Julia Extra Band 0297
be im Spiel ist. Diese Worte hatten sich förmlich in sein Gehirn gebrannt, und er dachte pausenlos darüber nach.
Über ihre Gefühle füreinander hatten sie nie gesprochen.
Aber nun mit Sicherheit zu wissen, dass sie ihn nicht liebte, traf Khalid bis ins Mark. Im Augenblick wollte er nicht über dieses Thema reden, dafür war sie bei Weitem zu verletzlich. Deshalb gab er ihr Zeit, sich wieder zu sammeln.
Schließlich musste Maggie mit vielem fertig werden. War es da ein Wunder, dass sie ausgebrannt war und möglicherweise überreagierte? Schwangerschaftshormone. Das neue Leben in einem fremden Land. Der enorme Druck des königlichen Protokolls und aller damit zusammenhängenden Verpflichtungen. Die körperliche Erschöpfung durch die fortgeschrittene Schwangerschaft. Angst vor dem Unbekannten. Trauer um die problematische Vergangenheit, die sie hinter sich lassen musste. Und nicht zuletzt Khalids ständige Lust auf sie, die er nicht immer gut zu verbergen wusste …
Aber er musste ihr Zeit geben. Wenn das Baby erst einmal geboren war, würde ohnehin alles anders werden. Dafür würde er schon sorgen.
„Was hältst du von der Dorfschule?“
„Sie ist großartig!“ Ihre Begeisterung war echt, und wieder einmal musste Khalid zähneknirschend hinnehmen, dass er selbst nicht diese Wirkung auf Maggie hatte.
„Du warst toll“, murmelte er. „Die Kinder lieben dich, und auch ihre Eltern waren ganz hingerissen.“
Voller Genugtuung hatte er beobachtet, wie die Kleinen neugierig um seine Frau herumgetollt waren und ihr von ihrem Leben in den Bergen berichtet hatten. Am liebsten hätte er sich zu ihr gesetzt, anstatt sich mit dem Dorfältesten zu unterhalten.
„Erzähl mal, was die Frauen zu den neuen Schulplänen sagen“, ermunterte Khalid sie. Er wollte ihre Stimme hören, ihre Ideen, ihre Vorstellungen und Eindrücke.
Vor allem aber wollte er sich von den Geistern der Vergangenheit ablenken, die mit eiskalten Fingern nach ihm griffen. Sein Magen krampfte sich zusammen, und Khalid umklammerte nervös das Lenkrad.
Damals war er schon einmal mit einer Frau diesen Weg hinaufgefahren, und fast die ganze Zeit über hatten sie zusammen gelacht. Aber Shahina war nicht mehr lebend zurückgekommen.
Die Sonne stand hoch am Himmel, als sie die schmale Brücke überquerten, die das Schloss über einer tiefen Kluft mit dem Rest der Bergstraße verband. Es wirkte wie eine beeindruckende Festung – gedrungen und fast schon beängstigend – und erhob sich über reines Felsgestein, um hoch über dem darunter gelegenen Dorf und der geschlungenen Bergstraße zu thronen.
Maggie beachtete die massive, mit Eisen beschlagene Holztür kaum, ebenso wenig wie die dicken Steinwände oder die eisernen Schmiedearbeiten an den wenigen Fenstern, die zur Bergseite hinausführten.
Ihre Gedanken drehten sich ausschließlich um den Mann an ihrer Seite. Seine behutsame Hilfe – eine Hand an ihrem Ellenbogen und eine an ihrer Taille – war die pure Seelenqual. Sein Ton war einfühlsam, und er passte sich ihrem durch die Schwangerschaft gemäßigten Tempo an.
Wer sie ansah, musste glauben, dass ihr Wohlergehen Khalid tatsächlich sehr am Herzen lag. Aber da täuschten sie sich, dessen war Maggie absolut sicher.
Khalid interessierte in erster Linie, dass sein Baby gut beschützt war. Sie selbst war nur ein notwendiges Übel für ihn, mit dem er sich abgeben musste, bis sein Kind zur Welt gekommen war.
Unglücklicherweise war der emotionslose Schwebezustand, der Maggie Kraft gegeben und ihren Seelenschmerz gelindert hatte, vorbei. Auch die Tatsache, dass Khalid ihrem Wunsch nach getrennten Schlafzimmern entsprochen hatte, tröstete sie kein bisschen – im Gegenteil.
Zitternd rieb sie sich die Arme.
„Ihre Hoheit möchte Tee im kleinen Salon trinken“, sagte er zu dem Diener, der sie mit einer tiefen Verbeugung begrüßte.
Mechanisch ließ Maggie sich von Khalid führen.
„Du wirst dich besser fühlen, wenn du erst mal einen Tee getrunken und etwas gegessen hast“, versprach er.
Sie verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln, das eher einer Grimasse ähnelte. Im Stillen bezweifelte sie, dass sie sich jemals wieder besser fühlen würde. Kraftlos ließ sie sich in den kleinen Sessel sinken, den er ihr zurechtrückte. Jeder Knochen tat ihr weh, und sie fühlte sich plötzlich steinalt.
„Maggie?“ Müde wandte sie ihm den Kopf zu, sah ihm jedoch nicht einmal in die Augen, als er ihre schlaffe Hand ergriff. „Geht es dir
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