Julia Extra Band 0297
anders ihre eigene Hochzeit doch gewesen war. Hatten alle Gäste den Unterschied bemerkt und gewusst, dass ihr Scheich sich zumindest beim ersten Mal aus Liebe und nicht aus Pflichtgefühl vermählt hatte?
Natürlich hatten sie das. Es musste mehr als offensichtlich gewesen sein.
Wie sehr ich mich doch getäuscht habe!, dachte sie bitter.
Denn Maggie hatte Khalids Haltung als Ablehnung interpretiert, als er davon sprach, keine Ehefrau mehr zu haben. Er war so hart und verschlossen gewesen, dass sie dummerweise von einer Scheidung ausgegangen war. Jetzt war ihr klar, dass sie lediglich einen wunden Nerv getroffen hatte. Die Erwähnung seiner Frau hatte unerträgliche Erinnerungen wachgerufen.
Erst nach einer ganzen Weile konnte sie wieder sprechen, wenn auch nur stockend. „Ihr wart jung.“
„Ich war zwanzig, sie achtzehn. Aber wir haben uns schon unser Leben lang gekannt. Wir sind zusammen aufgewachsen.“
Das bedeutet, sie haben viel miteinander erlebt, dachte sie.
„Sie war wirklich sehr, sehr schön“, flüsterte sie.
Vor allem war seine erste Frau alles, was Maggie nicht war! Zierlich, lebhaft, fraulich gerundet mit glitzernden schwarzen Mandelaugen, feinen Gesichtszügen und vollen lackschwarzen Haaren. Sie glich einer süßen Puppe, aber es war ihr aufrichtiges Lachen, das sie so anziehend machte.
Jede Frau würde sich dieser lieblichen Shahina unterlegen fühlen. Bittere Eifersucht überfiel Maggie, nicht weil sie auf Shahinas Schönheit neidisch war, sondern weil die andere Frau bekommen hatte, was Maggie verwehrt blieb: Khalids Liebe.
Maggie hatte Khalids Aufmerksamkeit genossen, seine Fürsorge und natürlich seine glühende Leidenschaft. Aber jetzt wusste sie mit Sicherheit, dass ihr das auf Dauer nicht reichen würde. Sie wollte mehr.
Denn mittlerweile hatte sie entdeckt, dass sie selbst wesentlich mehr für ihn empfand. Und sie wusste nun auch, zu welchen Gefühlen er fähig war. Wenn er doch nur sein Herz ins Spiel bringen könnte, wäre ihre Beziehung nahezu perfekt.
Mit einer Handbewegung stieß sie die Schublade zu und stützte sich noch schwerer an der Anrichte ab. Sie hatte genug gesehen. Ihr Herz pochte schmerzhaft gegen ihre Rippen.
„Sie war immer voller Leben“, sagte er tonlos, doch Maggie spürte den Kummer hinter seinen Worten.
„Was ist geschehen?“ Sie wagte es nicht, hochzusehen. Niemals hätte sie ertragen, in diesem Augenblick die Erinnerung an Shahina in seinen Augen zu beobachten.
Abrupt wandte er sich ab und starrte aus dem Fenster.
„Sie litt an einer schweren Form von Asthma. Ihren Eltern sagte man, sie würde vielleicht nicht einmal die Volljährigkeit erreichen.“
Maggies Herz krampfte sich zusammen. Sie ahnte, was nun kommen würde.
„Die Ärzte hatten die Situation zwar einigermaßen unter Kontrolle, aber eines Tages hatte sie einen schweren Anfall, als wir weit außerhalb der Hauptstadt waren.“ Er brach ab und atmete tief durch. „Alles kam so plötzlich. Die Medikamente richteten rein gar nichts aus. Sie musste dringend in ein Krankenhaus gebracht werden, aber wir erreichten es nicht mehr rechtzeitig. Mein Vater hatte hohen Besuch und aus diesem Grund sogar die Rettungshubschrauber dazu eingesetzt, seine Gäste zu einem Wüstenpicknick zu fliegen. Als endlich einer von den Helikoptern einsatzbereit war, um Shahina abzuholen, war es bereits zu spät.“
„Das tut mir so leid“, wisperte Maggie fassungslos und wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Schließlich sah sie auf und betrachtete Khalids angespannte Gesichtszüge.
„Es ist lange her. Acht Jahre.“
Nicht lange genug, um seine Trauer zu verarbeiten. Jetzt verstand Maggie, warum er immer etwas zurückhaltend wirkte. Sie konnte den bitteren Schock seines grausamen Verlusts nachfühlen. Es schmerzte sie, dass Shahina so früh gestorben war und dass Khalid nicht über den Tod seiner Frau hinwegkam.
Sie würde niemals in die Fußstapfen dieser unbekannten, wunderbaren Frau treten können. Für sie gab es nicht mehr als die Rolle der zweiten Geige – ein schlechter Ersatz für eine Liebe, die es nie wieder geben konnte …
Auch wenn er es sich nicht oft anmerken ließ, fiel es ihm sicher schwer, Maggie in seinen Armen zu halten. In seinem Bett, seinem Leben – anstelle der Frau, die er eigentlich liebte.
Denkt er an sie, wenn wir zusammen sind?, überlegte Maggie. Nutzt er vielleicht sogar die Dunkelheit aus, um sich vorzustellen, endlich wieder seiner Shahina nahe zu sein?
Ihr
Weitere Kostenlose Bücher