Julia Extra Band 0297
gut?“
Bilde ich mir das ein, oder macht er sich ernsthaft Sorgen?, fragte sie sich gleichmütig.
Umständlich setzte sie sich gerade hin. „Ja, danke. Ein Tee wäre jetzt wirklich das Richtige“, log sie. Allein der Gedanke daran, etwas hinunterwürgen zu müssen, selbst wenn es nur Flüssigkeit war, schnürte ihr den Hals zu.
Das Schweigen zwischen ihnen zog sich in die Länge und schien von Sekunde zu Sekunde schwerer auf ihnen zu lasten.
Schließlich sah Maggie aus dem Fenster und räusperte sich. „Der Ausblick hier ist gigantisch.“
Einen Moment lang erwiderte Khalid nichts darauf, dann stand er ruckartig auf. „An einem schönen Tag kann man Hunderte von Kilometern weit sehen.“
Am Horizont hatten sich während der vergangenen zwei Stunden dichte Wolken zusammengebraut. Maggie fragte sich, ob sie jemals hierher zurückkehren würde, um die Aussicht bei schönem Wetter zu genießen.
„Ich habe noch zu tun“, murmelte Khalid. „In der Zwischenzeit kannst du dich etwas erholen und deinen Imbiss genießen. Ich bin rechtzeitig fertig, um dir auch das nächste Dorf zu zeigen.“
Damit war er verschwunden und ließ sie in dem Luxussalon allein. Über die orientalischen Sitzmöbel waren dicke Seidenkissen verteilt, und den teuren Holzfußboden bedeckten mehrere farbenfrohe antike Teppiche.
Obwohl ihr königliches Gefolge vermutlich jedes Zimmer in diesem Schloss belegte, kam es Maggie so vor, als wäre sie allein dort.
Eine Stunde später brachte man ihr ein zweites Tablett mit Tee, aber Maggie war ruhelos und wollte zum nächsten Dorf aufbrechen. Deshalb machte sie sich kurz entschlossen auf die Suche nach Khalid.
„Wo finde ich meinen Mann?“, fragte sie den überraschten Diener, der sie an diesem Tag auf dem Schloss begrüßt hatte.
„Seine Hoheit befindet sich in einer Konferenz mit Lord Hussein.“
Gut, dachte sie. Khalids Onkel ist ein vernünftiger Mann, dem eine kleine Störung sicherlich nichts ausmachen wird.
„Und wo? Ich muss mit meinem Mann sprechen“, erklärte sie knapp, als der Diener zögerte und ihrem Blick auswich. „Es ist dringend.“
„Sie sind in Lady Shahinas Garten“, antwortete er hastig.
Seine Worte wirkten auf Maggie wie eine kalte Dusche. Sha hinas Garten. Einen solchen Ort wählte Khalid, um seine Besprechungen abzuhalten?
Maggie nickte kurz. „Sie können mir den Weg zeigen.“ Sie ging voran und zwang den Mann auf diese Weise, ihr zu folgen. Gemeinsam durchquerten sie einen endlos langen Korridor. „Hat Lady Shahina diesen Garten angelegt?“
„Nein, Eure Hoheit.“ Ihm war die Situation sichtlich unangenehm. „Ihr Mann hat ihn anlegen lassen, nachdem sie …“
Und jetzt flüchtet Khalid sich in den Garten, der ihm als Erinnerung an seine tote Liebe dient?, dachte sie bestürzt. Also habe ich doch Recht gehabt!
Er würde sie, Maggie, niemals lieben, solange er an Shahina hing. Aus diesem Grund war es besser, sich von ihm zu distanzieren, als ihm ständig hinterherzuweinen. Trotzdem schnürten ihr der Frust und Schmerz darüber das Herz zusammen. Die Lage war so furchtbar aussichtslos …
Maggie sackte leicht zusammen und stützte sich an einem Türrahmen ab. Automatisch legte sie schützend eine Hand an ihren Bauch.
„Hoheit! Geht es Ihnen gut?“
Sie richtete sich wieder auf. „Ja, alles in Ordnung, danke. Ist es noch weit?“
Er schüttelte den Kopf. „Geradeaus durch die Tür in den ersten Vorgarten und dann am nächsten Torbogen rechts.“
„Vielen Dank.“ Mühsam brachte sie ein Lächeln zustande. „Von hier aus finde ich mich allein zurecht. Sie haben sicher noch eine Menge zu tun – mit so vielen Gästen im Haus?“
Geduldig wartete sie, bis der Diener verschwunden war und man im Korridor keinen Laut mehr hörte. Dann ging Maggie weiter.
Die Fliesen fühlten sich unter ihren Füßen warm an, und im Vorgarten schlug ihr der süße Geruch von Rosenholz und Jasmin entgegen, vermischt mit allerlei anderen Düften. Seit ihrer Schwangerschaft reagierte ihr Magen höchst empfindlich auf derartige Irritationen. Schnell stemmte sie einen ausgestreckten Arm gegen die mit Moos bewachsene Steinmauer, bis sich die plötzliche Übelkeit wieder legte.
Erst dann hörte sie Stimmen und trat zögernd ein paar Schritte näher an den Torbogen. Dahinter konnte sie Khalid und seinen Onkel erspähen.
„Meinst du nicht, du solltest mit Maggie sprechen?“, fragte Hussein gerade.
„Ich weiß selbst, was das Beste ist, Hussein. Du verstehst das
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