Julia Extra Band 0297
Hier!“ Zögernd trat er wieder ans Bett und zückte sein Mobiltelefon. „Du möchtest sie bestimmt sehen.“
Er rief ein paar Fotos auf, die er gerade von dem Baby gemacht hatte. Dann reichte er Maggie das Telefon und zuckte zusammen, als ihm auffiel, wie sorgfältig sie es vermied, ihn zu berühren.
Es tat ihm weh, dass sie sich so sehr von ihm zurückzog. Aber er hatte es nicht anders verdient. Ihm wurde schlecht, wenn er daran dachte, was alles bei dem Unfall hätte passieren können. Ließ sie ihn seinen Fehler wiedergutmachen, oder würde sie ihm nie verzeihen?
Daran konnte und wollte er im Moment nicht denken.
Maggie blickte gerührt auf die Fotos, in ihren Augen glitzerten Tränen. „Sie ist zauberhaft. Und so winzig. Bist du ganz sicher, dass mit ihr alles in Ordnung ist?“
Er nickte. „Die Ärzte sind mit ihren Fortschritten äußerst zufrieden.“ Allerdings waren die ersten Stunden recht kritisch gewesen, aber das sparte Khalid vorerst aus.
„Ich möchte sie sehen“, wisperte Maggie.
„Das wirst du. Schon ganz bald.“ Er schluckte. Wenn er sich nicht so gedankenlos verhalten hätte, wäre dies alles nicht passiert.
Mit wackligen Knien setzte er sich auf einen Stuhl, der neben Maggies Bett stand. Er konnte die angespannte Situation zwischen ihnen nicht länger ertragen. Zu viel war in den letzten Stunden geschehen, seit er Maggies Seidenschal in den Rosenbüschen gefunden hatte.
Mit beiden Händen ergriff er ihre Hand und küsste sie. „Oh, Maggie, es tut mir alles so leid.“ Ein unterdrücktes Schluchzen schnitt ihm das Wort ab.
„Bitte, Khalid“, flüsterte sie erstickt. „Bitte nicht!“
„Nicht weinen, Maggie.“ Vorsichtig legte er beide Arme um sie, und ein Gefühl der Wärme und Zufriedenheit breitete sich in seinem Herzen aus.
Sie war seine Frau, und er würde sie niemals aufgeben – wie schwierig es auch zwischen ihnen werden mochte.
„Ich habe es nicht geschafft, auf dich aufzupassen. Ich habe versagt und meine Familie damit in Gefahr gebracht.“ Sein Tonfall klang gepresst, und Maggie spürte, wie sehr Khalid um Fassung rang.
Trotzdem ging sie noch davon aus, dass er sich in erster Linie um das Baby sorgte. Ihm galt all seine Liebe, nicht ihr.
„Ist schon gut, Khalid“, beruhigte sie ihn. „Es ist vorbei, und dein Kind ist in Sicherheit.“
„ Du bist in Sicherheit“, berichtigte er sie. „Ich dachte, ich hätte euch beide verloren.“
Mit einer Hand fuhr er sich unwirsch über das unrasierte Gesicht. „Dich dort so zu sehen“, begann er kopfschüttelnd. „Bewusstlos. Es war, als würde mich jeder Albtraum meiner Vergangenheit einholen.“
Die Vergangenheit?, überlegte sie kurz. Natürlich! Wie konnte ich das bloß vergessen?
„Shahina“, murmelte sie tonlos. Der Unfall musste ihn an den Tod seiner ersten Frau erinnert haben.
Er nickte, und sein Mund glich einer schmalen Linie. „Wie konnte ich das nur geschehen lassen? Sie starb keine zehn Kilometer von der Stelle entfernt, wo du von der Straße abgekommen bist.“
Ihr Mund wurde ganz trocken bei dieser schrecklichen Vorstellung. Kein Wunder, dass Khalid so fürchterlich angespannt war.
„Ich hätte dich gar nicht erst mit in die Berge nehmen dürfen. Ich hätte wissen müssen, dass es zu gefährlich ist, besonders für eine hochschwangere Frau. Man ist zu weit von jeder medizinischen Hilfe entfernt.“ Er seufzte hilflos auf.
Maggies eigene Schuldgefühle waren nichts im Vergleich zu dem, was sie in seinem Gesicht las. Dabei war Khalid für gewöhnlich so kontrolliert und übersichtlich. Jetzt allerdings schien er völlig den Halt verloren zu haben.
Instinktiv hob Maggie einen schmerzenden Arm und streichelte behutsam Khalids Wange.
Er schloss die Augen. „Ich verdiene dich nicht, Maggie. Wie kann ich jemals von dir erwarten, dass du mir vergibst, wenn ich es selbst nicht einmal schaffe?“
„Khalid …“
„Aber ich muss dich trotzdem fragen. Ich muss einfach.“
„Khalid, da gibt es nichts zu verzeihen.“
„Wie?“ Irritiert hob er den Kopf. „Was ist mit unserer Ehe?“
„Bitte hör auf!“ Sie wollte nicht, dass er aussprach, welch großer Fehler ihre Hochzeit gewesen war. Maggie brachte es nicht über sich, ihm vorzuwerfen, dass er sie nicht lieben konnte. Hatte er etwa seine Meinung über eine mögliche Scheidung geändert?
„Ich muss weitersprechen, Maggie. Ich war blind, taub und stumm. Und ich habe dich ins Unglück gestürzt.“ Bebend holte er Luft. „Dauernd
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