Julia Extra Band 0297
verstummt. Es kostete sie eine ungeheure Anstrengung, sich zu rühren und den Motor abzuschalten. Dann hörte sie nur noch das Ticken heißen Metalls und ihren rauen Atem, während sie gegen die drohende Bewusstlosigkeit ankämpfte. Nur noch entfernt bekam sie mit, dass der Wagen schräg an einer Felswand verkeilt war.
Ergeben schloss sie die Augen, nur für ein paar Minuten. Als sie die Lider wieder öffnete, wurde ihr jedoch schlagartig klar, dass sie eingenickt sein musste.
Das ist viel zu gefährlich, schoss es ihr durch den Kopf. Sie musste unbedingt aus dem Wagen herauskommen!
Zwar konnte sie kein auslaufendes Benzin riechen, aber sie wollte auch kein unnötiges Risiko eingehen. Plötzlich fiel Maggie auf, dass sie nicht die leiseste Regung ihres Babys spürte.
Angst und Schuldgefühle schlugen über ihr zusammen wie eine tödliche Welle. Sie hätte niemals allein losfahren dürfen. Auch wenn sie eine gute Fahrerin war und sich auf relativ unbefestigten Straßen auskannte. Energisch blinzelte sie gegen ihre Tränen an und zwang sich, schräg oben nach dem Türgriff zu fassen und sich hochzuziehen.
Dann geschahen zwei Dinge gleichzeitig: Ein unerträglicher Schmerz schoss durch ihr linkes Bein, der ihr fast den Verstand raubte, und zwischen ihren Schenkeln spürte sie eine große Menge warmer Flüssigkeit.
Automatisch griff sie dorthin, und ihre Finger zitterten vor Entsetzen. Es gab keinerlei Zweifel: Blut, und zwar sehr viel davon! Sie blutete, und ihr Baby schwebte in größter Gefahr.
Ungeachtet der Schmerzen streckte sie den Arm aus und ergriff das Lenkrad. Dann schlug sie mit der Faust auf die Hupe und stemmte ihre Hand ununterbrochen fest dagegen.
11. KAPITEL
Maggies Wahrnehmung funktionierte nicht mehr richtig. Vor allem verspürte sie unfassbar starke Schmerzen, aber sie hörte auch Stimmen, die hastig aufeinander einsprachen. Dann merkte sie, wie mehrere Hände sich darum bemühten, ihren Körper vorsichtig zu bewegen, bevor wieder alles in dichtem Nebel versank.
Neue Geräusche weckten sie. Ein lautes Hämmern und wieder diese Stimmen.
Ist das mein Herzschlag?, dachte sie wie betäubt. Oder verliere ich das Blut, das mein Kind so dringend braucht? Vielleicht ist es ein Helikopter …
Sie öffnete den Mund, um zu sprechen, brachte jedoch keinen Ton über die Lippen. Ständig hörte sie dabei, wie ihr Name gerufen wurde, wieder und wieder. Plötzlich wurde alles schwarz.
Beim nächsten Mal waren es die Schmerzen, die sie erneut zur Besinnung brachten. Ihre Finger wurden so sehr zusammengequetscht, dass sie zu brechen drohten, und fremde Wärme durchströmte ihre Hand. Sie kannte diese Wärme und auch die leicht raue Haut. Khalid! Er war hier, er hatte sie gefunden. Jetzt würde alles gut werden.
Maggie mühte sich durch den Nebel, der sie in die Tiefe zu ziehen drohte. Sie wollte ihm eine Antwort geben, die er bemerkte und verstehen konnte.
Fremde Stimmen erreichten sie, harte Worte, die sie nicht verstehen konnte. Darüber erklang Khalids dringender Tonfall.
„Tun Sie, was Sie tun müssen! Alles, was nötig ist, aber retten Sie meine Frau. Das ist alles, was zählt!“
Noch einen Moment lang versuchte sie, mit Khalid Kontakt aufzunehmen, dann sank sie von Neuem in die Bewusstlosigkeit.
Als sie endlich wieder zu sich kam, fühlte sie … nichts. Keine Schmerzen, kein Unbehagen, gar nichts. Sie lag auf dem Rücken, und ihre Finger ruhten lose in einer warmen Hand.
Khalid, dachte sie. Ich habe nicht geträumt. Er ist die ganze Zeit über da gewesen.
Wärme durchflutete ihren Körper, die sie nicht ganz einordnen konnte. War es nur Erleichterung? War es Liebe? Hoffnung?
Nach und nach erwachten auch ihre Sinne, die Augenlider flatterten, und ihre Mundwinkel zuckten leicht. Sie wollte seinen Namen sagen, doch es dauerte eine Weile, bis sie ihren staubtrockenen Mund befeuchtet hatte und sprechen konnte.
„Khalid“, flüsterte sie. „Khalid.“
„Maggie! Maggie, Liebste, du bist endlich wach.“ Aber es war nicht Khalids Stimme, die sie hörte, es war Sheilas.
Maggie drehte ihren Kopf nur wenige Millimeter und sah in das Gesicht der Freundin. Khalids Tante schien über Nacht gealtert zu sein. Tiefe Kummerfalten zeichneten sich auf ihren Zügen ab.
„Es ist alles in Ordnung“, versicherte sie Maggie, und Sheilas müder Blick hellte sich auf. „Du bist jetzt in Sicherheit.“
Kalte Angst packte Maggie. „Das Baby?“ Es war nicht mehr als ein hilfloses Krächzen.
„Du hast
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