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Julia Extra Band 0299

Julia Extra Band 0299

Titel: Julia Extra Band 0299 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ABBY GREEN RAYE MORGAN HELEN BIANCHIN CAROLE MORTIMER
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dauerhaft im Chalet einnisten. Das ging natürlich nicht. Erstens wollte er allein sein, zweitens wusste er noch immer nicht, was sie eigentlich vorhatte.
    „Was möchten Sie heute Abend essen?“, fragte sie eifrig. „Ich koche uns etwas!“
    „Bis heute Abend sind Sie verschwunden, Abby.“ Er schlug einen bewusst energischen Tonfall an. „Ich fahre Sie und das Baby so bald wie möglich ins Dorf.“
    „Ich kann nicht ins Dorf.“
    „Sie haben doch mal dort gewohnt. Können Sie nicht irgendwo unterkommen?“
    Abby schüttelte nur stumm den Kopf.
    Er fühlte sich wie ein Unmensch, doch was sollte er tun? So leid es ihm tat, für Abby war kein Platz in diesem Haus. Zumindest jetzt nicht.
    „Dann bringe ich Sie eben zum Bahnhof.“
    Er wandte sich ab, als er Tränen in ihren wunderschönen Augen schimmern sah. Er musste hart bleiben, egal wie hilflos sie ihn anblickte.
    „Wovor laufen Sie weg, Abby?“, fragte er schließlich und blickte wieder hinaus in den Regen.
    Sie räusperte sich. „Vor meinem Onkel.“
    „Dr. Zaire?“
    „Ja. Mir geht es genau wie Ihnen. Ich muss auch allein sein, um mir über einige Dinge klar zu werden. Mein Onkel will mich zu etwas zwingen, was ich nicht akzeptieren kann.“
    „Dann sitzen wir wohl im selben Boot.“ Nachdenklich sah er vor sich hin. Hoffentlich hatte sie sich diese Geschichte nicht nur ausgedacht, um eine Gemeinsamkeit mit ihm zu finden, damit er Verständnis für sie aufbrachte. Sein automatisches Misstrauen gefiel ihm selbst nicht, doch er war im Leben schon zu oft belogen worden. Inzwischen hatte er sich ein dickes Fell zugelegt. Jeder wollte etwas von ihm – besonders Frauen konnten da überaus raffiniert sein.
    „Gibt es keinen Ehemann?“, fragte er und riskierte einen raschen Seitenblick.
    „Wie? Ach so. Nein, ich bin nicht verheiratet.“
    „Aha, dann liegt darin wohl das Problem.“
    „Nein. Ich will keinen Mann. Mit dem Baby ist sowieso schon alles schwierig genug.“
    Das war ja eine seltsame Einstellung. „Ich wollte damit nur andeuten, dass es Ihrem Onkel offenbar nicht passt, sich um seine Nichte inklusive uneheliches Kind zu kümmern.“ Mitleidig sah er sie jetzt an. „Hat er Sie vor die Tür gesetzt, Abby?“
    Sie hielt seinem Blick stand, dann wandte sie sich ab und schloss verzweifelt die Augen. Wie sollte sie Mychale ihre Lage erklären? Alles war so ein großes Durcheinander. Konnte sie ihm wirklich sagen, unter welch schrecklichen Umständen Julienne nach der Geburt in dieser fürchterlichen Dachkammer gestorben war? Lediglich eine Hebamme war bei ihr gewesen. Ihr Onkel hatte geschäumt vor Wut, als er erfuhr, was passiert war. Und er hatte die Fürstenfamilie für die Tragödie verantwortlich gemacht. Sein Zorn auf die Montenevadas war unermesslich gewesen.
    Was würde Mychale denken, wenn sie ihm verriet, dass ihr Onkel plante, Brianna als das verschwundene Baby des Thronfolgers, Fürst Dane, auszugeben? Ob er Verständnis dafür aufbrachte, dass sie das nicht zulassen konnte und deshalb mit dem Baby auf der Flucht war?
    Vielleicht. Aber dazu musste sie ihm die ganze Geschichte erzählen, und das traute sie sich einfach nicht.
    „Sie sind ein merkwürdiges Mädchen, Abby“, sagte er.
    „Kann schon sein.“ Sie schenkte ihm ein betont ungezwungenes Lächeln. „So was wie mich sind Sie nicht gewohnt, was?“
    „Stimmt.“ Mychale lächelte leicht.
    „Damit müssen Sie sich abfinden. Im Gegensatz zu anderen Frauen will ich nichts von Ihnen. Ich möchte nur ein kleines Plätzchen, wo Brianna und ich einige Tage in Sicherheit sind und wo ich überlegen kann, wie es weitergehen soll. Am besten ignorieren Sie uns einfach.“
    Erschöpft lehnte er sich mit dem Rücken gegen die kalte Fensterscheibe. Das Schwindelgefühl setzte schon wieder ein. Es fiel ihm so ungeheuer schwer, Abby zu enttäuschen, zumal sie schon wieder den Tränen nahe war. Das war alles zu viel für ihn.
    „Sie werden gar nicht merken, dass wir im Haus sind. Ich schwöre es!“
    „Das ist ein Irrtum. Ihre Anwesenheit ist mir nur zu bewusst.“ Er sah sie durchdringend an. Es verlangte ihm wirklich viel ab, diesem süßen Geschöpf einen Korb zu geben. Doch er hatte keine andere Wahl.
    „Es tut mir sehr leid, Abby, aber ich kann mich nicht entspannen, wenn ich weiß, dass eine fremde Person im Haus ist. Und erst recht nicht, wenn sie alles versucht, um mir aus dem Weg zu gehen. Ich werde Sie nachher ins Dorf bringen.“
    Verzweifelt biss Abby sich auf die Lippe

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