Julia Extra Band 0299
Umstände, die aus ihm den Mann gemacht hatten, der er heute war. Sie hätte ihm gern ihr Mitgefühl für seine verlorene Kindheit gezeigt, aber er würde ihr Mitleid nicht wollen.
„Wenn man so einen Vater zum Vorbild hat, kann man in der Ehe nichts anderes als eine Zweckgemeinschaft sehen“, erklärte er.
„Und alle tiefer gehenden Gefühle abwehren“, fügte sie leise hinzu.
„Ich habe mir eingeredet, es würde funktionieren.“
„Das Problem dabei war nur, dass ich mich nicht deinen Erwartungen entsprechend verhalten habe.“
Seine Augen funkelten belustigt. „So könnte man es auch ausdrücken.“
„Trotzdem warst du bereit, mich zu beschützen.“
„Ja.“
„Ich verdanke dir mein Leben.“
„Was dich allerdings nicht daran gehindert hat, mich zu verlassen“, sagte er rau. Da wusste sie, dass ihm die Zeit ihrer Trennung ebenso zugesetzt hatte wie ihr.
„Ist es denn wirklich so falsch, sich zu wünschen, dass der Mensch, den man liebt, diese Liebe auch erwidert?“ Ihr Blick schien um Verständnis zu flehen. „Wo es doch das größte Geschenk der Welt ist, geliebt zu werden.“
Xandro stand auf und trat hinter sie. Ilana lehnte sich zurück, als seine Hände an ihren Schultern nach unten glitten und sich auf ihre Brüste legten.
Er streifte mit dem Mund kurz ihre Schläfe. „Du beschämst mich.“
Sanft legte Ilana ihre Hände über seine und hielt sie fest. „Ich liebe dich.“ Bis in alle Ewigkeit. Sie wollte ihm die Familie schenken, die er nie gehabt hatte. Kinder … dunkelhaarige Jungs, die ihm ähnlich sahen, und blonde Mädchen, die er verwöhnen und beschützen konnte.
„Du bist für mich die Sonne und der Mond“, sagte er sanft. „Die Luft, die ich atme. Meine große und einzige Liebe. Das musst du mir glauben.“
„Ich gehöre für immer dir“, erwiderte sie schlicht. „Ein ganzes Leben lang.“
– ENDE –
Raye Morgan
So süß und so bezaubernd
1. KAPITEL
Prinz Mychale, Mitglied der Herrscherfamilie von Montenevada und an dritter Stelle der Thronfolge, erwachte jäh aus einem Albtraum und blickte starr in die Dunkelheit. Sogar im Schlaf war sein Körper angespannt.
Mürrisch stand er auf, um ins angrenzende Badezimmer zu gehen. Draußen donnerte es zum wiederholten Mal. Mychale tastete nach dem Lichtschalter – und fluchte unterdrückt. Offensichtlich war der Strom im Chalet abgeschaltet, vermutlich bereits seit Monaten. Plötzlich erhellte ein über den schwarzen Himmel zuckender Blitz den Raum, sodass der Prinz Gelegenheit bekam, sich im Spiegel zu betrachten.
Ich sehe grässlich aus, dachte er. Kein Wunder, so wenig, wie er in den letzten Tagen geschlafen hatte. Seit er in Cannes von Bord der Jacht des berühmten Filmstars gegangen war, dessen Namen er schon wieder vergessen hatte, war er fast ununterbrochen unterwegs gewesen. Nach eineinhalb Tagen Fahrt in seinem Lamborghini, ständiger Geschwindigkeitsüberschreitung und mehreren Grenzübertritten, war er nun endlich zu Hause in Carnethia. Statt den fürstlichen Palast anzusteuern, hatte er jedoch beschlossen, sich in die Berge zurückzuziehen. Dort besaß die Familie ein Chalet, das ihr während des Krieges als Zufluchtsort gedient hatte und jetzt ungenutzt war.
Mychale brauchte Zeit für sich, um ungestört zu überlegen, was er tun sollte.
Er drehte den Wasserhahn auf. Das Wasser hatte Gott sei Dank niemand abgedreht. Sowie es hell würde, wollte er den Heißwasserbereiter anstellen, um sich Stephanies Geruch endlich vom Körper zu waschen. Wahrscheinlich hatte der Duft ihres Parfüms den Albtraum ausgelöst. Angewidert zog Mychale das Hemd aus und warf es auf den Boden, dann hielt er die Hände unter das laufende Wasser.
„Au!“
Erschrocken zuckte er zurück. Das Wasser war kochend heiß!
„Was ist hier los?“, fragte er laut. Der Heißwasserbereiter wurde stets abgeschaltet, wenn das Chalet unbewohnt war. Immer!
Er war zu müde, um der mysteriösen Angelegenheit sofort auf den Grund zu gehen. Also drehte er den Temperaturregler Richtung blau, spritzte sich Wasser ins Gesicht und kroch ins Bett zurück. Das heftige Gewitter hörte er gar nicht mehr, so schnell war er wieder eingeschlafen.
Auf Zehenspitzen schlich Abby bis zur Schlafzimmertür und lauschte angestrengt. Nichts! War er überhaupt noch da? Sie musste es wissen. Wie unangenehm, wenn er sie hier entdecken würde! Außerdem brauchte sie den Schlüsselbund, den er aus dem Verschlag am Personaleingang genommen hatte. Ohne die
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