, erkundigte sie sich vorsichtig.
„Ich dachte nur gerade, dass ich ein Vermögen sparen könnte, wenn ich die Vorbereitung der Schulreform in deine und Sheilas Hände legen würde. Eure informellen Informationsveranstaltungen haben sich bislang als unbezahlbar erwiesen.“
„Wirklich? Die Frauen verstehen sich außerordentlich gut mit deiner Tante. Sie respektieren sie und vertrauen ihr.“ Ein Strahlen huschte über Maggies Gesicht, bevor sie sich eilig abwandte.
„Aber heute war sie doch gar nicht da“, bemerkte er nachdrücklich. Maggie hatte die Besprechung allein geführt und sich dabei großartig geschlagen.
Sie hob nur leicht die Schultern. „Die Frauen waren sehr höflich.“
„Vielleicht waren sie auch erfreut
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