Julia Extra Band 0297
eine kleine Tochter. Sie ist per Kaiserschnitt zur Welt gekommen und muss noch eine Weile auf der Intensivstation bleiben.“
Maggie hatte das Gefühl, als würde ihr eine tonnenschwere Last abgenommen. „Wie geht es ihr? Bitte, die Wahrheit!“ Es war ihre Schuld, dass dieses Kind zu früh das Licht der Welt erblickt hatte.
„Sie ist recht klein und braucht eine zusätzliche Überwachung. Während der Geburt kam es zu Komplikationen. Aber sie erholt sich gut und wird von Stunde zu Stunde stärker.“
Prüfend betrachtete Maggie das Gesicht der Freundin, um zu sehen, ob diese sie mit ihrem Optimismus nur beruhigen wollte.
„Khalid war die ganze Zeit über bei dir“, berichtete Sheila. „Er ist nicht von deiner Seite gewichen. Im Augenblick sieht er nur kurz nach dem Baby.“
Maggie konnte diesen Plattitüden keinen Glauben schenken. Aber die Sorge um ihr Kind ließ ihr kaum Platz für Enttäuschung über Khalids Abwesenheit. Und sie wusste zu schätzen, dass seine Tante ihn in Schutz zu nehmen versuchte.
Was habe ich denn erwartet?, dachte Maggie. Dass er an meinem Bett wacht?
Schließlich wusste sie, wo seine Priorität lag – bei ihrem gemeinsamen Kind. Das war alles, was ihn interessierte …
„Maggie.“ Beruhigend drückte Sheila ihre Hand. „Dein kleines Mädchen und du, ihr seid hier in den besten Händen.“ Sie machte eine kurze Pause, um die richtigen Worte zu finden. „Khalid wird erleichtert sein, wenn er hört, dass du wieder bei Bewusstsein bist. Er hat sich fürchterliche Sorgen um euch beide gemacht. Aber jetzt wird alles gut werden, du wirst sehen.“
Mit Mühe schenkte Maggie ihr ein Lächeln zum Abschied, dann ergab sie sich traurig ihrer bleiernen Müdigkeit. Nichts und niemand konnte ihre Ehe retten …
Khalid stand neben dem Bett seiner Frau und sah hinunter in ihr blasses Gesicht. Die Einschätzung der Ärzte, dass sie sich bald wieder erholen würde, beruhigte ihn keineswegs. Die Angst um sie brachte ihn fast um. Er wollte mit eigenen Augen sehen, dass es ihr besser ging.
Mit einem tiefen Seufzer verschränkte er die Hände hinter dem Rücken. Sein schlechtes Gewissen nagte erbarmungslos an ihm. Schließlich hatte er ihr dies alles angetan. Seinetwegen wäre Maggie beinahe gestorben und sein Kind mit ihr.
Es war seine Schuld. Er hätte für sie da sein müssen, er hätte sie fahren sollen.
Und niemals hätte er dieser unsäglichen Trennung zustimmen dürfen. Stattdessen hätten sie beide daran arbeiten sollen, ihre Differenzen zu überbrücken. Insbesondere die unwürdige Verleugnung seiner Gefühle für Maggie! Weil er geglaubt hatte, niemals wieder so tief empfinden zu können, war er feige gewesen. Zu ängstlich, eine Liebe zuzulassen, die er möglicherweise irgendwann wieder verlor.
Maggies Rettung nach dem Unfall kam buchstäblich in letzter Sekunde. Während der Notoperation war nicht klar, ob sie und das Baby es schaffen würden. Und die ganze Zeit über war Khalid einfach nur nutzlos gewesen. Ihm war nichts weiter übrig geblieben, als geduldig Maggies Hand zu halten und ihr gut zuzureden. Allein die Möglichkeit, sie durch einen grausamen Streich des Schicksals zu verlieren, hatte ihn bis ins Mark erschüttert. Selbst jetzt saß ihm die Angst noch in den Knochen.
Khalid konnte kaum fassen, wie zart und verletzlich Maggie aussah. Seine Hände fingen unkontrolliert an zu zittern, als er bemerkte, dass sie langsam die Augen öffnete.
„Khalid“, hauchte sie kaum hörbar.
„Hier, Liebling, trink das!“, sagte er und schenkte ihr eilig ein Glas Wasser ein. Mit einer Hand stützte er Maggie am Rücken, mit der anderen half er ihr beim Trinken.
„Wie fühlst du dich, Maggie?“, erkundigte er sich fast schüchtern und zwang sich, einen Schritt zurückzutreten.
Sie verzog die Lippen, brachte jedoch kein Lächeln zustande. „Ich bin am Leben.“
„Du hast mir eine Heidenangst eingejagt“, gestand er, bevor er sich zurückhalten konnte.
Ihr Blick glitt an ihm vorbei. „Unsere Tochter. Wie geht es ihr?“
„Immer besser.“ Er war stolz auf die unglaubliche Kraft dieses kleinen Wesens. Mit dieser Kraft hatte die Kleine auch ihm geholfen, die letzten Stunden zu überstehen. „Sie ist wunderschön, wie ihre Mutter.“
Jetzt sah sie ihn direkt an, und er las Erstaunen in ihren Augen. „Wirklich? Kümmert man sich auch gut um sie?“
Khalid nickte ernst. „Fest versprochen. Sie hatte keinen leichten Start ins Leben, aber ihre Werte sind inzwischen gut.
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